Vorlesung Magie und Welt in der Schule der Vier Tuerme
Vorlesung Magie und Welt in der Schule der Vier Tuerme
4. Ingerim 998 BF, gegen Mittag, Schule der Vier Tuerme zu Mirham, Kleines Auditorium
Magister Xerdon Braunklamm, ein hagerer Mann um die sechzig mit langem weissem Kinnbart haelt seinen Vortrag vor der Abschlussklasse zum Thema Magiephilosophie. Die Halle aus schwarzem Stein ist gut gefuellt, denn heute wird ein interessanter Ansatz angesprochen, an dessen Urheber sich die Geister scheiden wie an keinem anderen Magier der Vergangenheit, sieht man einmal von Ometheons Theorien ab. Es geht um die Philosophie des Tarsonius von Bethana.
"Werte Scolaren, werte Adepten, werte Collegi.
Nachdem wir uns die letzten Wochen eingehend der vereinheitlichten Kraeftetheorie des geschaetzten Collegus Finkenfarn gewidmet haben ist es nun heute an der Zeit einen weiteren, wesentlich umstritteneren Ansatz zu debattieren, die philosophischen Thesen des Tarsonius von Bethana, den man auch Borbarad nennt. Wie Euch sicher bekannt ist war er zunaechst Schueler Rohals um sich sodann von diesem zu loesen und eigene Wege zu gehen. Er errichtete sich eine Residenz in der Gorischen Wueste und forschte dort viele Jahre lang bis er im sogenannten Krieg der Magier von Rohal selbst vernichtet wurde. Wir wollen uns heute aber nicht mit dem geschichtlichen Aspekt des Lebens dieser hochinteressanten Persoenlichkeit beschaeftigen sondern mit seinen philosophischen Thesen. Lasst mich zunaechst einige einleitende Worte dazu verlieren bevor wir in die disputatio uebergehen um sodann die Ergebnisse derselben zusammenzutragen.
Magister Xerdon Braunklamm, ein hagerer Mann um die sechzig mit langem weissem Kinnbart haelt seinen Vortrag vor der Abschlussklasse zum Thema Magiephilosophie. Die Halle aus schwarzem Stein ist gut gefuellt, denn heute wird ein interessanter Ansatz angesprochen, an dessen Urheber sich die Geister scheiden wie an keinem anderen Magier der Vergangenheit, sieht man einmal von Ometheons Theorien ab. Es geht um die Philosophie des Tarsonius von Bethana.
"Werte Scolaren, werte Adepten, werte Collegi.
Nachdem wir uns die letzten Wochen eingehend der vereinheitlichten Kraeftetheorie des geschaetzten Collegus Finkenfarn gewidmet haben ist es nun heute an der Zeit einen weiteren, wesentlich umstritteneren Ansatz zu debattieren, die philosophischen Thesen des Tarsonius von Bethana, den man auch Borbarad nennt. Wie Euch sicher bekannt ist war er zunaechst Schueler Rohals um sich sodann von diesem zu loesen und eigene Wege zu gehen. Er errichtete sich eine Residenz in der Gorischen Wueste und forschte dort viele Jahre lang bis er im sogenannten Krieg der Magier von Rohal selbst vernichtet wurde. Wir wollen uns heute aber nicht mit dem geschichtlichen Aspekt des Lebens dieser hochinteressanten Persoenlichkeit beschaeftigen sondern mit seinen philosophischen Thesen. Lasst mich zunaechst einige einleitende Worte dazu verlieren bevor wir in die disputatio uebergehen um sodann die Ergebnisse derselben zusammenzutragen.
Zuletzt geändert von Esperanus am 11. September 2003, 18:27, insgesamt 1-mal geändert.
Der wohlgekleidete Mann betritt auf leisen Sohlen das Auditorium. Etwas zu spät erscheint er, denn Magister Xerdon Braunklamm hat seinen Vortrag bereits begonnen. So schiebt er sich auch, sichtlich um die Wahrung der Ruhe bemüht, zwischen den stehenden Studiosi hindurch zu einigen freien Sitzplätzen, die den studierten Magiern, Magistern und anderen ehrenwerten Persönlichkeiten vorenthalten sind.
Dort angekommen beugt sich der dezent geschminkte Tulamide mit den gepflegten, langen Haaren und dem gestutzten und gewachsten Kinnbart kurz herab und begrüßt offenbar zwei der dort sitzenden Magister. Jedenfalls läßt die Tatsache, dass sie sich kurz die Hand geben und ein paar freundliche Worte wechseln, wohl darauf schließen. Anschließend zupft der Herr seine seidene Hose etwas zurecht und löst den untersten Knopf seiner Brokatweste, ehe er sich auf einem der freien Plätze niederläßt.
Aus einer kleinen Tasche holt er ein Notizbüchlein und eingefaßte Kohlestifte hervor, während er seine Aufmerksamkeit allein auf den Vortragenden richtet.
Schließlich referierte er bis vor wenigen Monaten noch selbst diese Thematik in Fasar, bis er aufgrund des bedauerlichen Unwissens und mangelnden Respekts der dortigen Spektabilität vor der wahren Wissenschaft seines Amtes verlustig ging.
Und so lauscht Liscom Ghosipar von Fasar nun gebannt dem Vortrag zur borbaradianischen Magiephilosophie...
Dort angekommen beugt sich der dezent geschminkte Tulamide mit den gepflegten, langen Haaren und dem gestutzten und gewachsten Kinnbart kurz herab und begrüßt offenbar zwei der dort sitzenden Magister. Jedenfalls läßt die Tatsache, dass sie sich kurz die Hand geben und ein paar freundliche Worte wechseln, wohl darauf schließen. Anschließend zupft der Herr seine seidene Hose etwas zurecht und löst den untersten Knopf seiner Brokatweste, ehe er sich auf einem der freien Plätze niederläßt.
Aus einer kleinen Tasche holt er ein Notizbüchlein und eingefaßte Kohlestifte hervor, während er seine Aufmerksamkeit allein auf den Vortragenden richtet.
Schließlich referierte er bis vor wenigen Monaten noch selbst diese Thematik in Fasar, bis er aufgrund des bedauerlichen Unwissens und mangelnden Respekts der dortigen Spektabilität vor der wahren Wissenschaft seines Amtes verlustig ging.
Und so lauscht Liscom Ghosipar von Fasar nun gebannt dem Vortrag zur borbaradianischen Magiephilosophie...
"Nun denn", Xerdon bedenkt den Neuankoemmling mit einem wissenden Laecheln, "da nun alle Interessenten versammelt sind: Die Philosophie des Tharsonius von Bethana.
Eine Grundidee durchzieht die Schriften und Berichte, die uns von beziehungsweise ueber Borbarad ueberliefert sind: Der Gedanke der Freiheit, damit moechte ich meine Ausfuehrungen auch beginnen. Unter Freiheit versteht Borbarad im Wesentlichen die persoenliche Freiheit des Individuums. Jedwede Einengung derselben behindere die Entwicklung des Geistes und sei so eklatant gegen Grundbestrebungen des Menschen gerichtet. Einengungen koennen dabei von verschiedenen Seiten kommen.
Ad primum ist natuerlich die offensichtlichste Einengung diejenige, die von Gesetzen, Vorschriften und Regelungen der weltlichen Ordnung, der Herrscher, der Gerichtsbarkeit verursacht wird zu nennen. Borbarads Bestrebungen gegen diese Art der Ordnung vorzugehen waren jedoch nicht sonderlich ausgepraegt und er geht auch in seinen Schriften kaum darauf ein. Er hielt diesen Aspekt wohl fuer derart offensichtlich, dass eine weitere Auseinandersetzung sich nicht lohnen wuerde. Und in der Tat ist eine Einengung aus diesen Faellen heraus ja auch evident, inwieweit diese fuer ein Zusammenleben vernunftbegabter Wesen jedoch unerlaesslich ist mag dahingestellt bleiben. Dies wirft die Frage auf: Wandte sich Borbarad ab von dem, was mein geschaetzter Collegus in Fasar als 'grundlegend vertretbare Einschraenkung jedweder Freiheit aus Gruenden konfliktminimierenden Zusammenlebens' bezeichnet? Ergo, wandte er sich gegen die Ordnung der Welt wie wir sie kennen, eine Ordnung die auf Herrschen und Beherrscht werden basiert? Ich glaube dass dies nicht der Fall ist. Borbarad zielt hier vielmehr auf die Moeglichkeit ab, durch Ueberschreitung von Freiheitsbegrenzungen anderer Art, auf die ich sogleich kommen werde, die eigene Position in diesem Kontinuum neu zu definieren. Aber dies ist sicherlich eine kontrovers zu diskutierende Frage und soll somit bis zur disputatio am Ende meiner einleitenden Ausfuehrungen zurueckgestellt werden. Kommen wir nun zu
Ad secundum, der Beschraenkungen der Freiheit aus soziokulturellen Gruenden. Hierunter versteht Borbarad die Beschraenkungen, die das menschliche Zusammenleben, unabhaengig von konkreten Gesetzen, dem Menschen auferlegt. Hierbei sind Themen wie die Fuersorge im Familien- oder Sippenverbund, Verpflichtungen die sich aus Verwandschaftsbeziehungen jedweder Art ergeben, aus Tradition und Ueberlieferung tradierte Vorgehensweisen und aehnlich gelagerte Faelle von Bedeutung. Hier spricht sich Borbarad klar dafuer aus, seine eigene Freiheit ueber die der anderen und der Ueberlieferung zu stellen. Er plaediert dafuer, ueberliefertes fortwaehrend auf seine Sinnhaftigkeit fuer den konkreten Fall zu ueberpruefen und sich von alten Vorstellungen zu loesen wenn sie den konkreten Anforderungen der Gegenwart nicht gerecht werden. Eine Einschaetzung der wir uns, werte Collegi, wie ich annehme, recht eindeutig anschliessen koennen.
Ad tertium ist der strittigste Punkt zu nennen, die Grenzen des eigenen Selbst beziehungsweise die von den Goettern gezogenen Grenzen. Ich gebe zu dass die Abgrenzung zum ersten Punkt nicht voellig eindeutig ist da in diesem ja in einem gewissen Sinne ein Verstoss gegen Praios Gesetz impliziert wird, zumindest ein Verstoss gegen die Auslegung von Praios' Willen durch seine derischen Stellvertreter. Hier ist aber mehr das Ueberschreiten des philosophisch-ethisch begruendeten Selbstbeschraenkungsprozess gemeint, unabhaengig davon, ob aus theologischen oder moralphilosophischen Ueberlegungen heraus abgeleitet. Hier sind Begriffe wie Moral, Gewissen, goettliche Ordnung und aehnliches relevant. Borbarad wendet sich in einem recht radikalen Schritt gegen diese zweifellos einengenden Paradigmen und spricht sich explizit dafuer aus, diese Grenzen bewusst zu ueberschreiten. In Anlehnung an die Magietheorie des Ometheon wendet er sich auch gegen den Absolutheitsanspruch goettlicher Gebote. Bekanntester und strittigster Fall in diesem Zusamenhang ist Borbarads Einstellung zur Magie. Waehrend die allgemeine Lehre davon ausgeht, dass die Magie grundsaetzlich nur wenigen zur Verfuegung steht, unabhaengig davon ob man deren Entstehen auf einen Frevel zurueckfuert und somit fuer per se negativ erklaert oder als natuerlichen Teil von Los Schoepfung begreift, spricht Borbarad davon, dass lediglich die menschliche Selbstbegrenzung jeden einzelnen daran hindert die Gabe der Magie fuer sich zu nutzen. Borbarad wendet dabei Analogien an, die vereinfacht gesagt darlegen, dass es wie in jeder anderen Begabung auch mehr oder weniger Begabte in der Kunst der Magie gibt. Aber so wie auch ein wenig begabter Kaempfer durch ausreichend Uebung und Selbstdisziplin zu einem passablen Streiter werden kann so kann auch jemand, der in der Magie keine natuerliche Begabung aufweist, durch ausreichende, unter Umstaenden unter Anleitung ausgefuehrte Uebungen und Praktiken einen Zugang zur Magie finden. Dieser Schritt, als Ueberschreiten der goettlichen Ordnung interpretierbar, ist hierbei ein Schritt auf dem Weg zur persoenlichen Freiheit des Einzelnen. Die Magie an sich erkennt Borbarad hier, fuer die Magietheoretiker neuerer Zeit recht ungewoehnlich, nicht als eigenes Ziel sondern lediglich als Werkzeug an.
