Punin, Perle Almadas

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Sebastian
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Punin, Perle Almadas

Beitrag von Sebastian »

Das Königreich Almada, südlichste Provinz des Kernlandes des Raul'schen Reiches. Seit Tagen sind Ariana saba-es-Sulef und Lamandrion Nachtbringer nun schon in der Kornkammer des Neuen Reiches unterwegs. Ariana folgt ostwärts dem Lauf des Yaquirs gen Punin, der Residenzstadt Almadas. Lamandrion dagegen hat erst vor zwei Tagen Ragath, eine gräfliche Festungsstadt am gerade schiffbaren Oberlauf des Yaquir, hinter sich gelassen und nähert sich Punin aus dem Norden. Die Reichsstraße II von Gareth nach Punin ist in ebenso hervorragendem Zustand wie der Yaquirstieg, der Vinsalt und Punin verbindet, so dass die Reise recht zügig und bequem verläuft. Es vergehen nie mehr als wenige Stunden, bevor die Reisenden das nächste Dorf, die nächste Wechselstation oder Fährstelle erreichen. So ist auch niemand gezwungen, eine Nacht im Freien zu verbringen, obgleich der almadanische Sommer auch dies sorglos zulassen würde. Einzig der trockene Staub der Straßen läßt nach einigen Stunden die Lippen trocken und den Hals rauh werden. Doch ein Gläschen besten Yaquirweins spült diese einzige wirkliche Unbill schnell hinfort. Lediglich die Kleidung verlangt nach etwas intensiverer Zuwendung, will man sie gänzlich vom Staub befreien.

Es ist Spätsommer im 32. Götterlauf seit der Inthronisation Kaiser Hals. Im Rondramond bläst wie jedes Jahr Efferds kühler Beleman vom Meer der Sieben Winde über das furchtbare Land am Oberlauf des Yaquir und schiebt vereinzelt ifirnweiße Wolkenbänke hoch über den Himmel.
Die kühle Luft des Westwinds und der hitzige Odem der großen Wüste hinter den schroffen Amhallassih-Kuppen im Süden mischen sich zu einem einzigartig milden Klima, wie man es nirgendwo sonst im weiten Aventurien finden kann. Praios Antlitz steht bereits weit im Westen, kurz davor, wie jeden Abend rotglühend im Meer der Sieben Winde zu versinken, nur um sich am nächsten Morgen in alter Pracht im Osten wieder zu erheben. Ein fernes Donnergrollen kündigt bereits ein rondragefälliges Gewitter an, das wie meist kurz aber heftig für angenehme Abkühlung sorgen wird. Ein Blick voraus verrät Ariana und Lamandrion jedoch, dass Punin und damit eine trockene Unterkunft nicht mehr fern ist.

Der Fuhrmann, der Ariana freundlich anbot, sie ein Stück des Wegs auf dem Kutschbock mitzunehmen, schnalzt beim ersten Donnergrollen mit der Zunge und treibt die beiden Ochsen vor seinem Wagen zu mehr Eile an, um noch trockenen Fußes die Mauern der Stadt zu erreichen. Der Mann zählt vielleicht 50 Sommer, ist nicht besonders groß und etwas untersetzt. Seine dunkle, wettergegerbte Haut, das schwarze, krause Haar mit vereinzelten grauen Locken und der unzähmbare Vollbart künden deutlich von seiner tulamidischen Abstammung. Er ist in erdfarbene, rotbraune Leinen gekleidet, die sehr einfach und vom Staub der Straße schmutzig wirken. Das Hemd wie ein Sack geschnitten und mit großem Halsausschnitt und die Hose lediglich von einer Kordel um den Bauch gehalten, ist er kaum von all den Leibeigenen und Tagelöhnern auf den Weizenfeldern, Olivenplantagen und zwischen den Weinstöcken zu unterscheiden, die sich an beiden Yaquirufern weit ins hügelige Land hinein erstrecken. Er hatte sich als Raschid al'Corsola vorgestellt und erzählt, dass er für seinen Herrn, einen wohlhabenden Weinbauern aus Corsola, eine Wagenladung Weinfässer zu Räbleins Rebe, einem Puniner Gasthaus, bringen solle.
Raschid versteht es ausgesprochen gut, seiner Mitreisenden den Weg so kurzweilig wie möglich zu gestalten. Fast unentwegt erzählt er ihr Anekdoten zu markanten Wegpunkten, Legenden über Lokalheilige, deren steinerne und blumengeschmückte Stelen sie passieren, und andere almadanische Volkssagen von Drachentötern, fliegenden Teppichen und schönen Frauen. Dabei legt er ein ungeahntes erzählerisches Talent an den Tag, denn mehr als einmal erwischt sich Ariana dabei, wie sie ihm gebannt lauscht oder gar herzhaft lacht.

