Punin, Tempel des Boron

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Sebastian
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Punin, Tempel des Boron

Beitrag von Sebastian »

Wieder rollt ein gewaltiges Donnergrollen über den Himmel, während ein greller Blitz für einen Wimpernschlag bizarre, schwarze Wolkenfetzen enthüllt, die vom festen Odem Efferds schnell über den Himmel getrieben werden. Auch der mächtige, basaltene Tempel des Totengottes erstrahlt für einen Augenblick in diffusem Zwielicht und läßt die Schatten noch dunkler erscheinen.
Durch den strömenden, warmen Regen nähert sich Lamandrion einem gewaltigen Portal, dessen Flügel weit offen stehen. Zu beiden Seiten ist er nun von den Speichen des gebrochenen Rades umgeben, die sich langgezogen und schwarz in die Nacht recken. Immer bedrohlicher, gewaltiger und erdrückender wirken die großen Basaltmauern, die in Richtung des Portals langsam zusammen laufen, je mehr der Elf sich der zentralen Bethalle nähert und die Speichen näher zu rücken scheinen. Mondsilbern schimmert die Schwelle, die mit zahlreichen Ornamenten verziert ist. Dahinter ist nichts als undurchdringliche Finsternis.
Kaum hat er die Schwelle übertreten, öffnet sich vor ihm eine Halle riesigen Ausmaßes und schlagartig ist nichts mehr vom Lärm des Sturms zu hören. Weder das Pfeifen des Windes in den Säulengängen der Speichen, noch das Donnergrollen des Gewitters dringen durch das gewaltige Portal in die Halle.
Durch ein Oberlicht fällt für einen Moment das weiße Licht eines Blitzes in die Halle und offenbart zwischen Schatten und Dunkelheit diverse Gestalten, die in wallenden, schwarzen Gewändern scheinbar wahllos im Betraum verteilt reglos auf dem Boden knien. Lamandrion gegenüber erhebt sich eine gewaltige Statue eines Raben, dessen Kopf knapp unter der Decke in bestimmt 8 Schritt Höhe auf die Betenden herabsieht.
Rote und weiße Grabkerzen lassen grob die Ausmaße der Halle erahnen, wenn ihr Licht auch vollständig von den schwarzen Wänden, den schwarzen Deckenfresken und dem einfarbigen Mosaik des Bodens geschluckt wird.
Insgesamt wirkt die Halle grenzenlos und erinnert Lamandrion unvermittelt an die endlosen Weiten der Eiswüsten im hohen Norden. Auch die Stille und Kälte im Inneren lassen in ihm ein altbekanntes Gefühl der Einsamkeit aufkommen. Dies mag wohl daran liegen, dass der Elf in dieser Halle schlichtweg jeglicher Sinneseindrücke beraubt wird. So sehr er sich auch anstrengt, es ist kein Laut zu hören, nicht mehr als Schemen sind zu erkennen und auch nicht der geringste Lufthauch auf der Haut ist zu spüren. Sogar der Geruch ist klar und ungetrübt, ebenso rein wie in der klirrenden Kälte seiner Heimat.
So wundert es sicher auch niemanden, dass sich die Menschen an solch einem Ort ihrer Sterblichkeit und Bedeutungslosigkeit im Angesicht der Götter bewußt zu werden glauben.