Bevor ich zu meinem naechsten Punkt komme, den Widerspruechen in Borbarads Thesen die sich aus der pseudoreligioesen Komponente seines Werkes, hier sei das Stichwort des Seelengoetzen genannt, ergeben, moechte ich zunaechst einmal die disputatio ueber dieses erste und wichtigste Konzept des klassischen Borbaradianismus eroeffnen. Ich habe bereits aufgeregtes Getuschel vernommen, sodann, lasst die werten Collegi und Scolaren an Euren Gedanken teilhaben.
Moeget Ihr den Anfang machen"
Magister Braunklamm deutet ins Auditorium.
Eine Grundidee durchzieht die Schriften und Berichte, die uns von beziehungsweise ueber Borbarad ueberliefert sind: Der Gedanke der Freiheit, damit moechte ich meine Ausfuehrungen auch beginnen. Unter Freiheit versteht Borbarad im Wesentlichen die persoenliche Freiheit des Individuums. Jedwede Einengung derselben behindere die Entwicklung des Geistes und sei so eklatant gegen Grundbestrebungen des Menschen gerichtet. Einengungen koennen dabei von verschiedenen Seiten kommen.
Ad primum ist natuerlich die offensichtlichste Einengung diejenige, die von Gesetzen, Vorschriften und Regelungen der weltlichen Ordnung, der Herrscher, der Gerichtsbarkeit verursacht wird zu nennen. Borbarads Bestrebungen gegen diese Art der Ordnung vorzugehen waren jedoch nicht sonderlich ausgepraegt und er geht auch in seinen Schriften kaum darauf ein. Er hielt diesen Aspekt wohl fuer derart offensichtlich, dass eine weitere Auseinandersetzung sich nicht lohnen wuerde. Und in der Tat ist eine Einengung aus diesen Faellen heraus ja auch evident, inwieweit diese fuer ein Zusammenleben vernunftbegabter Wesen jedoch unerlaesslich ist mag dahingestellt bleiben. Dies wirft die Frage auf: Wandte sich Borbarad ab von dem, was mein geschaetzter Collegus in Fasar als 'grundlegend vertretbare Einschraenkung jedweder Freiheit aus Gruenden konfliktminimierenden Zusammenlebens' bezeichnet? Ergo, wandte er sich gegen die Ordnung der Welt wie wir sie kennen, eine Ordnung die auf Herrschen und Beherrscht werden basiert? Ich glaube dass dies nicht der Fall ist. Borbarad zielt hier vielmehr auf die Moeglichkeit ab, durch Ueberschreitung von Freiheitsbegrenzungen anderer Art, auf die ich sogleich kommen werde, die eigene Position in diesem Kontinuum neu zu definieren. Aber dies ist sicherlich eine kontrovers zu diskutierende Frage und soll somit bis zur disputatio am Ende meiner einleitenden Ausfuehrungen zurueckgestellt werden. Kommen wir nun zu
Ad secundum, der Beschraenkungen der Freiheit aus soziokulturellen Gruenden. Hierunter versteht Borbarad die Beschraenkungen, die das menschliche Zusammenleben, unabhaengig von konkreten Gesetzen, dem Menschen auferlegt. Hierbei sind Themen wie die Fuersorge im Familien- oder Sippenverbund, Verpflichtungen die sich aus Verwandschaftsbeziehungen jedweder Art ergeben, aus Tradition und Ueberlieferung tradierte Vorgehensweisen und aehnlich gelagerte Faelle von Bedeutung. Hier spricht sich Borbarad klar dafuer aus, seine eigene Freiheit ueber die der anderen und der Ueberlieferung zu stellen. Er plaediert dafuer, ueberliefertes fortwaehrend auf seine Sinnhaftigkeit fuer den konkreten Fall zu ueberpruefen und sich von alten Vorstellungen zu loesen wenn sie den konkreten Anforderungen der Gegenwart nicht gerecht werden. Eine Einschaetzung der wir uns, werte Collegi, wie ich annehme, recht eindeutig anschliessen koennen.
Ad tertium ist der strittigste Punkt zu nennen, die Grenzen des eigenen Selbst beziehungsweise die von den Goettern gezogenen Grenzen. Ich gebe zu dass die Abgrenzung zum ersten Punkt nicht voellig eindeutig ist da in diesem ja in einem gewissen Sinne ein Verstoss gegen Praios Gesetz impliziert wird, zumindest ein Verstoss gegen die Auslegung von Praios' Willen durch seine derischen Stellvertreter. Hier ist aber mehr das Ueberschreiten des philosophisch-ethisch begruendeten Selbstbeschraenkungsprozess gemeint, unabhaengig davon, ob aus theologischen oder moralphilosophischen Ueberlegungen heraus abgeleitet. Hier sind Begriffe wie Moral, Gewissen, goettliche Ordnung und aehnliches relevant. Borbarad wendet sich in einem recht radikalen Schritt gegen diese zweifellos einengenden Paradigmen und spricht sich explizit dafuer aus, diese Grenzen bewusst zu ueberschreiten. In Anlehnung an die Magietheorie des Ometheon wendet er sich auch gegen den Absolutheitsanspruch goettlicher Gebote. Bekanntester und strittigster Fall in diesem Zusamenhang ist Borbarads Einstellung zur Magie. Waehrend die allgemeine Lehre davon ausgeht, dass die Magie grundsaetzlich nur wenigen zur Verfuegung steht, unabhaengig davon ob man deren Entstehen auf einen Frevel zurueckfuert und somit fuer per se negativ erklaert oder als natuerlichen Teil von Los Schoepfung begreift, spricht Borbarad davon, dass lediglich die menschliche Selbstbegrenzung jeden einzelnen daran hindert die Gabe der Magie fuer sich zu nutzen. Borbarad wendet dabei Analogien an, die vereinfacht gesagt darlegen, dass es wie in jeder anderen Begabung auch mehr oder weniger Begabte in der Kunst der Magie gibt. Aber so wie auch ein wenig begabter Kaempfer durch ausreichend Uebung und Selbstdisziplin zu einem passablen Streiter werden kann so kann auch jemand, der in der Magie keine natuerliche Begabung aufweist, durch ausreichende, unter Umstaenden unter Anleitung ausgefuehrte Uebungen und Praktiken einen Zugang zur Magie finden. Dieser Schritt, als Ueberschreiten der goettlichen Ordnung interpretierbar, ist hierbei ein Schritt auf dem Weg zur persoenlichen Freiheit des Einzelnen. Die Magie an sich erkennt Borbarad hier, fuer die Magietheoretiker neuerer Zeit recht ungewoehnlich, nicht als eigenes Ziel sondern lediglich als Werkzeug an.
Bevor ich zu meinem naechsten Punkt komme, den Widerspruechen in Borbarads Thesen die sich aus der pseudoreligioesen Komponente seines Werkes, hier sei das Stichwort des Seelengoetzen genannt, ergeben, moechte ich zunaechst einmal die disputatio ueber dieses erste und wichtigste Konzept des klassischen Borbaradianismus eroeffnen. Ich habe bereits aufgeregtes Getuschel vernommen, sodann, lasst die werten Collegi und Scolaren an Euren Gedanken teilhaben.
Moeget Ihr den Anfang machen"
Magister Braunklamm deutet ins Auditorium.
Zuletzt geändert von Esperanus am 11. September 2003, 18:27, insgesamt 1-mal geändert.
- Morwen Jin-Rah
- Drachenei
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Die Mirhamer Zauberschüler sind nicht dafür bekannt, in ihrer Ausbildung übermäßige Ehrfurcht gegenüber Autoritäten verinnerlicht zu bekommen und Magister Braunklamm sieht mit befriedigtem Lächeln eine Handvoll junger Magier sich ohne Zögern zu Wort melden, während die Magister sich noch vornehm zurückhalten und ihre Anmerkungen und Fragen für die Conclusio aufbewahren.
Eine außerordentlich hübsche Adepta fällt ihm sogleich auf, deren luftig geschneidertes Großes Gewand von der Farbe des Nachthimmels einen Blick auf ihr knapp geschnürtes Mieder erlaubt. Ein wenig keck hebt sie das Kinn als Magister Braunklamm ihr zunickt und sie knapp den Gästen im Auditorium vorstellt: "Adepta Morwen-Jin Rah, Leiterin unserer manufakturiellen Laboratorien, hat das Wort," und die junge, mit extravagantem Schmuck gezierte Magierin verneigt sich kurz.
"Magister, ich möchte Euch in Bezugnahme auf Euren dritten Punkt fragen, ob es possibel wäre, dass der große Tharsonius von Bethana sich nicht ebenfalls nur den Zwängen seiner conditio existenciae beugt, wenn er sich die Magie zum Werkzeug auf dem Weg zur persönlichen Freiheit wählt. Gibt es denn eine Alternative? Allein die vis astralae ist es doch unter allen Mächten, die uns umgeben, die frei verfügbar ist, nicht unter der Knute von als Götter verehrten Wesenheiten, unter dem komplizierenden Einfluss von Elementaren oder gar unter dem allzuoft erratischen Verfügen von menschlichen Machthabern steht! Haben wir nicht gelernt, dass die sogenannte Sternenkraft durch freies Handeln entgegen 'göttlicher' Autorität freigesetzt wurde? Freigesetzt für unseren Gebrauch und zu unserer Erhöhung über die ordinäre Welt. Ist es unter diesen Umständen denn ein Wunder, wenn der große Borbarad sich ausgerechnet dieser Macht bedient - und nocheinmal: gäbe es eine andere Wahl? Mir will das nicht als eine Besonder- oder gar eine Kühnheit auffallen..."