Lamandrion schaut gerade wieder nachdenklich in den Himmel, als das erste Donnergrollen ertönt und von den Ausläufern des Amboßgebirges widerhallt. Er ist zwar schon einige Zeit im Süden unterwegs, aber doch fasziniert ihn immer wieder die Vielfalt des Wetters. Der Firnelf kennt zwar selbst Hunderte verschiedene Formen des Schneefalls, des Sturms und anderer Wetterphänomene, aber Gewitter, Sommerregen und brütende Hitze lernte er erst auf seiner Reise durch die Provinzen des Mittelreichs kennen. So kann er auch aus Erfahrung sagen, dass auf das Donnergrollen in der Regel ein kurzer Regenschauer folgt.
Doch statt sich auf der staubigen Straße an diesem heißen Tag über eine erfrischende und reinigende Abkühlung zu freuen, bricht regelrechte Hektik unter den Menschen aus, die um ihn herum auf ihren Pferden und Fuhrwerken ebenfalls gen Süden unterwegs sind. Ein jeder scheint noch vor den ersten Regentropfen eine wasserdichte Unterkunft erreichen zu wollen. Lamandrion kennt durchaus die Gefahr von Eisregen, der die Kleidung erst durchnäßt und dann gefrieren läßt, doch in dieser Gegend besteht die Gefahr ganz sicher nicht. Warum also unnötige Hektik aufkommen lassen?
So setzt Lamandrion seinen Weg also unbeirrt fort, beobachtet die dunklen Wolken, die sich am Himmel immer höher auftürmen, lauscht den tieffliegenden Vögeln, die aufgeregt schnatternd, fiepend und pfeifend die Gunst der Stunde nutzen und sich am reichhaltigen Angebot an herumschwirrenden Insekten bedienen, und schaut amüsiert der Hektik der Menschen zu, die nervös versuchen, ihr Hab und Gut auf den Fuhrwerken mit gewachsten Leinenplanen abzudecken.

Dort wo Bosquir und Valquir ihre Fluten mit dem Wasser des mächtigen Yaquir vereinen, um sich künftig gemeinsam dem Meer entgegen zu stürzen, gründete Kaiser Seneb-Horas einst eine Grenzfestung gegen das Diamantene Sultanat. Und noch heute steht Punin dort und kündet von altem und neuem Glanz, von Kunst und Wissenschaft, Tradition und Lebenslust. Weithin sichtbar sind die vier Stadtteile der Hauptstadt Almadas.
Oberpunin auf einem Hügel im Norden, von einer eigenen, mächtigen Stadtmauer umgeben, beherbergt die ganze alte Pracht aus der Gründerzeit. Hier residiert der wohlhabende Adel der Stadt und die reichen Handelsleute Almadas. Unter den kalkweißen Palästen und Türmen Oberpunins findet sich sowohl klassisch tulamidische Architektur, als auch die tulamidisch inspirierte, aber wesentlich verspieltere eslamidische Baukunst.
Unterpunin liegt dagegen unmittelbar am Ufer des Yaquir. Jeder Regenschauer verwandelt das Viertel in ein Schlammloch und so lebt hier auch nur, wer ohnehin mit einem Kanten Brot und einer Schüssel Grütze am Tag auskommen muss. Hier machen Krankheiten der verschiedensten Art die Runde und so liegt ein Vergleich mit dem verruchten Hafenviertel von Havena nahe.
Das Viertel Goldacker wird von der neuen Fürstenresidenz des Reichsvogts dominiert. Ebenfalls im eslamidischen Baustil gehalten, prahlt das mehrflügelige Gebäude mit kalkweißen Wänden, zahlreichen Zwiebeltürmchen, aufwändigen Fensterornamenten, unzähligen Erkern und farbenprächtigen Mosaiken. Doch auch die meisten der umstehenden Villen mit ihren ausladenden Gärten stehen der Residenz an Prunk in nichts nach.
Pendulum schließlich war ursprünglich ein Dorf vor den Toren Punins, das jedoch inzwischen eingemeindet wurde. Es liegt immer noch ein wenig abgelegen und hat sich weitestgehend seine Ländlichkeit bewahrt, obgleich der städtische Einfluss unverkennbar ist.
Fast schon ein eigener Stadtteil sind die Academia der Hohen Magie und Arcanes Institut mit ihren unzähligen Nebengebäuden und der gewaltige Borontempel aus schwarzem Basalt in der Stadtmitte. Hier wirkt der Rabe von Punin, höchster Diener Borons im Puniner Kult. So werden auch regelmäßig Boronandachten in den zahlreichen Bet- und Andachtshallen des gewaltigen Tempels abgehalten. Ebenfalls dem Einfluss des Borontempels ist es wohl zu verdanken, dass Punin wohl das stillste Stadtzentrum des ganzen Kontinents besitzt.
Das meiste Alltagsleben spielt sich abseits auf den Märkten in Pendulum oder den regelmäßigen Basaren in Oberpunin ab.