Lamandrion vermag nicht zu sagen, wie lange er schon kurz hinter der Schwelle steht und die Halle in ihrer Gänze mit seinen Sinnen zu ertasten versucht, als sich seine Augen langsam an die Finsternis zu gewöhnen beginnen. Dennoch ist er immer noch auf die unregelmäßigen Blitze angewiesen, um sich ein vollständiges Bild des Raumes machen zu können.
Am Fuß der Rabenstatue befindet sich offensichtlich ein großer Altar, der feinen Maserung nach zu urteilen offenbar nicht aus dem Basalt des Tempels, sondern aus seltenem, schwarzen Marmor gefertigt. Auch die Deckenfresken und Mosaike scheinen bei genauerem Hinsehen nicht aus Basalt geschlagen. Sie sind von glänzenderer Farbe, was die Verwendung von Obsidian vermuten läßt. Je länger Lamandrion die Feinheiten der Architektur betrachtet, desto mehr unterschiedliche Schwarztöne entdeckt er. Ob glänzend oder matt, ob mit feiner grüner, grauer oder weißer Maserung oder völlig rein, jedes kunstvolle Detail dieser Bethalle unterscheidet sich in jeder Beziehung von den anderen.
Hinter dem Altar zwischen den Füßen des Raben hindurch scheint es einen Durchgang zu geben, zumindest schimmert dort der typisch schwarze Glanz von Samt hervor, der dort Falten wirft.
Zahlreiche Nischen zu beiden Seiten beherbergen Statuen und Bildnisse von Ikonen, Heiligen, Alveraniaren und was die Menschen nicht sonst noch alles im Zusammenhang mit einem Gott verehren.

Niemand scheint Lamandrion bemerkt zu haben.
Zuletzt geändert von Sebastian am 30. Januar 2004, 05:04, insgesamt 2-mal geändert.
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Wulfhelm
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Beitrag von Wulfhelm »

Die Stille wirkt wahrlich reinigend nach dem ewigen Laerm der Landstrasse und der Stadt. Warum gibt es so viele von diesen Menschen? Warum muessen sie immer auf einem Haufen leben, in Steinen eingeschlossen? Waere der Einbruch der Nacht in seiner Sippe zu verhindern gewesen wenn man sich selbst in Steinhaufen...? Nein, muessige Gedanken, zu oft schon hat er die letzten Stunden seiner Sippe nun schon in Gedanken erlebt. Die Stunden angespannter Erwartung, als die Spaeher von den Seltsamkeiten berichteten, die Eis und Fels in der Umgebung durchstreifen, schwarze Woelfe mit glutroten Augen, alles toetend, was das Nurdra in sich traegt. Schnell war klar, dass diese Wesen nicht weiter in die Jagdgebiete der Windtaenzer eindringen durften und man machte sich bereit. Die Konfrontation kam dann wie vorhergesehen. In einer von Spalten durchzogenen und von zwei Seiten von hochaufragenden Felszacken umschlossenen Engstelle wurden die Wesen gestellt, doch verlief der Kampf schlecht. Viele Waffen schienen am eisverkrusteten Fell der Woelfe abzuprallen wie von Stein, waehrend selbst Elanor auf dem unnatuerlich glatten Grund Muehe hatte, nicht wegzugleiten. Es schien, als haette sich das Eis selbst gegen die Jaeger gewandt. Spalten taten sich auf um sich sogleich wieder zu schliessen und der Schnee schien keine Kraft zu haben, die Kaempfer zu tragen. Nach wenigen Herzschlaegen war es vorbei. Lamandrion war bereits zu Beginn der Auseinandersetzung ausgeglitten und erwachte inmitten der Leichen seiner Sippe. Die Woelfe hatten nicht einmal die Toten gefressen, auch waren noch nicht alle fey tot. Lamandrion selbst war nahezu unverletzt. Nachdem er das Leiden der Verwundeten beendet hatte machte er sich auf den Weg in die Halle der Sippe, urspruenglich eine natuerliche Felsgrotte, im Laufe der Zeit von Generationen geformt und gestaltet. Natuerlich wusste er bereits, dass er zu spaet kommen wuerde. Die wenigen, die sich dem Jagdtrupp nicht angeschlossen hatten, hatten den taub'kharza nichts entgegenzusetzen. Wieder war seine Sippe in Finsterniss getaucht. Wie oft im Leben kann man den Verlust seiner Freunde verwinden?
All dies erzaehlt das Lied das Lamandrion im Hohen Tempel des Raben anstimmt, leise, getragen, nur gelegentlich vom seltsam monotonen Spiel der Beinfloete unterbrochen. Ist es nicht eigenartig, dass die Menschen ausgerechnet Lamandrions Seelentier zum Symbol ihres Totengottes erkohren haben?
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Auch Lamandrions Gesang und Flötenspiel wird erst von der Stille getragen, um dann fast gänzlich von der Dunkelheit verschluckt zu werden. Keine der anwesenden Gestalten scheint sich daran zu stören, denn sie knien weiterhin völlig reglos auf dem von Mosaiken übersäten Boden.
Erst als Lamandrions Lied schon eine ganze Weile erklungen ist, erhebt sich eine der Gestalten leise raschelnd, faltet die Hände in den Ärmeln seiner weiten, schwarzen Robe und tritt langsam an Lamandrion heran. Dort verharrt er still und lauscht, bis der Firnelf sein Lied beendet hat.