Mit provozierendem Lächeln und einer inquisitorisch hochgezogenen Braue blickt die Adepta sich um und ihr Blick begegnet dem kalten Starren der Magistra Ennyd-Jin Rah in den hinteren Sitzreihen, einer knorrigen Gestalt, die anderswo in Aventurien als "Hexe von H'Rabaal" bekannt ist... Die gealterte Schönheit verzieht verächtlich die Mundwinkel, worauf ihre Tochter zuerst etwas unsicher wird und dann kurz den Kopf senkt. Als sie gleich wieder aufschaut blitzt in ihren Augen für einen Moment noch kalter Hass - eine Blöße, die Magister Braunklamm als einer von wenigen unwillig zur Kenntnis nimmt. Er würde die Adepta später auf ihre Schwäche hinweisen müssen, die ewige Fehde zwischen den Jin Rahs würde früher oder später durch ein Zauberduell entschieden werden, aber Morwen-Jin war eindeutig noch nicht bereit dafür...
Eine außerordentlich hübsche Adepta fällt ihm sogleich auf, deren luftig geschneidertes Großes Gewand von der Farbe des Nachthimmels einen Blick auf ihr knapp geschnürtes Mieder erlaubt. Ein wenig keck hebt sie das Kinn als Magister Braunklamm ihr zunickt und sie knapp den Gästen im Auditorium vorstellt: "Adepta Morwen-Jin Rah, Leiterin unserer manufakturiellen Laboratorien, hat das Wort," und die junge, mit extravagantem Schmuck gezierte Magierin verneigt sich kurz.
"Magister, ich möchte Euch in Bezugnahme auf Euren dritten Punkt fragen, ob es possibel wäre, dass der große Tharsonius von Bethana sich nicht ebenfalls nur den Zwängen seiner conditio existenciae beugt, wenn er sich die Magie zum Werkzeug auf dem Weg zur persönlichen Freiheit wählt. Gibt es denn eine Alternative? Allein die vis astralae ist es doch unter allen Mächten, die uns umgeben, die frei verfügbar ist, nicht unter der Knute von als Götter verehrten Wesenheiten, unter dem komplizierenden Einfluss von Elementaren oder gar unter dem allzuoft erratischen Verfügen von menschlichen Machthabern steht! Haben wir nicht gelernt, dass die sogenannte Sternenkraft durch freies Handeln entgegen 'göttlicher' Autorität freigesetzt wurde? Freigesetzt für unseren Gebrauch und zu unserer Erhöhung über die ordinäre Welt. Ist es unter diesen Umständen denn ein Wunder, wenn der große Borbarad sich ausgerechnet dieser Macht bedient - und nocheinmal: gäbe es eine andere Wahl? Mir will das nicht als eine Besonder- oder gar eine Kühnheit auffallen..."
Mit provozierendem Lächeln und einer inquisitorisch hochgezogenen Braue blickt die Adepta sich um und ihr Blick begegnet dem kalten Starren der Magistra Ennyd-Jin Rah in den hinteren Sitzreihen, einer knorrigen Gestalt, die anderswo in Aventurien als "Hexe von H'Rabaal" bekannt ist... Die gealterte Schönheit verzieht verächtlich die Mundwinkel, worauf ihre Tochter zuerst etwas unsicher wird und dann kurz den Kopf senkt. Als sie gleich wieder aufschaut blitzt in ihren Augen für einen Moment noch kalter Hass - eine Blöße, die Magister Braunklamm als einer von wenigen unwillig zur Kenntnis nimmt. Er würde die Adepta später auf ihre Schwäche hinweisen müssen, die ewige Fehde zwischen den Jin Rahs würde früher oder später durch ein Zauberduell entschieden werden, aber Morwen-Jin war eindeutig noch nicht bereit dafür...
"Nun, werte Adepta, eine auf den ersten Blick wohl berechtigte Frage. Um sie zu beantworten muss ich ein wenig weiter ausholen.
Wie Ihr sicher wisst, lehrt die derzeit verbreiteteste Theorie ueber den Ursprung der Welt, dass Mada durch ihren Frevel die Magie in die dritte Sphaehre brachte, sei es durch ein Durchstossen der alle Sphaeren trennenden Ordnung wie am haeufigsten vertreten wird, sei es durch die Zerstoerung der Zitadelle der Kraft, die, wie man annimmt, in der gorischen Wueste lokalisiert war. Ich bin mir bewusst, dass gerade die Theorie der elementaren Zitadellen hochgradig spekulativ und in Kombination mit der Aussage, die Kraft als 7. Element zu begreifen, geradezu gewagt erscheinen muss, dennoch erscheint diese These, wenn man dem Grundgedanken, Madas Frevel, folgen mag, zumindest nicht voellig unplausibel. Doch ist diese Entstehungstheorie zwar die unter Menschen verbreitetste, aber dennoch nicht die einzige. So sehen z.B. die Voelker der Elfen die Magie als natuerlichen Bestandteil der Welt und seien wir einmal ehrlich, ausser den Ueberlieferungen der Praioskirche gibt es wahrlich kaum etwas was auf einen Frevel als Urgrund der Magie hindeutet. Spricht nicht schon allein die Tatsache, dass mit Hesinde eine Goettin die Magie zu ihrer, ich moechte einmal sagen Einflussspaehre zaehlt dafuer, dass die Entstehung von den Goettern nicht so negativ gesehen wird wie uns die Praioskirche vermitteln will? Ich persoehnlich tendiere zu der Ueberzeugung, das die vis astralae ein Grundprinzip der Dritten Sphaere darstellt, aber diese Diskussion soll heute nicht Gegenstand der Betrachtung sein.
Zu Eurem zweiten Punkt: Gerade Ihr als Zauberschuelerin solltet doch am Besten wissen, dass die Kraft der Sphaeren keineswegs freier verfuegbar ist als zum Beispiel die der Elemente. Ist es nicht am Zauberwirker, die Kraft aus chaotischer Form in geordnete Bahnen zu lenken, ein Muster zu bilden und damit eine Wirkung zu erziehlen? Verhaelt es sich nicht mit einem Schmied oder einem Steinmetz aehnlich, die ihre jeweiligen Elemente in die ihnen genehme Form bringen?
Zum dritten haette es Eure Frage bereits beantwortet, wenn Ihr meinen Ausfuehrungen ein wenig genauer gelauscht haettet. Es ging Borbarad nie darum, ebenso wenig wie mir bei diesem discursus, ob die vis astralae leicht oder schwer zu gebrauchen ist, es ging um existentielle Frage nach den Grenzen, die sich der Mensch selbst setzt. Borbarad war zwar als Magier von grosser Begabung und Macht, doch lag seine eigentliche Bedeutung und seine Macht nicht darin, Formeln zu weben und spektakulaere Effekte zu erzielen oder seine Feinde mit magischem Feuer zu verzehren was manchen Collegi heutzutage offensichtlich als die Krone der magischen Kuenste erscheint, nein, Borbarads wahre Faehigkeiten und Leistungen lagen auf dem Gebiet der philosophia und der reinen Forschung, des unbeschraenkten Geistes um es einmal so auszudruecken. Daher ist auch nicht die Frage, welcher Mittel sich Borbarad bedient relevant, bedeutend ist vielmehr, welche Ziele, Gedanken und Meinungen er verfolgte. Das Beispiel der Magie fuer jedermann erscheint mir jedoch als das anschaulichste und bekannteste in seinem Werk und es steht somit gleichsam als Symbol fuer eine Losloesung von alten Vorstellungen und Dogmata.
Weitere Fragen?"
Wie Ihr sicher wisst, lehrt die derzeit verbreiteteste Theorie ueber den Ursprung der Welt, dass Mada durch ihren Frevel die Magie in die dritte Sphaehre brachte, sei es durch ein Durchstossen der alle Sphaeren trennenden Ordnung wie am haeufigsten vertreten wird, sei es durch die Zerstoerung der Zitadelle der Kraft, die, wie man annimmt, in der gorischen Wueste lokalisiert war. Ich bin mir bewusst, dass gerade die Theorie der elementaren Zitadellen hochgradig spekulativ und in Kombination mit der Aussage, die Kraft als 7. Element zu begreifen, geradezu gewagt erscheinen muss, dennoch erscheint diese These, wenn man dem Grundgedanken, Madas Frevel, folgen mag, zumindest nicht voellig unplausibel. Doch ist diese Entstehungstheorie zwar die unter Menschen verbreitetste, aber dennoch nicht die einzige. So sehen z.B. die Voelker der Elfen die Magie als natuerlichen Bestandteil der Welt und seien wir einmal ehrlich, ausser den Ueberlieferungen der Praioskirche gibt es wahrlich kaum etwas was auf einen Frevel als Urgrund der Magie hindeutet. Spricht nicht schon allein die Tatsache, dass mit Hesinde eine Goettin die Magie zu ihrer, ich moechte einmal sagen Einflussspaehre zaehlt dafuer, dass die Entstehung von den Goettern nicht so negativ gesehen wird wie uns die Praioskirche vermitteln will? Ich persoehnlich tendiere zu der Ueberzeugung, das die vis astralae ein Grundprinzip der Dritten Sphaere darstellt, aber diese Diskussion soll heute nicht Gegenstand der Betrachtung sein.
Zu Eurem zweiten Punkt: Gerade Ihr als Zauberschuelerin solltet doch am Besten wissen, dass die Kraft der Sphaeren keineswegs freier verfuegbar ist als zum Beispiel die der Elemente. Ist es nicht am Zauberwirker, die Kraft aus chaotischer Form in geordnete Bahnen zu lenken, ein Muster zu bilden und damit eine Wirkung zu erziehlen? Verhaelt es sich nicht mit einem Schmied oder einem Steinmetz aehnlich, die ihre jeweiligen Elemente in die ihnen genehme Form bringen?
Zum dritten haette es Eure Frage bereits beantwortet, wenn Ihr meinen Ausfuehrungen ein wenig genauer gelauscht haettet. Es ging Borbarad nie darum, ebenso wenig wie mir bei diesem discursus, ob die vis astralae leicht oder schwer zu gebrauchen ist, es ging um existentielle Frage nach den Grenzen, die sich der Mensch selbst setzt. Borbarad war zwar als Magier von grosser Begabung und Macht, doch lag seine eigentliche Bedeutung und seine Macht nicht darin, Formeln zu weben und spektakulaere Effekte zu erzielen oder seine Feinde mit magischem Feuer zu verzehren was manchen Collegi heutzutage offensichtlich als die Krone der magischen Kuenste erscheint, nein, Borbarads wahre Faehigkeiten und Leistungen lagen auf dem Gebiet der philosophia und der reinen Forschung, des unbeschraenkten Geistes um es einmal so auszudruecken. Daher ist auch nicht die Frage, welcher Mittel sich Borbarad bedient relevant, bedeutend ist vielmehr, welche Ziele, Gedanken und Meinungen er verfolgte. Das Beispiel der Magie fuer jedermann erscheint mir jedoch als das anschaulichste und bekannteste in seinem Werk und es steht somit gleichsam als Symbol fuer eine Losloesung von alten Vorstellungen und Dogmata.
Weitere Fragen?"
Liscom von Fasar bemerkt wohl die verächtlichen Blicke zwischen Mutter und Tochter Jin-Rah. Er nimmt seine rechte Hand mit dem auffälligen Goldring und ergreift damit kurz die linke Hand der neben ihm sitzenden Magistra Jin-Rah. Mit einem charmant-versöhnlichen Lächeln blickt er sie kurz an, was die Magistra offenbar tatsächlich weit genug beruhigt, dass sie nicht weiter in den Disput zwischen Magister Braunklamm und ihrer Tochter eingreift.