Der Himmel hat sich inzwischen bedrohlich verdunkelt und es mag höchstens noch ein halbes Stundenglas dauern, bevor das Gewitter losbricht.
Das Gasthaus Räbleins Rebe liegt am Ostrand Pendulums leicht erhöht auf einem Hügel zwischen Weinstöcken und Olivenbäumen. Von hier hat man außerdem einen atemberaubenden Blick über den Borontempel, der talwärts in der Stadtmitte liegt. So ist von hier oben zweifelsfrei die Form eines gewaltigen, gebrochenen Rades zu erkennen, dessen fehlende Speichenenden von Sanktuarien der boronischen Alveraniare gebildet werden.
Steht man vor dem zweistöckigen Gasthaus aus Fachwerk und geweißtem Lehm und läßt den Blick über Tempel und Weinstöcke schweifen, dann wird man ohne Zweifel bestätigen, dass die Weinstube ihren ironischen Namen durchaus zurecht trägt. Über der Tür schaukelt auch ein Holzschild, das einen Weinkelch zeigt, auf dessen Rand ein Rabe sitzt, der seinen Kopf tief in den Kelch hinein reckt.
Raschid al'Corsola bringt mit einem rollenden Laut die Ochsen vor der Tür des Gasthauses zum stehen, springt vom Kutschbock und reicht Arania sichtbar ungewohnt (und deshalb wohl auch wenig galant) die ungewaschene Hand.

Als Lamandrion auf der Reichsstraße schließlich Oberpunin passiert und auf das Stadtzentrum zuhält, hat es längst zu regnen begonnen. Immer wieder krachen Donnerschläge grollend über den Himmel und grelle Blitze erhellen schemenhaft die Stadt. Die Haare kleben Lamandrion ebenso wie seine Kleidung eng am Körper, doch genießt er die Frische und Reinheit des Regens.
Schließlich erreicht er den riesigen Tempelplatz, das Stadtzentrum. Zur rechten erhebt sich in schwarzem Basalt der gewaltige Tempel Borons. Obgleich mit zahlreichen Intarsien und Bildhauereien geschmückt, wirkt der Tempel in seinen gigantischen Ausmaßen doch eher ernüchternd.
Ihm gegenüber liegt das Hauptgebäude der Akademie, ein fast ebenso gewaltiges Gebäude mit fünfseitigem Grundriss und zahlreichen Türmen und Erkern. Besonders imposant ist der sogenannte Elfenbeinturm, der sich im Zentrum des Gebäudes in den Himmel windet und jedes andere Bauwerk der Stadt weit überragt. Besonders beeindruckend wirkt der Elfenbeinturm, wenn einmal mehr ein greller Blitz mit aller Macht in seine Spitze einschlägt und den weißen Eternenmarmor hell erleuchtet.
Zuletzt geändert von Sebastian am 30. Januar 2004, 05:07, insgesamt 2-mal geändert.
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Ariana saba-es-Sulef
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Ankunft in Punin