Nach einigen Augenblicken der absoluten Stille, beginnt die Gestalt mit flüsternder Stimme zu sprechen: "Sei gegrüßt, Elf. Was führt Dich in die heiligen Hallen unseres Dunklen Herrn Boron? Ist es das Vergessen, das Du suchst? Oder ist es die Stille? Der Tod?"
Der Mann legt sanft seine rechte Hand auf Lamandrions linke Schulter und sucht den Blickkontakt zu ihm. "Was kann ich für Dich tun, Elf?"
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Wulfhelm
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Beitrag von Wulfhelm »

"Wenn ich den Tod gesucht haette waere ich kaum zu dir gekommen. Du wuerdest vielleicht sagen ich suche das Leben, Mensch."
Lamandrions bernsteinfarbene Augen erwiedern den tiefen Blick des Geweihten. Der Elf steht in einer fliessenden Bewegung auf und laesst die Floete in eine bestickte Ledertasche an seinem Guertel gleiten.
"Und Vergessen? Vergessen ist etwas was mir nie zuteil wurde.
Sage mir, warum fleht ihr zu euren Goettern in Hallen aus Stein? Haben sie euch jemals geantwortet? Euch Nahrung gegeben? Weist du ueberhaupt was es bedeutet um seine Nahrung kaempfen zu muessen Mensch? Ihr lebt hier in euren Staedten aus Stein und das Land naehrt euch. Doch nimmt es euch im gleichen Masse wie es euch gibt. Ihr seid weich, Mensch, ohne Kraft. Wenn ein Sturm kommt fegt er euch hinweg, faellt Schnee, erfriert ihr.
Dennoch gibt es so viele von euch und so wenige von uns. Sage mir Mensch, warum ist dies so?
Es sind Antworten die ich suche. Und Fragen, Mensch."
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Ein sanftes Lächeln zeigt sich auf dem Gesicht des Geweihten.

"Lausche Deinen eigenen Worten, denn sie tragen die Antworten auf Deine Fragen bereits mit sich.
Du sprichst sehnsüchtig von Vergessen und fragst mich, warum ich an diesem heiligen Ort zu Boron bete?
Du sprichst verächtlich von Haus und Hof aus Stein und fragst mich, wie ich Sturm und Kälte aushalten kann?
Ja, Boron hat geantwortet. Es sind keine Worte, mit denen er zu mir spricht, doch schenkt er mir Vergessen, wenn mich schmerzhafte Erinnerung plagt, Stille, wenn der Lärm des Tages in meinem Schädel dröhnt, und Schlaf, wenn mich meine Kraft verlassen hat.
Ja, das Land nährt uns, doch tut es dies nur, weil Praios ihm Sonne schenkt, Efferd ihm Regen schickt und Peraine fruchtbare Knospen sprießen läßt. Dafür danken wir den Göttern, denn sie geben uns die Nahrung. Auch wenn es Dir nicht offensichtlich erscheint.
Und mit gleichem Maße, mit dem uns die Götter das Leben geben, schenken sie uns auch den Tod. So ist der Lauf der Dinge und so danken wir einem jeden der Zwölfe.
Und noch eine weitere Antwort will ich Dir geben."

Der Geweihte nähert sich Lamandrion ein Stückchen weiter und flüstert bedeutungsvoll.