Nachdem die meisten der Adepten ihren Beitrag geleistet haben, meldet Liscom von Fasar sich schließlich selbst zu Wort, in dem er sich erhebt, den Knopf seiner Weste wieder schließt und schließlich würdevoll seine Schreibfeder andeutungsweise erhebt.
Natürlich entgeht diese unscheinbare Wortmeldung dem erfahrenden Magister nicht und so erteilt er ihm das Wort.
"Geschätzter Collegus Braunklamm, Euren exzellenten Ausführungen zur Philosophie des Tharsonius von Bethana kann ich bis zu einem einzigen Punkt nur zustimmen. Eine formidable Conclusio seiner Schriften, wie mir scheint.
Jedoch wirft Punkt 3 Eures Vortrags einige Fragen bei mir auf. Ihr spracht davon, dass Borbarad sich wider die göttliche Ordnung stellte, in dem er beispielsweise die Ansicht vertrat, die Magie einem jeden, unabhängig von seinem natürlichen Talent, nahebringen könne. Ich erinnere da an Euren trefflichen Vergleich mit dem Kriegerhandwerk. Ein jeder vermag ein Schwert zu ergreifen und es zu schwingen, jedoch entscheidet das natürliche Talent darüber, ob ein solche Vorgehen von besonderem Erfolg gekrönt ist oder ob es bei stümperhaften Versuchen bleibt.
Etwas später spracht Ihr davon, dass der Ursprung der Magie als ein Frevel Madas zurecht angezweifelt werden darf, da diese Sichtweise vermutlich aus der Zeit der Priesterkaiser stammt, die bekanntlich insbesondere von der Kirche des Praios geprägt wurde. Zudem zählt das zwölfgöttliche Pantheon mit H'Szint..."
Liscom räuspert sich kurz und vernehmlich.
"...Verzeihung... Zudem zählt das zwölfgöttliche Pantheon mit Hesinde eine Göttin, der die Obhut über die Magie zugesprochen wird. Ein deutliches Indiz für die Duldung der Magie durch zumindest einige der Götter.
Soweit Eure Ausführungen.
Doch nun stellt sich mir die Frage, ob Borbarad somit überhaupt gegen die göttliche Ordnung gehandelt hat. Womöglich handelte er lediglich gegen das, was wir fälschlicherweise für die göttliche Ordnung halten.
Niemand von uns wird sich wohl anmaßen können, die göttliche Ordnung in ihrer Gänze begriffen zu haben. Dazu ist unser sterblicher und vergänglicher Geist garnicht in der Lage. Dies ist offenbar der grundlegendste Unterschied zwischen der drittsphärischen Existenz kulturschaffender Wesen und alveranischen Entitäten.
Wenn wir nun aber in unserer Begrenztheit die göttliche Ordnung nicht einmal zu begreifen im Stande sind, wie sollen wir die Kraft aufbringen, sie auch nur im Geringsten zu erschüttern? Müßte ein Mensch, der wider die göttliche Ordnung handeln wollte, dazu nicht mehr Potential entwickeln, als das zwölfgöttliche Pantheon ordnungserhaltend dagegen stellt?
Demnach könnte nur ein Mensch die göttliche Ordnung gefährden, der mehr Macht auf sich vereinen könnte, als alle ordnungserhaltenden Kräfte, ergo die Götter, aufbringen können. Und dazu wird niemals ein sterblicher Mensch in der Lage sein, darin sind wir uns wohl einig, meine Herrschaften.
Nun mag der berechtigte Einwand kommen, dass beispielsweise die Invocatio eines Daimonen aus dem siebtsphärischen Chaos zweifellos der göttlichen Ordnung zuwider läuft. Jedoch sollten wir uns in diesem Zusammenhang einmal die Größenordnung vor Augen halten. Ruft ein einzelner Adept einen Daimonen aus den Sphären, so ist dieses chaotische Wesen verglichen mit der es umgebenden Ordnung derart winzig und unbedeutend, dass die göttliche Ordnung zu keiner Zeit in ernster Gefahr ist. Und wenn das Chaos tatsächlich einmal Überhand nehmen sollte, so wißt Ihr so gut wie ich, dass die ordnenden Kräfte recht offensichtlich aktiv werden. Ich erinnere nur an die Dämonenschlachten der horasischen Kaiser.
Insgesamt würde ich also vermuten, dass es einem Wesen der dritten Sphäre in seiner Beschränktheit schlichtweg unmöglich ist, dauerhaft und merklich gegen die göttliche Ordnung zu handeln. Es müßte nicht nur mehr Potential aufbringen, als die ordnenden Kräfte entgegen zu setzen hätten, es würde sich zudem als Teil der Ordnung selbst in Frage stellen. Ein doppeltes Paradoxon, wie mir scheint, kann doch weder ein Wesen der dritten Sphären göttliche Macht erlangen, noch kann es sich selbst verneinen.
Selbst wenn wir an dieser Stelle Ometheons Magierphilosophie als zutreffend annehmen würden, bestünde immer noch der Widerspruch, dass jedes Wesen der dritten Sphäre teil ihrer Ordnung ist und allein deshalb schon am Erhalt dieser Ordnung interessiert ist.
Ergo kann Borbarads Handeln nicht gegen den Willen der Götter und damit die Ordnung der Schöpfung gewesen sein, denn sonst hätten zweifellos ordnende Kräfte dem entgegen gewirkt, was jedoch offenbar nicht der Fall ist. Und die Größenordnung von Borbarads Wirken schließt zudem auch aus, dass er möglicherweise doch gegen die göttliche Ordnung handelte, dies aber ähnlich unbedeutend in seinen Auswirkungen war, wie beispielsweise die Invocatio eines einzelnen Daimonen.
Somit hat Borbarad also zwar tatsächlich gegen moralische Prinzipien verstoßen, diese sind jedoch nicht Bestandteil der göttlichen Ordnung, sondern lediglich Ausdruck des menschlichen Verständnisses derselben, das, mit Verlaub gesagt, offensichtlich nicht recht den Tatsachen entspricht.
Fazit: Ein Handeln gegen die göttliche Ordnung wäre Borbarad in diesem Ausmaß niemals möglich gewesen, ohne das Eingreifen ordnender Kräfte zu provozieren. Da dies nicht geschah, kann sein Handeln demnach nur entgegen menschlicher Maßstäbe gewesen sein, seien sie nun moralischer, juristischer oder kultureller Natur."
Nachdem die meisten der Adepten ihren Beitrag geleistet haben, meldet Liscom von Fasar sich schließlich selbst zu Wort, in dem er sich erhebt, den Knopf seiner Weste wieder schließt und schließlich würdevoll seine Schreibfeder andeutungsweise erhebt.
Natürlich entgeht diese unscheinbare Wortmeldung dem erfahrenden Magister nicht und so erteilt er ihm das Wort.
"Geschätzter Collegus Braunklamm, Euren exzellenten Ausführungen zur Philosophie des Tharsonius von Bethana kann ich bis zu einem einzigen Punkt nur zustimmen. Eine formidable Conclusio seiner Schriften, wie mir scheint.
Jedoch wirft Punkt 3 Eures Vortrags einige Fragen bei mir auf. Ihr spracht davon, dass Borbarad sich wider die göttliche Ordnung stellte, in dem er beispielsweise die Ansicht vertrat, die Magie einem jeden, unabhängig von seinem natürlichen Talent, nahebringen könne. Ich erinnere da an Euren trefflichen Vergleich mit dem Kriegerhandwerk. Ein jeder vermag ein Schwert zu ergreifen und es zu schwingen, jedoch entscheidet das natürliche Talent darüber, ob ein solche Vorgehen von besonderem Erfolg gekrönt ist oder ob es bei stümperhaften Versuchen bleibt.
Etwas später spracht Ihr davon, dass der Ursprung der Magie als ein Frevel Madas zurecht angezweifelt werden darf, da diese Sichtweise vermutlich aus der Zeit der Priesterkaiser stammt, die bekanntlich insbesondere von der Kirche des Praios geprägt wurde. Zudem zählt das zwölfgöttliche Pantheon mit H'Szint..."
Liscom räuspert sich kurz und vernehmlich.
"...Verzeihung... Zudem zählt das zwölfgöttliche Pantheon mit Hesinde eine Göttin, der die Obhut über die Magie zugesprochen wird. Ein deutliches Indiz für die Duldung der Magie durch zumindest einige der Götter.
Soweit Eure Ausführungen.
Doch nun stellt sich mir die Frage, ob Borbarad somit überhaupt gegen die göttliche Ordnung gehandelt hat. Womöglich handelte er lediglich gegen das, was wir fälschlicherweise für die göttliche Ordnung halten.
Niemand von uns wird sich wohl anmaßen können, die göttliche Ordnung in ihrer Gänze begriffen zu haben. Dazu ist unser sterblicher und vergänglicher Geist garnicht in der Lage. Dies ist offenbar der grundlegendste Unterschied zwischen der drittsphärischen Existenz kulturschaffender Wesen und alveranischen Entitäten.
Wenn wir nun aber in unserer Begrenztheit die göttliche Ordnung nicht einmal zu begreifen im Stande sind, wie sollen wir die Kraft aufbringen, sie auch nur im Geringsten zu erschüttern? Müßte ein Mensch, der wider die göttliche Ordnung handeln wollte, dazu nicht mehr Potential entwickeln, als das zwölfgöttliche Pantheon ordnungserhaltend dagegen stellt?
Demnach könnte nur ein Mensch die göttliche Ordnung gefährden, der mehr Macht auf sich vereinen könnte, als alle ordnungserhaltenden Kräfte, ergo die Götter, aufbringen können. Und dazu wird niemals ein sterblicher Mensch in der Lage sein, darin sind wir uns wohl einig, meine Herrschaften.
Nun mag der berechtigte Einwand kommen, dass beispielsweise die Invocatio eines Daimonen aus dem siebtsphärischen Chaos zweifellos der göttlichen Ordnung zuwider läuft. Jedoch sollten wir uns in diesem Zusammenhang einmal die Größenordnung vor Augen halten. Ruft ein einzelner Adept einen Daimonen aus den Sphären, so ist dieses chaotische Wesen verglichen mit der es umgebenden Ordnung derart winzig und unbedeutend, dass die göttliche Ordnung zu keiner Zeit in ernster Gefahr ist. Und wenn das Chaos tatsächlich einmal Überhand nehmen sollte, so wißt Ihr so gut wie ich, dass die ordnenden Kräfte recht offensichtlich aktiv werden. Ich erinnere nur an die Dämonenschlachten der horasischen Kaiser.
Insgesamt würde ich also vermuten, dass es einem Wesen der dritten Sphäre in seiner Beschränktheit schlichtweg unmöglich ist, dauerhaft und merklich gegen die göttliche Ordnung zu handeln. Es müßte nicht nur mehr Potential aufbringen, als die ordnenden Kräfte entgegen zu setzen hätten, es würde sich zudem als Teil der Ordnung selbst in Frage stellen. Ein doppeltes Paradoxon, wie mir scheint, kann doch weder ein Wesen der dritten Sphären göttliche Macht erlangen, noch kann es sich selbst verneinen.