Beitrag von Ariana saba-es-Sulef »

Endlich am Ziel. Die letzten Tage schienen Ariana immer länger zu werden, der Weg immer weiter, je näher Punin rückte, das Ziel ihrer Reise, von dem sie sich viel erhofft. Als das Fuhrwerk rumpelnd anhielt, schloß sie kurz die Augen und schickte mit einem Seufzer ein kurzes Dankgebet an Aves – dann wurde sie von fernem Donnergrollen hochgeschreckt. Den Göttern sei Dank, dass es der sympathische Fuhrmann noch rechtzeitig bis hierher geschafft hat, bevor das Gewitter losbricht. Sie war auf dem Yaquirstieg schon zweimal von Regen überrascht worden, und das war gar nicht schön gewesen – einmal war es zum Glück kurz vor einer Wegherberge, so dass ihr größeres Unbill als nasse Kleidung erspart blieben, aber das andere Mal hatte sie noch über eine Stunde durch den Regen wandern müssen, bevor sie in das trockene Gasthaus kam – und am Morgen danach war sie mit schlimmem Schnupfen und Niesen aufgewacht. Sie hatte den ganzen Tag in der Herberge gelegen und die freundliche Wirtin hatte sie mit dicken Decken und heißer Milch versorgt. Lächelnd denkt sie daran zurück – ob sich so wohl ein Kind unter der Fürsorge seiner Mutter fühlte?
Ein neuerliches Grollen in der Ferne lässt sie diese Gedanken schnell zurückstellen; sie steht auf dem Kutschbock auf, streckt sich und muss die Zähne zusammenbeißen, um nicht breit zu grinsen, als sie die unbeholfene, verlegen-höfliche Geste Raschids sieht – aber sie lächelt nur leicht, ergreift seine (wie sie jetzt erst merkt, ungewaschene) Hand und lässt sich von ihm vom Bock helfen. Dann greift sie ihren Stab und ihre Tasche vom Fuhrwerk und wendet sich vor dem Betreten des Gasthauses nochmal dem Kutscher zu.
„Habt nochmals vielen Dank Raschid, dass Ihr mich mitgenommen habt, und auch für Eure vorzügliche Unterhaltung – mögen die Götter Euch segnen. Wenn Ihr euren Wein abgeladen habt, vielleicht treffen wir uns ja noch zu einem Gläschen davon in der Gaststube...?“

(weiter im Thread Punin, Gasthaus Räbleins Rebe)
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Wulfhelm
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Beitrag von Wulfhelm »

Eine weitere Stadt der Menschen, gross und wie ueblich laut und voll. Leicht angewiedert verzieht der recht kleingewachsene Elf die Nase, gluecklicherweise hat der Regen die schlimmsten Gerueche fortgespuelt. Aber aus nun schon mehrmonatiger schmerzvoller Erfahrung ist ihm klar, dass dies nicht lange so bleiben wird.
Der Turm. Er weckt eine Erinnerung wie aus einem anderen Leben, nichts woran sich Lamandrion bewusst erinnern koennte, dennoch irgendwie vertraut. Wie eine Warnung im Wind.
Ein schwarzer Bau, wahrlich imposant. Diese Orte, an denen die Menschen zu ihren Goettern beten zeichnen sich haeufig durch eine den Suedlaendern ansonsten vollkommen fremde Ruhe aus, fast gemahnen sie an die dunklen Felsen der Feuerklippen in der Polarnacht, wenn die Sterne die Eiskristalle in den Felsspalten auf eigentuemliche Weise zum leuchten bringen. Wahrlich, dies mag ein angemessener Platz fuer die Nacht sein. Allerdings schaetzen es die Menschen haeufig nicht, wenn man in ihren heiligen Orten ein Lager aufschlaegt, doch Lamandrion hat ohnehin nicht vor zu schlafen. Es wird Zeit, das Lied zu spielen. Die Hoffnung, dass der Sueden, das Neue, den Schmerz im Inneren stillt hat Lamandrion in den letzten Wochen aufgegeben.
Also fuehrt der Weg gen Borontempel waehrend der warme Regen unaufhoerlich auf die Stadt niederprasselt.

(weiter im Thread Punin, Tempel des Boron)
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