"Wache ein Leben, ohne jemals in Fülle zu schlafen, und Du hast nicht gelebt. Schlafe einen Tag und stirb, und Dir hat sich ein Leben offenbart."
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Wulfhelm
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Beitrag von Wulfhelm »

"Du bist wahrlich ein seltsamer Mensch."

Lamandrion mustert der Geweihten einige Herzschlaege lang schweigend.

"Dann werde ich diese Nacht hier ruhen."

Der Elf wendet sich ab und laesst den Blick durch das Halbdunkel schweifen, sucht nach einem Platz zur Ruhe um dort bis etwa zur dritten Stunde nach Mitternacht zu schlafen.
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

"Boron segne Deinen Schlaf."

Mit diesen Worten wendet sich auch der Geweihte wieder ab und läßt Lamandrion in Ruhe einen Ort für die Nacht suchen. Diesen findet der Firnelf in einer Nische an der Wand, wo er sich zwischen einem kleinen Altar mit erloschenen Grabkerzen und einem hölzernen Opferstock zur Ruhe bettet.

Ein paar Stunden nach Mitternacht mag es wohl sein, als Lamandrion wieder seine Augen öffnet. Ihn umgibt angenehme Stille und Kälte, wie er sie in den vergangenen Wochen seiner weiten Reise oftmals vermißt hat. So fühlt er sich trotz der nur wenigen Stunden Schlaf auch völlig ausgeschlafen und gestärkt für das bevorstehende Tagwerk.
Noch immer knien einige Gestalten in stille Gebete vertieft auf den Mosaiken des Tempelbodens, doch sind es um diese Zeit höchstens noch eine Hand voll.
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Wulfhelm
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Beitrag von Wulfhelm »

Lamandrion harrt einige Herzschlaege aus und sammelt seine Gedanken. Dann beginnt er, Kleider und Schmuck abzulegen und einen leisen Gesang anzustimmen. Zunaechst melodisch geht dieser schnell in ein Kraechzen ueber.

Ein schwarzer Rabe erhebt sich aus dem Dunkeln, setzt sich, nachdem er eine Runde durch den Hauptsaal des gewaltigen Tempels geflogen ist, auf die Schulter der schwarzen Rabenstatue und putzt sein Gefieder.

Nach einiger Zeit breitet der Vogel wieder seine Schwingen aus und sucht nach einem fuer ihn zugaenglichen Ausgang aus dem Tempel. Er liebt diese letzten Stunden der Nacht, wenn die Sonne nur noch eine Erinnerung und der Morgen noch fern ist. Der Rabe wird in der Stadt nach Nahrung suchen, oder auch hier im Tempel.
Raben waren noch nie dafuer bekannt sonderlich waehlerisch zu sein.
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Es hat wieder aufgehört zu regnen, als der Rabe mit kräftigen Flügelschlägen aus der Tempelhalle ins Freie fliegt. Dennoch ist die kühle Luft noch feucht und trägt den Duft von nassem Gras und Laub mit sich.
In weiten Spiralen schraubt sich Lamandrion'iama in den dunklen Himmel über der Menschensiedlung und läßt die gewaltigen Steingebilde weit unter sich. Vom Wind getragen gleitet der Rabe gen Westen, das sich bereits schwach abzeichnende Morgenrot hinter sich lassend.
Unter ihm breitet sich ein großer Flickenteppich in den unterschiedlichsten Grautönen aus, der im Sonnenlicht des Tages sicherlich in den buntesten Farben leuchten würde. Zwischen Kornfeldern, Wiesen, Obstbäumen und Waldstücken schlängeln sich aneinander geschmiegt der alte Yaquir und der im Vergleich klein erscheinende, staubige Streifen, auf dem die Menschen wie Perlen auf einer Schnur aufgereiht zu reisen pflegen.
Noch ist es ruhig im Land, nur vereinzelt sieht Lamandrion'iama schwachen Feuerschein am Boden und bis die ersten Vögel trällernd den neuen Tag begrüßen, werden wohl auch noch viele Flügelschläge vergehen.