Selbst wenn wir an dieser Stelle Ometheons Magierphilosophie als zutreffend annehmen würden, bestünde immer noch der Widerspruch, dass jedes Wesen der dritten Sphäre teil ihrer Ordnung ist und allein deshalb schon am Erhalt dieser Ordnung interessiert ist.
Ergo kann Borbarads Handeln nicht gegen den Willen der Götter und damit die Ordnung der Schöpfung gewesen sein, denn sonst hätten zweifellos ordnende Kräfte dem entgegen gewirkt, was jedoch offenbar nicht der Fall ist. Und die Größenordnung von Borbarads Wirken schließt zudem auch aus, dass er möglicherweise doch gegen die göttliche Ordnung handelte, dies aber ähnlich unbedeutend in seinen Auswirkungen war, wie beispielsweise die Invocatio eines einzelnen Daimonen.
Somit hat Borbarad also zwar tatsächlich gegen moralische Prinzipien verstoßen, diese sind jedoch nicht Bestandteil der göttlichen Ordnung, sondern lediglich Ausdruck des menschlichen Verständnisses derselben, das, mit Verlaub gesagt, offensichtlich nicht recht den Tatsachen entspricht.
Fazit: Ein Handeln gegen die göttliche Ordnung wäre Borbarad in diesem Ausmaß niemals möglich gewesen, ohne das Eingreifen ordnender Kräfte zu provozieren. Da dies nicht geschah, kann sein Handeln demnach nur entgegen menschlicher Maßstäbe gewesen sein, seien sie nun moralischer, juristischer oder kultureller Natur."
"Eine exzellente Anmerkung, geschaetzter Collegus, ich gebe gerne zu, dass Ihr hier Punkte ansprecht, die ich weder entkraeften kann noch entkraeften will.
Ich stimme voellig mit Euch ueberein, dass ein Wesen der Dritten Spaehre per se nicht in der Lage ist, die Ordnung der Goetter zu begreifen, wobei ich auch zu bedenken geben moechte, dass auch diejenigen, die wir als Goetter verehren als Kinder von Los, respektive Sumu, Bestandteil der Schoepfung sind und damit potentiell ebenfalls nicht in der Lage, sie in ihrer Gaenze zu ueberblicken. Ich verweise an dieser Stelle immer gerne auf die schoene Metapher von der Ameise auf der Melone. Stellen wir uns eine Ameise vor, die sich auf einer Melone befindet. Wenn sich diese Ameise nun fragt, wie ihre Welt, die Melone, geschaffen ist, ob sie endlich oder unendlich sich erstreckt, kann sie zu dem Schluss kommen, diese Frage in Empirie zu entscheiden, vulgo versuchen, das Ende der Welt zu finden. Sie wird also in eine Richtung gehen und, aufgrund der Gestalt der Melone niemals an ein Ende gelangen. Ergo ist die logische conclusio fuer die Ameise die Unendlichkeit der Welt. Der Betrachter von ausserhalb jedoch erkennt durch den Wechsel der Perspektive den Fehler in der fuer sich logischen Schlussfolgerung der Ameise, da es ihm sein Blickwinkel erlaubt, das groessere Muster zu begreifen.
Diese altbekannte und oft strapazierte Metapher kann man meiner Meinung nach auch auf das Wesen der Goetter anwenden. Uns, in unserer begrenzten Perspektive muss das Wesen der Goetter zwangsweise dominant und die Goetter selbst als Schaffer der Ordnung erscheinen, waehrend aus einem hoeheren Blickwinkel heraus sich moeglicherweise ganz andere Muster zeigen. Auf der anderen Seite muss uns die vorliegende Ordnung als unendlich beziehungsweise unbeugbar erscheinen da wir nicht in der Lage sind, ihre Einordnung in ein groesseres Ganzes zu begreifen. Doch wollen wir einmal davon ausgehen, dass das, was wir im allgemeinen Sprachgebrauch unter goettlicher Ordnung verstehen im Wesentlichen dass ist, was wirklich als Ordnung der Welt gegeben ist, das Eingreifen der Goetter bei diversen Gegebenheiten deutet ja darauf hin.
Ihr spracht zurecht davon, dass die Ordnung im grossen Masstab von den Goettern geschuetzt wird, Tharsonius von Bethana jedoch so weit wir wissen in keinster Weise von den Goettern bestraft wurde. Ihr folgert daraus, dass Borbarads Handeln, sein Stellen der Freiheit ueber die Moral, daher nicht gegen die Ordnung der Welt gerichtet sein kann. Gleichzeitig weisst Ihr aber auch darauf hin, dass die Ordnung der Welt von den Goettern nur bei wirklich eklatanten Bruechen, wie eben der zweiten Daemonenschlacht, in persona geschuetzt wird. Eure conclusio ist zwar kein Widerspruch zu dieser These, doch erscheint es nicht viel warscheinlicher, dass Tharsonius' Werke die Ordnung der Welt nicht ausreichend erschuettert haben um goettliches Eingreifen, dessen Ausbleiben Euch ja als Argument gegen ein wider die Goetter gerichtetes Vorgehen dient, heraufzubeschwoeren? Ist es nicht vielmehr so, dass wir moeglicherweise die Bedeutung des Werkes des Tharsonius von Bethana dramatisch ueberschaetzen? Ich werde zur weiteren Vertiefung dieses Standpunktes im Folgenden auf die Widersprueche in Borbarads Werk eingehen, insbesondere die pseudoreligioesen Aspekte seiner Schriften. In Eurem zweiten Punkt stimme ich Euch voellig zu, auch ich bin der Ueberzeugung und kann Eurer Argumentationslinie hier vollkommen folgen, dass ein Wesen der Dritten Sphaere prinzipiell alleine nicht in der Lage ist, die Ordnung in markantem Massstab zu erschuettern. Doch auch hier muss ich Euch auf eine Ungenauigkeit in Eurer Argumentation hinweisen. Ihr spracht davon, dass die Zweite Daemonenschlacht als eklatanter Bruch der Ordung gewertet werden kann, und ich stimme Euch darin voellig zu. Doch war nicht auch Hela Horas von menschlicher Art? Eurer Argumentation folgend haette sie also ebenfalls nicht in der Lage sein duerfen, die goettliche Ordnung zu erschuettern. Ich glaube, Hela Horas duerfte Tharsonius von Bethana per se allenfalls ebenbuertig, eher aber unterlegen gewesen sein was ihre magischen und intellektuellen Kapazitaeten angeht. Aber Hela Horas fuehrte wie wir wissen den Stern von Selem mit sich, der ihr ihre Taten ermoeglichte, oder zumindest einen relevanten Beitrag dazu leistete.
Ich moechte hier einmal ein These in den Raum stellen dass zwar ein Mensch ohne Hilfsmittel nicht in der Lage ist die Ordnung wirklich zu erschuettern, mit maechtigen Hilfsmitteln oder auch nur einer ausreichend grossen Zahl an Helfern oder auch Opfern wie in der magica sangui praktiziert sollte dies aber durchaus moeglich sein. Die Tatsache, dass Borbarad derlei nicht tat beziehungsweise nicht ueber die entsprechenden Artefakte verfuegte oder verfuegen wollte laesst kaum den Schluss zu dass es ihm nicht prinzipiell moeglich gewesen waere."
Ich stimme voellig mit Euch ueberein, dass ein Wesen der Dritten Spaehre per se nicht in der Lage ist, die Ordnung der Goetter zu begreifen, wobei ich auch zu bedenken geben moechte, dass auch diejenigen, die wir als Goetter verehren als Kinder von Los, respektive Sumu, Bestandteil der Schoepfung sind und damit potentiell ebenfalls nicht in der Lage, sie in ihrer Gaenze zu ueberblicken. Ich verweise an dieser Stelle immer gerne auf die schoene Metapher von der Ameise auf der Melone. Stellen wir uns eine Ameise vor, die sich auf einer Melone befindet. Wenn sich diese Ameise nun fragt, wie ihre Welt, die Melone, geschaffen ist, ob sie endlich oder unendlich sich erstreckt, kann sie zu dem Schluss kommen, diese Frage in Empirie zu entscheiden, vulgo versuchen, das Ende der Welt zu finden. Sie wird also in eine Richtung gehen und, aufgrund der Gestalt der Melone niemals an ein Ende gelangen. Ergo ist die logische conclusio fuer die Ameise die Unendlichkeit der Welt. Der Betrachter von ausserhalb jedoch erkennt durch den Wechsel der Perspektive den Fehler in der fuer sich logischen Schlussfolgerung der Ameise, da es ihm sein Blickwinkel erlaubt, das groessere Muster zu begreifen.
Diese altbekannte und oft strapazierte Metapher kann man meiner Meinung nach auch auf das Wesen der Goetter anwenden. Uns, in unserer begrenzten Perspektive muss das Wesen der Goetter zwangsweise dominant und die Goetter selbst als Schaffer der Ordnung erscheinen, waehrend aus einem hoeheren Blickwinkel heraus sich moeglicherweise ganz andere Muster zeigen. Auf der anderen Seite muss uns die vorliegende Ordnung als unendlich beziehungsweise unbeugbar erscheinen da wir nicht in der Lage sind, ihre Einordnung in ein groesseres Ganzes zu begreifen. Doch wollen wir einmal davon ausgehen, dass das, was wir im allgemeinen Sprachgebrauch unter goettlicher Ordnung verstehen im Wesentlichen dass ist, was wirklich als Ordnung der Welt gegeben ist, das Eingreifen der Goetter bei diversen Gegebenheiten deutet ja darauf hin.
Ihr spracht zurecht davon, dass die Ordnung im grossen Masstab von den Goettern geschuetzt wird, Tharsonius von Bethana jedoch so weit wir wissen in keinster Weise von den Goettern bestraft wurde. Ihr folgert daraus, dass Borbarads Handeln, sein Stellen der Freiheit ueber die Moral, daher nicht gegen die Ordnung der Welt gerichtet sein kann. Gleichzeitig weisst Ihr aber auch darauf hin, dass die Ordnung der Welt von den Goettern nur bei wirklich eklatanten Bruechen, wie eben der zweiten Daemonenschlacht, in persona geschuetzt wird. Eure conclusio ist zwar kein Widerspruch zu dieser These, doch erscheint es nicht viel warscheinlicher, dass Tharsonius' Werke die Ordnung der Welt nicht ausreichend erschuettert haben um goettliches Eingreifen, dessen Ausbleiben Euch ja als Argument gegen ein wider die Goetter gerichtetes Vorgehen dient, heraufzubeschwoeren? Ist es nicht vielmehr so, dass wir moeglicherweise die Bedeutung des Werkes des Tharsonius von Bethana dramatisch ueberschaetzen? Ich werde zur weiteren Vertiefung dieses Standpunktes im Folgenden auf die Widersprueche in Borbarads Werk eingehen, insbesondere die pseudoreligioesen Aspekte seiner Schriften. In Eurem zweiten Punkt stimme ich Euch voellig zu, auch ich bin der Ueberzeugung und kann Eurer Argumentationslinie hier vollkommen folgen, dass ein Wesen der Dritten Sphaere prinzipiell alleine nicht in der Lage ist, die Ordnung in markantem Massstab zu erschuettern. Doch auch hier muss ich Euch auf eine Ungenauigkeit in Eurer Argumentation hinweisen. Ihr spracht davon, dass die Zweite Daemonenschlacht als eklatanter Bruch der Ordung gewertet werden kann, und ich stimme Euch darin voellig zu. Doch war nicht auch Hela Horas von menschlicher Art? Eurer Argumentation folgend haette sie also ebenfalls nicht in der Lage sein duerfen, die goettliche Ordnung zu erschuettern. Ich glaube, Hela Horas duerfte Tharsonius von Bethana per se allenfalls ebenbuertig, eher aber unterlegen gewesen sein was ihre magischen und intellektuellen Kapazitaeten angeht. Aber Hela Horas fuehrte wie wir wissen den Stern von Selem mit sich, der ihr ihre Taten ermoeglichte, oder zumindest einen relevanten Beitrag dazu leistete.
Ich moechte hier einmal ein These in den Raum stellen dass zwar ein Mensch ohne Hilfsmittel nicht in der Lage ist die Ordnung wirklich zu erschuettern, mit maechtigen Hilfsmitteln oder auch nur einer ausreichend grossen Zahl an Helfern oder auch Opfern wie in der magica sangui praktiziert sollte dies aber durchaus moeglich sein. Die Tatsache, dass Borbarad derlei nicht tat beziehungsweise nicht ueber die entsprechenden Artefakte verfuegte oder verfuegen wollte laesst kaum den Schluss zu dass es ihm nicht prinzipiell moeglich gewesen waere."
In einer fast belehrenden Geste hebt Liscom von Fasar den rechten Zeigefinger, um ihn dann nachdenklich an sein Kinn zu führen.
"Nun, wenn ich mich recht entsinne, so stellt der Stern von Selem ein alveranisches Artefakt dar. Mit Gewißheit mag ich dies natürlich nicht zu sagen, doch heißt es nicht, die Götter hätten in ihrem Zorn über die Umtriebe der Beschwörer von Selem einen Stern vom Firmanent gepflückt und ihn auf die Stadt geschleudert? Wie wir wissen, befinden sich die Sterne, die wir jede Nacht am Himmel funkeln sehen, in der sechsten der Sphären und stellen Halbgötter, Alveraniare und göttliche Sternbilder dar. Somit würde die Vermutung naheliegen, dass der Stern von Selem, welchem sich die schöne Kaiserin Hela-Horas in der Dämonenschlacht bediente, tatsächlich zumindest von göttlicher Essenz durchdrungen war.
Zudem waren die bosparanischen Kaiser meines Wissens nach in der Tat Alveraniare Praios' oder zumindest wahrhaftig göttliche Vertreter des Horas. Jener erschien auf Geheiß Praios' den güldenländischen Siedlern des späteren bosparanischen Reiches und nannte sich ihr Kaiser. In dieser Tradition erhob sich ein jeder Kaiser des Alten Reiches zu einem Horas, was meines Wissens nach mit tatsächlicher Billigung der Götter geschah. So besaß Hela-Horas also in zweierlei Hinsicht göttliche Macht, einmal aufgrund ihres Amtes als Stellvertreterin Horas' auf Dere und einmal durch den Stern von Selem als sechstsphärisches Artefakt.
Ist es nicht auch so, dass es gerade aufgrund dieser Vergöttlichung der Horas-Kaiser und der damit einhergehenden Macht, seit dem Triumph über die schöne Kaiserin Hela-Horas und den blutigen Fran-Horas keinem Kaiser des Alten Reiches mehr gestattet wurde, sich zum Horas zu erheben?
Ich stimme im Übrigen auch mit Euch darüber überein, dass möglicherweise auch die Götter nicht in der Lage sind, die Schöpfung gänzlich zu begreifen, da sie selbst nur dieser entsprungen sind. Zweifellos besitzen sie jedoch tiefere Einblicke als dies ein sterblicher Mensch jemals vermag.
Oder um bei Eurer vortrefflichen Metapher zu bleiben: Die Perspektive der Götter ist zweifellos eine andere. Während wir Menschen die Melone als unendlich begreifen, erkennen die Götter ihre wahre Gestalt, doch bemerken auch sie nicht den Raum, in dem die Melone sich befindet, da sie selbst Teil dieses Raums sind.
Nun, desweiteren ist es eine höchst interessante Frage, ob die Taten des Tharsonius von Bethana von den Wahrern der Ordnung geduldet wurden, weil sie nicht gegen die Ordnung verstießen oder weil sie zu unbedeutend waren, um ihr Aufsehen zu erregen.
Letzteres möchte ich jedoch, mit Verlaub, ausschließen. Würden wir heute, fast 400 Jahre nach dem Wirken Borbarads, immer noch seine Philosophie auf den Lehrplan jeder guten Akademie stellen, wenn sein Wirken unbedeutend gewesen wäre? Würden seine Lehren noch heute einen solchen Reiz auf seine Anhänger ausüben, wenn er nur im kleinen Kreis gewirkt hätte?
Können wir daher nicht davon ausgehen, dass im Gegenteil sogar selten ein Magier vor ihm eine derart tiefgreifende und grundlegende Veränderung hervorbrachte? Magie für jedermann, welch eine Revolution! Das hat es noch nie gegeben.
Und einmal angenommen, dieser Ansatz wäre wider die Ordnung gewesen. Wäre es dann nicht ein ebensolcher Frevel, wie ihn Mada beginn? Und hätte Borbarad dann nicht mit einer ebensolchen Bestrafung belegt werden müssen, wie sie Mada ereilte? Aber nichts dergleichen geschah!
Nun gut, es mag einen Unterschied ausmachen, ob die Sphären durchstoßen werden, um die Magie in die dritte Sphäre strömen zu lassen, oder ob die vorhandene astrale Essenz lediglich einem jeden intelligenten Wesen nutzbar gemacht wird. Allerdings würde ich beides nicht als unbedeutend bezeichnen und daraus ableiten, dass es die Götter möglicherweise garnicht interessierte.
Ich bin der Überzeugung, wenn insbesondere Borbarads Lehren zur Magiephilosophie wider die Ordnung gewesen wären, dann wären sie zweifellos auch von einer ausreichenden Größenordnung gewesen, um die Götter als Wahrer der Ordnung darauf aufmerksam zu machen."
"Nun, wenn ich mich recht entsinne, so stellt der Stern von Selem ein alveranisches Artefakt dar. Mit Gewißheit mag ich dies natürlich nicht zu sagen, doch heißt es nicht, die Götter hätten in ihrem Zorn über die Umtriebe der Beschwörer von Selem einen Stern vom Firmanent gepflückt und ihn auf die Stadt geschleudert? Wie wir wissen, befinden sich die Sterne, die wir jede Nacht am Himmel funkeln sehen, in der sechsten der Sphären und stellen Halbgötter, Alveraniare und göttliche Sternbilder dar. Somit würde die Vermutung naheliegen, dass der Stern von Selem, welchem sich die schöne Kaiserin Hela-Horas in der Dämonenschlacht bediente, tatsächlich zumindest von göttlicher Essenz durchdrungen war.
Zudem waren die bosparanischen Kaiser meines Wissens nach in der Tat Alveraniare Praios' oder zumindest wahrhaftig göttliche Vertreter des Horas. Jener erschien auf Geheiß Praios' den güldenländischen Siedlern des späteren bosparanischen Reiches und nannte sich ihr Kaiser. In dieser Tradition erhob sich ein jeder Kaiser des Alten Reiches zu einem Horas, was meines Wissens nach mit tatsächlicher Billigung der Götter geschah. So besaß Hela-Horas also in zweierlei Hinsicht göttliche Macht, einmal aufgrund ihres Amtes als Stellvertreterin Horas' auf Dere und einmal durch den Stern von Selem als sechstsphärisches Artefakt.
Ist es nicht auch so, dass es gerade aufgrund dieser Vergöttlichung der Horas-Kaiser und der damit einhergehenden Macht, seit dem Triumph über die schöne Kaiserin Hela-Horas und den blutigen Fran-Horas keinem Kaiser des Alten Reiches mehr gestattet wurde, sich zum Horas zu erheben?
Ich stimme im Übrigen auch mit Euch darüber überein, dass möglicherweise auch die Götter nicht in der Lage sind, die Schöpfung gänzlich zu begreifen, da sie selbst nur dieser entsprungen sind. Zweifellos besitzen sie jedoch tiefere Einblicke als dies ein sterblicher Mensch jemals vermag.
Oder um bei Eurer vortrefflichen Metapher zu bleiben: Die Perspektive der Götter ist zweifellos eine andere. Während wir Menschen die Melone als unendlich begreifen, erkennen die Götter ihre wahre Gestalt, doch bemerken auch sie nicht den Raum, in dem die Melone sich befindet, da sie selbst Teil dieses Raums sind.
Nun, desweiteren ist es eine höchst interessante Frage, ob die Taten des Tharsonius von Bethana von den Wahrern der Ordnung geduldet wurden, weil sie nicht gegen die Ordnung verstießen oder weil sie zu unbedeutend waren, um ihr Aufsehen zu erregen.
Letzteres möchte ich jedoch, mit Verlaub, ausschließen. Würden wir heute, fast 400 Jahre nach dem Wirken Borbarads, immer noch seine Philosophie auf den Lehrplan jeder guten Akademie stellen, wenn sein Wirken unbedeutend gewesen wäre? Würden seine Lehren noch heute einen solchen Reiz auf seine Anhänger ausüben, wenn er nur im kleinen Kreis gewirkt hätte?
Können wir daher nicht davon ausgehen, dass im Gegenteil sogar selten ein Magier vor ihm eine derart tiefgreifende und grundlegende Veränderung hervorbrachte? Magie für jedermann, welch eine Revolution! Das hat es noch nie gegeben.
Und einmal angenommen, dieser Ansatz wäre wider die Ordnung gewesen. Wäre es dann nicht ein ebensolcher Frevel, wie ihn Mada beginn? Und hätte Borbarad dann nicht mit einer ebensolchen Bestrafung belegt werden müssen, wie sie Mada ereilte? Aber nichts dergleichen geschah!
Nun gut, es mag einen Unterschied ausmachen, ob die Sphären durchstoßen werden, um die Magie in die dritte Sphäre strömen zu lassen, oder ob die vorhandene astrale Essenz lediglich einem jeden intelligenten Wesen nutzbar gemacht wird. Allerdings würde ich beides nicht als unbedeutend bezeichnen und daraus ableiten, dass es die Götter möglicherweise garnicht interessierte.
Ich bin der Überzeugung, wenn insbesondere Borbarads Lehren zur Magiephilosophie wider die Ordnung gewesen wären, dann wären sie zweifellos auch von einer ausreichenden Größenordnung gewesen, um die Götter als Wahrer der Ordnung darauf aufmerksam zu machen."