Beste Voraussetzungen also, um sich ungestört nach eßbaren Früchten, Insekten, kleinen Tieren oder Kadavern umzusehen. Gerade läßt eine leichte Böe den Raben im Flug etwas erzittern, als er unter sich eines dieser Steingebilde der Menschen erblickt. Dieses steht auf einer Anhöhe etwas abseits des Ausgangspunkts seines heutigen Flugs und ist von vielversprechend rankenden Pflanzen umgeben, die erfahrungsgemäß wohlschmeckende Früchte tragen.

So gleitet der Rabe mit weit gespreizten Schwingen also wieder hinab und nähert sich aufmerksam und vorsichtig dem Gebäude. Kein Feuerschein und kein Mensch ist zu erkennen, was gemeinhin darauf schließen läßt, dass von den Menschen keine Gefahr ausgeht. So fliegt Lamandrion'iama noch eine letzte Runde in Höhe des Dachfirsts um das Gebäude, um sich aufmerksam davon zu überzeugen, dass er nicht in das Revier eines Konkurrenten eindringt - oder dass dieser zumindest gerade ruht und ihn nicht bemerkt.

Sodann spreizt er noch einmal die Schwingen und streckt die Beine zur Landung vor. Sicher schließen sich die Krallen um das kalte Gußeisen, an dem leise knarrend ein Holzschild im Wind schaukelt. Darauf erkennt Lamandrion'iama ein Abbild seiner selbst, nachdem er seinen Kopf etwas reckt und verdreht. Fast amüsiert krächzt der Rabe geckenhaft in die Nacht und hüpft auf der gußeisernen Strebe etwas näher an die Hauswand, die dicht von grünen Ranken bewachsen ist.
Neugierig und hungrig reckt er seinen Kopf durch das dichte Blätterwerk um dahinter der prallen Trauben angesichtig zu werden. Gierig beginnt er, die erste Traube zielsicher mit dem Schnabel zu attackieren und in großen Stücken hinunter zu schlingen.

Plötzlich bemerkt er eine Bewegung und breitet instinktiv die Flügel zum Flug, als er die Ursache erkennt. Durch ein Fenster fällt der neugierige Blick des Raben auf eine junge Frau, die sich dort offenbar gerade im Bett umgedreht hat und ihm nun den Rücken zu wendet. Der ebenmäßige, schlanke Körper ist nur noch spärlich von der Decke bedeckt, die bereits zur Hälfte aus dem Bett gefallen ist. Auffällig ist jedoch vor allem das zu einer zarten Spitze zulaufende Ohr, das Lamandrion für einen kurzen Moment die tierischen Instinkte seines Seelentiers vergessen läßt. Lange ist es schon her, dass Lamandrion das letzte Mal eine Elfe zu Gesicht bekam.

Im Augenwinkel wird der Rabe dann jedoch einer weiteren Bewegung gewahr und erkennt noch gerade rechtzeitig die Katze, die bereits den Haufen Holzscheite erklommen hat und soeben zum Sprung in seine Richtung ansetzt. Mit einem erschreckten Krächzen läßt Lamandrion'iama sich von der Strebe fallen, breitet im Sturz seine Flügel und läßt die Katze so ins Leere springen, während er in einem eleganten Bogen schnell wieder an Höhe gewinnt und das Weite sucht.

Doch Almada ist ein fruchtbares Land und so ist es keine Schwierigkeit, dennoch gesättigt in den Borontempel zurück zu kehren, wo die Kleidung und Ausrüstung Lamandrions in der Zwischenzeit offenbar nicht angetastet wurden.
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Wulfhelm
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Beitrag von Wulfhelm »

Nachdem Lamandrion wieder in seine elfische Gestalt zurueckgekehrt ist legt er Kleidung und Waffen an und macht sich auf den Weg den Tempel des Raben zu verlassen. Sein Proviant ist zur Neige gegangen und so wird es sich nicht vermeiden lassen, einen halben Tag mit der Jagd zu verbringen.
Dann gilt es die Frage zu beantworten wohin man nun den Schritt lenken sollte. Seit seinem Aufbruch schon eine Frage, deren Antwort niemals bestaendig war, Lamandrion ging ohne Ziel gen Sueden, durch die Eisreiche von Glorana, die man einst die Schoene nannte, durch das Land am Born, durch das Land der Rinder und das Gebiet, dass man die Goldene Au nennt. Die grosse Stadt Gareth umging er, dann weiter gen Sueden, Almada, Punin. Nun, bisher fanden sich keine Zeichen, keine Antworten und keine Fragen. Also weiter, gen Sueden. Aber erst morgen.
Lamandrion verlaesst die Stadt gen Praios und sucht nach Wald und Flur, um seinen Hunger zu stillen. In diesen Laendereien ist dies nun ja auch keine grosse Schwierigkeit.
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Beitrag von Sebastian »

Als Lamandrion aus dem Tempel tritt, erhebt sich im Osten gerade die Praiosscheibe über den Horizont und taucht den Himmel in ein feuriges Rot. Ungeachtet dessen wendet der Firnelf sich jedoch gen Praios und setzt seinen Fuß vor die Stadt als der Elfenbeinturm des Pentagrammatons in seinem Rücken gerade im Licht des ersten Tageslichts erstrahlt.
Der Himmel ist wolkenlos und obwohl es zu dieser frühen Stunde noch angenehm kühl ist, verspricht dies wieder ein heißer Spätsommertag zu werden.
Etwa eine Meile zur Linken der Straße und jenseits des Yaquir entdeckt Lamandrion ein Waldstück, das sich über eine kleine Hügelkette erstreckt. Davor - und noch diesseits des Flusses - befindet sich ein Landgut inmitten eines Feldes, zwischen dessen im Wind wiegenden Korn sich einige Fasane tummeln und die Ähren von den Halmen picken. Ein schmaler, sandiger Weg führt von der Straße zum Hof, vorbei an einer kleinen Baumgruppe, die sich um eine unscheinbare steinerne Stele schart.
Stadteinwärts fährt gerade ein klappernder Ochenskarren dem Firnelf entgegen, auf dessen Ladefläche einige Milchkannen schaukeln und neben dem eine junge Frau mit einer groben Lederpeitsche geht. Wenn sie nicht gerade mit Schnalzen und leichten Peitschenhieben die Tiere antreibt, pfeift sie eine einfache Melodie durch die Zähne.
Die Straße beschreibt eine leichte Rechtsbiegung und schmiegt sich so langsam an den Lauf des Yaquirs, um diesen schließlich bis Vinsalt zu begleiten. Ein Stück flußabwärts sieht Lamandrion dann an beiden Ufern sanft geschwungene Hänge, auf denen vorwiegend die unterschiedlichsten Früchte, darunter auffallend häufig pralle Trauben, wachsen.
Auf dem Fluss schaukeln eine Hand voll kleiner Fischerboote, die teils gerade ihre Netze einholen, teils aber auch noch nicht den rechten Ort gefunden zu haben scheinen. Regelmäßig tauchen bei letzteren die Ruder ins Wasser und treiben die Boote beständig der großen Brücke entgegen, die etwa eine Meile flußabwärts den Yaquir überspannt.
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Wulfhelm
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Beitrag von Wulfhelm »

Der kleine Wald verspricht Linderung vor der bereits jetzt unangenem warmen Sommersonne.
Nachdem er noch einmal den Blick ueber die Szenerie schweifen lies wendet sich Lamandrion dem lichten gruenen Wald zu. Er marschiert in diesen hinein bis der Laerm der Strasse hinter ihm zurueckbleibt, spannt sodann seinen Kurzbogen, aus dem seltsam kristallinen Horn der Wesen gefertigt, die die Menschen als Eisigel kennen, und macht sich auf die Pirsch. Genug fuer etwa eine Woche sollte es werden. Das Fleisch wird sodann halb angebraten, damit es haltbar wird und sich gut transportieren laesst.

(weiter im Thread Punin, Stadtwald)
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