"Nun werter Collegus Liscom, es ist wie immer eine Freude, mit Euch zu disputieren. Aber wie immer werden wir wohl auch diesmal nicht zu einer einheitlichen Meinung kommen. Eure, verzeiht den Ausdruck, Verehrung gegenueber Tharsonius hat Euch nun ja schon so manches Streitgespraech eingebracht. Lasst mich auf Eure Punkte folgendermasen antworten:
Ad Primum die Horaskaiser: Ich halte es fuer eine hoechst gewagte Interpretation Eurerseits, die Ausrufung zum Horas als einen Akt der Vergoettlichung mit echter Bindung an die fuenfte Sphaere zu verstehen. Zum einen schliesst meines Erachten allein die Tatsache des menschlichen Ursprungs der Horaskaiser, die Ihr ja auch nicht leugnet, ein Aufsteigen allein aus dem Willen eines Alveraniars oder gar eines Menschen heraus aus, zu gross erscheinen mir die Unterschiede, auf die Ihr ja in Eurer ersten Wortmeldung selbst hingewiesen habt. Auf die Widersprueche zu fast allen gaengigen Magietheorien muss ich wohl gar nicht erst hinweisen. Zum Zweiten muesste Eurer Argumentation zufolge ja auch Kaiser Hal, der sich wie ja allgemein bekannt sein duerfte im 4. Jahr seiner Herrschaft zum Gott erhoben hat mit aehnlichem begabt sein, ist doch dieser Vorgang der gleiche den der Blutige oder die Schoene damals begingen, zumindest ist nicht ueberliefert, dass eine personifizierte Erscheinung eines Alveraniars oder etwas aehnliches fuer die Vergoettlichung verantwortlich gezeichnet haette. Vielmehr wurde der Titel des Horas zusammen mit den damit verbundenen Machtbefugnissen vererbt. Und ich denke wir sind uns einig, die Vorstellung, Hal auf eine Stufe mit einem Alveraniar zu stellen ist gelinde gesagt lachhaft.
Zur Herkunft oder Struktur des Sternes von Selem kann ich keine Auskunft erteilen, da mir nicht bekannt ist wo sich die Reste des Sterns, falls sie noch existieren befinden und sie sich so einer Analyse entziehen. Meines Wissens nach ist auch kein Bericht aus der Zeit Hela Horas' ueberliefert, der uns von einer Analysis des Steines kuenden wuerde. Daher muss ich die Herkunft des Sterns als goettliches Artefakt bis zum Beweis des Gegenteils in das Reich der Mythen verweisen, erscheint es mir doch sehr fraglich, dass ein goettliches Artefakt als Fokus fuer invocationae dienen koennte.
Ad Secundum: Ihr sagt, die Tatsache, dass wir Borbarads Philosophie auf den Lehrplan stellen ist ein Argument fuer die Bedeutung derselben im Kontext der Ordnung der Welt? Nun, auch ich bin von der Wichtigkeit meiner Lehrtaetigkeit ueberzeugt, doch kann ich dennoch nicht annehmen, dass diese Tatsache die Bedeutung der Thesen fuer oder wider die goettliche Ordnung in irgendeiner Weise beeinflussen wuerde. Zu Eurem Punkt der Verehrung: Auch diese Tatsache erscheint mir als hoechst zweifelhaftes Argument. Es wurde schon vielen Irrlehren gefolgt ohne dass die Goetter eingegriffen haetten. Und, um ehrlich zu sein, gerade dieser Aspekt der Religiositaet, der ja in vollkommenen Widerspruch zu Borbarads sonstigen Werken steht, laesst mich an der letztgueltigen Bedeutsamkeit des Borbaradianismus zweifeln.
Fuer unsere etwas weniger tief in der Materie sich befindenen Zuhoerer sollte ich an dieser Stelle vielleicht kurz auf diesen Teil von Borbarads Wirken eingehen. Borbarad hinterlies in seinem Testament eine Anweisung, wie er aus seiner Verbannung, die er wohl vorhergesehen hat, wieder zurueckgerufen werden koennte. Er beschreibt ein Ritual, mit dessen Hilfe durch einen sogenannten Seelengoetzen, eine Statue aus Glas zu deren Anfertigung ebenfalls Anweisungen gegen werden, zum einen dem Opfernden die Gabe der Magie zuteil werden kann, zum anderen weist er darauf hin, dass durch dieses Opfer die Seele des Opfernden zu Boron gelangt, der im Tausch dafuer, falls genug Seelen geopfert werden, die Seele des Borbarad wieder freilassen wuerde."
Nachdem dass unglaeubige Lachen im Saal abgeklungen ist:
"Nun, werte Scholaren, werte Collegi, wir als gebildete und zu freiem Denken geschulte Wissenschaftler koennen ueber derlei Humbug lediglich den Kopf schuetteln, aber wie mein geschaetzter Collegus anmerkte, es gibt genug Anhaenger des Tharsonius die diesem Unsinn Glauben schenken. Ich halte schon allein die Tatsache, dass Borbarad verbannt worden sein soll fuer mehr als fragwuerdig, ich glaube dass er von Rohal schlicht vernichtet wurde, nicht mehr und nicht weniger. Der Glauben, dass Boron die Seelen der Geopferten gegen Borbarad eintauschen wuerde kann ich nur als lachhaft, und diejenigen, die dem Glauben schenken als Narren ansehen. Dennoch stehen diese Thesen gleichwertig neben Tharsonius unzweifelhaft brillianten Anmerkungen zur Freiheit und seinen ebenso brillianten, wenn auch grossteils leider verlorenen wissenschaftlichen Abhandlungen. Dabei zeigen diese Rituale wie mehrfach bestaetigt wurde tatsaechlich Effekt, die Opfernden sind danach in der Lage, in beschraenktem Masse Magie anzuwenden. Dies wirft die Frage auf: Ist die Idee dieses Seelentauschs lediglich Unfug, quasi eine Pruefung Borbarads, ob das Opfer bereit ist, seine Seele fuer die Magie zu geben? Oder steckt etwas anderes dahinter? Natuerlich kann ich diese Frage nicht beantworten, aber, werte Collegi: Wer Rituale durchfuehrt ohne sie zu verstehen spielt mit gefaehrlichem Halbwissen und ruft Kraefte deren Natur er nicht begreift. Wie oft schon haben auch Vertreter unseres Zweiges der arkanen Kuenste dies mit Leben oder Seelenheil bezahlen muessen?
Und diese Punkte sind es auch, die mich zur Conclusio meiner Ausfuehrungen kommen lassen:"
Der Magister strafft sich, laesst den Blick ueber die Versammelten schweifen und faehrt nach wenigen Herzschlaegen fort
"Werte Collegi, sehen wir Borbarad als dass was er wirklich war: Einen grossen Denker, hervorragenden Philosophen und hochgebildeten Wissenschaftler sowie hoechst faehigen Magier. Aber sehen wir auch die Torheiten in seinem Werk und ordnen Borbarad da ein wo er hingehoert: Unter die fuehrenden Philosophen seiner Zeit und unter die groessten der sterblichen Magier. Aber hueten wir uns davor, mehr in diesen Mann hineinzuinterpretieren. Borbarad ist meiner Ansicht nach weder ein Alveraniar, noch unfehlbar. Also, lasst uns seine Schriften mit wachen Sinnen und geschaerftem Geist studieren, auf dass wir uebernehmen, was des Uebernehmens wert und den Rest dem wohlverdienten Vergessen anheimfallen lassen. Egal wie viele Narren ihre Seelen oder was auch immer vor Seelengoetzen opfern, Borbarad ist tot und wird es auch bleiben."
Der alte Magister hat sich bei diesen Worten sichtlich ereifert und auch im Auditorium brechen lautstarke Dispute aus. Braunklamm wartet bis sich der erste Tumult gelegt hat und faehrt dann leicht laechelnd fort:
"Nun, ich war mir sicher dass meine Ueberlegungen rege Diskursionen ausloesen werden, und dies ist gut so. Viele von Euch werden sehr bald das Gildensiegel dieser ehrwuerdigen Hallen tragen. Bei den anderen Magistern habt ihr gelernt, die Kraft eurer Magie einzusetzen, bei mir habt ihr gelernt, eine weit wichtigere Kraft, naemlich euren Verstand zu gebrauchen. Glaubt niemals etwas, ohne vorher darueber nachzudenken und Fuer und Wider abzuwaegen. Sodann zieht eure eigenen Schluesse. Wenn ich euch dies beigebracht habe war meine Arbeit von Erfolg gekroent.
Nun denn, ich sehe vielen geluestet es danach ans Rednerpult zu treten um mir zu widersprechen. Lasst die Disputatio beginnen.
Und, sollte ich in der Hitze der Diskussion wesentliche Aspekte der Philosophie des Tharsonius von Bethana uebersehen haben scheut euch nicht diese anzusprechen."
Ad Primum die Horaskaiser: Ich halte es fuer eine hoechst gewagte Interpretation Eurerseits, die Ausrufung zum Horas als einen Akt der Vergoettlichung mit echter Bindung an die fuenfte Sphaere zu verstehen. Zum einen schliesst meines Erachten allein die Tatsache des menschlichen Ursprungs der Horaskaiser, die Ihr ja auch nicht leugnet, ein Aufsteigen allein aus dem Willen eines Alveraniars oder gar eines Menschen heraus aus, zu gross erscheinen mir die Unterschiede, auf die Ihr ja in Eurer ersten Wortmeldung selbst hingewiesen habt. Auf die Widersprueche zu fast allen gaengigen Magietheorien muss ich wohl gar nicht erst hinweisen. Zum Zweiten muesste Eurer Argumentation zufolge ja auch Kaiser Hal, der sich wie ja allgemein bekannt sein duerfte im 4. Jahr seiner Herrschaft zum Gott erhoben hat mit aehnlichem begabt sein, ist doch dieser Vorgang der gleiche den der Blutige oder die Schoene damals begingen, zumindest ist nicht ueberliefert, dass eine personifizierte Erscheinung eines Alveraniars oder etwas aehnliches fuer die Vergoettlichung verantwortlich gezeichnet haette. Vielmehr wurde der Titel des Horas zusammen mit den damit verbundenen Machtbefugnissen vererbt. Und ich denke wir sind uns einig, die Vorstellung, Hal auf eine Stufe mit einem Alveraniar zu stellen ist gelinde gesagt lachhaft.
Zur Herkunft oder Struktur des Sternes von Selem kann ich keine Auskunft erteilen, da mir nicht bekannt ist wo sich die Reste des Sterns, falls sie noch existieren befinden und sie sich so einer Analyse entziehen. Meines Wissens nach ist auch kein Bericht aus der Zeit Hela Horas' ueberliefert, der uns von einer Analysis des Steines kuenden wuerde. Daher muss ich die Herkunft des Sterns als goettliches Artefakt bis zum Beweis des Gegenteils in das Reich der Mythen verweisen, erscheint es mir doch sehr fraglich, dass ein goettliches Artefakt als Fokus fuer invocationae dienen koennte.
Ad Secundum: Ihr sagt, die Tatsache, dass wir Borbarads Philosophie auf den Lehrplan stellen ist ein Argument fuer die Bedeutung derselben im Kontext der Ordnung der Welt? Nun, auch ich bin von der Wichtigkeit meiner Lehrtaetigkeit ueberzeugt, doch kann ich dennoch nicht annehmen, dass diese Tatsache die Bedeutung der Thesen fuer oder wider die goettliche Ordnung in irgendeiner Weise beeinflussen wuerde. Zu Eurem Punkt der Verehrung: Auch diese Tatsache erscheint mir als hoechst zweifelhaftes Argument. Es wurde schon vielen Irrlehren gefolgt ohne dass die Goetter eingegriffen haetten. Und, um ehrlich zu sein, gerade dieser Aspekt der Religiositaet, der ja in vollkommenen Widerspruch zu Borbarads sonstigen Werken steht, laesst mich an der letztgueltigen Bedeutsamkeit des Borbaradianismus zweifeln.
Fuer unsere etwas weniger tief in der Materie sich befindenen Zuhoerer sollte ich an dieser Stelle vielleicht kurz auf diesen Teil von Borbarads Wirken eingehen. Borbarad hinterlies in seinem Testament eine Anweisung, wie er aus seiner Verbannung, die er wohl vorhergesehen hat, wieder zurueckgerufen werden koennte. Er beschreibt ein Ritual, mit dessen Hilfe durch einen sogenannten Seelengoetzen, eine Statue aus Glas zu deren Anfertigung ebenfalls Anweisungen gegen werden, zum einen dem Opfernden die Gabe der Magie zuteil werden kann, zum anderen weist er darauf hin, dass durch dieses Opfer die Seele des Opfernden zu Boron gelangt, der im Tausch dafuer, falls genug Seelen geopfert werden, die Seele des Borbarad wieder freilassen wuerde."
Nachdem dass unglaeubige Lachen im Saal abgeklungen ist:
"Nun, werte Scholaren, werte Collegi, wir als gebildete und zu freiem Denken geschulte Wissenschaftler koennen ueber derlei Humbug lediglich den Kopf schuetteln, aber wie mein geschaetzter Collegus anmerkte, es gibt genug Anhaenger des Tharsonius die diesem Unsinn Glauben schenken. Ich halte schon allein die Tatsache, dass Borbarad verbannt worden sein soll fuer mehr als fragwuerdig, ich glaube dass er von Rohal schlicht vernichtet wurde, nicht mehr und nicht weniger. Der Glauben, dass Boron die Seelen der Geopferten gegen Borbarad eintauschen wuerde kann ich nur als lachhaft, und diejenigen, die dem Glauben schenken als Narren ansehen. Dennoch stehen diese Thesen gleichwertig neben Tharsonius unzweifelhaft brillianten Anmerkungen zur Freiheit und seinen ebenso brillianten, wenn auch grossteils leider verlorenen wissenschaftlichen Abhandlungen. Dabei zeigen diese Rituale wie mehrfach bestaetigt wurde tatsaechlich Effekt, die Opfernden sind danach in der Lage, in beschraenktem Masse Magie anzuwenden. Dies wirft die Frage auf: Ist die Idee dieses Seelentauschs lediglich Unfug, quasi eine Pruefung Borbarads, ob das Opfer bereit ist, seine Seele fuer die Magie zu geben? Oder steckt etwas anderes dahinter? Natuerlich kann ich diese Frage nicht beantworten, aber, werte Collegi: Wer Rituale durchfuehrt ohne sie zu verstehen spielt mit gefaehrlichem Halbwissen und ruft Kraefte deren Natur er nicht begreift. Wie oft schon haben auch Vertreter unseres Zweiges der arkanen Kuenste dies mit Leben oder Seelenheil bezahlen muessen?
Und diese Punkte sind es auch, die mich zur Conclusio meiner Ausfuehrungen kommen lassen:"
Der Magister strafft sich, laesst den Blick ueber die Versammelten schweifen und faehrt nach wenigen Herzschlaegen fort
"Werte Collegi, sehen wir Borbarad als dass was er wirklich war: Einen grossen Denker, hervorragenden Philosophen und hochgebildeten Wissenschaftler sowie hoechst faehigen Magier. Aber sehen wir auch die Torheiten in seinem Werk und ordnen Borbarad da ein wo er hingehoert: Unter die fuehrenden Philosophen seiner Zeit und unter die groessten der sterblichen Magier. Aber hueten wir uns davor, mehr in diesen Mann hineinzuinterpretieren. Borbarad ist meiner Ansicht nach weder ein Alveraniar, noch unfehlbar. Also, lasst uns seine Schriften mit wachen Sinnen und geschaerftem Geist studieren, auf dass wir uebernehmen, was des Uebernehmens wert und den Rest dem wohlverdienten Vergessen anheimfallen lassen. Egal wie viele Narren ihre Seelen oder was auch immer vor Seelengoetzen opfern, Borbarad ist tot und wird es auch bleiben."
Der alte Magister hat sich bei diesen Worten sichtlich ereifert und auch im Auditorium brechen lautstarke Dispute aus. Braunklamm wartet bis sich der erste Tumult gelegt hat und faehrt dann leicht laechelnd fort:
"Nun, ich war mir sicher dass meine Ueberlegungen rege Diskursionen ausloesen werden, und dies ist gut so. Viele von Euch werden sehr bald das Gildensiegel dieser ehrwuerdigen Hallen tragen. Bei den anderen Magistern habt ihr gelernt, die Kraft eurer Magie einzusetzen, bei mir habt ihr gelernt, eine weit wichtigere Kraft, naemlich euren Verstand zu gebrauchen. Glaubt niemals etwas, ohne vorher darueber nachzudenken und Fuer und Wider abzuwaegen. Sodann zieht eure eigenen Schluesse. Wenn ich euch dies beigebracht habe war meine Arbeit von Erfolg gekroent.
Nun denn, ich sehe vielen geluestet es danach ans Rednerpult zu treten um mir zu widersprechen. Lasst die Disputatio beginnen.
Und, sollte ich in der Hitze der Diskussion wesentliche Aspekte der Philosophie des Tharsonius von Bethana uebersehen haben scheut euch nicht diese anzusprechen."
- Heinrich Kemmler
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In eurer Gruppe steht in eine schwarze Kutte gehüllt Heinrich Kemmler, ein Absolvent aus dem Sphärenkundlichen Institut, Konvent der Verfinsterten Sonnenscheibe und Halle der Geister zu Brabak. Er ist von hagerer, fast knochiger Gestalt und wie ihr in einigen Gesprächen schon bemerkt habt, an Anatomie und Geschichte gleichermaßen interessiert.
Die Ausführungen beider Magister waren außerordentlich interessant und über viele ihrer Argumente muß man eine Zeit lang meditieren. Doch möchte ich Liscom von Fasar zustimmen, daß die alten Horas Kaiser sicher über mehr als nur menschliche Möglichkeiten verfügten. Ich möchte nicht so weit gehen, sie gleich als Halbgötter zu bezeichnen, noch denke ich, daß zu ihrer Krönung ein Alveranier anwesend war, aber nichtsdestotrotz meine ich, daß ein geringer Teil göttlicher Kraft eben durch ihre direkte Blutlinie, die Vererbung ihrer weltlichen Macht erhalten blieb. Und allein der Besitz eines sechssphärlichen Artefaktes potentiert die Möglichkeiten des Besitzers.
Doch der jungen Lady Jin-Rah stimme ich nicht zwingend zu, erkennen wir doch im Wirken der Priester durchaus übernatürliche Kräfte, die ganz und gar nicht magietheoretisch erklärbar sind, unabhängig von der persönlichen Einordnung der Magie in "der Natur zugehörig" und "der Natur nicht zugehörig"
Und tertium muß ich doch die Frage aufwerfen, ob es wünschenswert ist, daß ein jeder die Magie beherrscht? Genau wie mit dem Schwert. Ein talentierter, trainierter Kämpfer wird auch seine Pflicht erfüllen. Der zufällig zum Schwert gekommene wird aber in Unkenntnis des Handwerkes unwissentlich und ohne es zu wollen viel Schaden anrichten. Die geistige Freiheit, die Tarsonius von Bethana fordert, setzt auch die Potentia voraus, sich ihrer zu bedienen. Ein Bauer kann sich gern so viele Gedanken machen, wie er möchte, solange er erkennt, daß sein Stand für das Gemeinwohl wichtig ist und er deshalb seinen Platz nicht verlassen sollte.
Letztendes scheint mir, daß Borbarad in den ordnenden Strukturen seine Einengung sah, aber Wissen, Magietheorie und Philosophie sind ohne Ordnung nicht denkbar. Wir können die Ordnung und somit die Beschränkung nicht aufheben, ohne uns selbst aufzugeben. Wir könnten die Ordnung höchstens ändern. Und hier habe ich ähnliche Gedanken, wie Liscom von Fasar: Eine geänderte Ordnung ist immer noch eine Ordnung. Da die Götter die Ordnung hüten, das Chaos abwehren, ist eine Veränderung der Ordnung nicht contra dei.
Die Ausführungen beider Magister waren außerordentlich interessant und über viele ihrer Argumente muß man eine Zeit lang meditieren. Doch möchte ich Liscom von Fasar zustimmen, daß die alten Horas Kaiser sicher über mehr als nur menschliche Möglichkeiten verfügten. Ich möchte nicht so weit gehen, sie gleich als Halbgötter zu bezeichnen, noch denke ich, daß zu ihrer Krönung ein Alveranier anwesend war, aber nichtsdestotrotz meine ich, daß ein geringer Teil göttlicher Kraft eben durch ihre direkte Blutlinie, die Vererbung ihrer weltlichen Macht erhalten blieb. Und allein der Besitz eines sechssphärlichen Artefaktes potentiert die Möglichkeiten des Besitzers.
Doch der jungen Lady Jin-Rah stimme ich nicht zwingend zu, erkennen wir doch im Wirken der Priester durchaus übernatürliche Kräfte, die ganz und gar nicht magietheoretisch erklärbar sind, unabhängig von der persönlichen Einordnung der Magie in "der Natur zugehörig" und "der Natur nicht zugehörig"
Und tertium muß ich doch die Frage aufwerfen, ob es wünschenswert ist, daß ein jeder die Magie beherrscht? Genau wie mit dem Schwert. Ein talentierter, trainierter Kämpfer wird auch seine Pflicht erfüllen. Der zufällig zum Schwert gekommene wird aber in Unkenntnis des Handwerkes unwissentlich und ohne es zu wollen viel Schaden anrichten. Die geistige Freiheit, die Tarsonius von Bethana fordert, setzt auch die Potentia voraus, sich ihrer zu bedienen. Ein Bauer kann sich gern so viele Gedanken machen, wie er möchte, solange er erkennt, daß sein Stand für das Gemeinwohl wichtig ist und er deshalb seinen Platz nicht verlassen sollte.
Letztendes scheint mir, daß Borbarad in den ordnenden Strukturen seine Einengung sah, aber Wissen, Magietheorie und Philosophie sind ohne Ordnung nicht denkbar. Wir können die Ordnung und somit die Beschränkung nicht aufheben, ohne uns selbst aufzugeben. Wir könnten die Ordnung höchstens ändern. Und hier habe ich ähnliche Gedanken, wie Liscom von Fasar: Eine geänderte Ordnung ist immer noch eine Ordnung. Da die Götter die Ordnung hüten, das Chaos abwehren, ist eine Veränderung der Ordnung nicht contra dei.
"Den Schlaf nennt man auch den kleinen Tod, aber wer von uns ist schon mit Kleinigkeiten zufrieden?"
"Der Tod ist nicht das Ende des Nutzens - im Gegenteil"
"Skelette sind zwar pflegeleichter, aber erst Zombies bringen das richtige Ambiente"
(aus Tjakools Alptraummemorandum)
"Der Tod ist nicht das Ende des Nutzens - im Gegenteil"
"Skelette sind zwar pflegeleichter, aber erst Zombies bringen das richtige Ambiente"
(aus Tjakools Alptraummemorandum)