Punin, Gasthaus Räbleins Rebe

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Sebastian
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Punin, Gasthaus Räbleins Rebe

Beitrag von Sebastian »

"Nein, nein. Ich habe zu danken für die angenehme Reisebegleitung." Raschid wirkt jetzt etwas schüchtern, wo er Ariana gegenüber steht und nicht mehr den Blick auf die Straße gerichtet hält oder über die Landschaft schweifen läßt. So sieht er auch während des kurzen Gesprächs nur auf Arianas Hand, die er daraufhin auch mit einem fast entschuldigenden Schritt zurück losläßt.
Recht offensichtlich ist Raschid den Umgang mit vornehmeren Personen nicht gewohnt und weiß sich in Arianas Gegenwart nicht recht zu verhalten. Noch während er sich wieder seinem Fuhrwerk zuwendet und die Seile zu lösen beginnt, die die Weinfässer an ihrem Platz hielten, erwidert er auf Arianas Angebot: "Nun, aber gerne... wenn ihr meint, dies geziemt sich für einen... einfachen Mann wie mich... Ach was, ihr werdet schon wissen, was ihr sagt."
Mit lautem Knarzen öffnet sich derweil die Tür zur Gaststube und ein junger Bursche von vielleicht 16 Götterläufen tritt hinaus. Sein blondes Haar ist halblang und zerzaust, die einfache Leinenhose wird von improvisierten Hosenträgern aus Kordel gehalten und auch das ehemals weiße Leinenhemd hat schon bessere Tage erlebt. Mit einem verschmitzten Lächeln legt der großgewachsene, hagere Junge kurz seinen Kopf etwas schief und raunt Ariana ein "Grüß Euch!" zu, bevor er Raschid die Hand schüttelt und die beiden Flügel der Luke öffnet, die die Treppe von der Straße in den Weinkeller des Hauses verschließt. Derweil fällt die Tür des Gasthauses verhalten krachend wieder ins Schloss.
Ariana wendet sich schließlich von den beiden Männern ab, die nun gemeinsam die Weinfässer vom Fuhrwerk in den Keller rollen, und betritt die Schankstube des Gasthauses. Sie ist an diesem Abend nur mäßig gefüllt, was vielleicht auch am drohenden Gewitter liegt, das die wenigsten potentiellen Gäste aus dem Haus locken mag.
Die Schankstube besitzt eine recht niedrige Decke, die von kräftigen Balken gehalten wird und so noch niedriger erscheint, als sie in Wirklichkeit ist. Gegenüber der Tür befindet sich ein schmaler Thresen, der offenbar mehr der Abgrenzung zur Küche als zur tatsächlichen Bewirtung dient. Rechterhand führt eine Treppe nach oben zu den Gästezimmern und eine Tür hinter dem Thresen läßt vermuten, dass dort wohl die Küche liegt.
Die Wände sind mit allerlei Kelterwerkzeugen und Zeichnungen der almadanischen Weinberge behangen, die Tische, Stühle und Bänke aus Pinienholz gefertigt und von Kerzen und irdenen Öllampen erhellt. Die Tische bieten meist Platz für sechs bis acht Personen, so dass die Taverne insgesamt wohl gut zwei Dutzend Gäste bewirten kann. Doch nicht einmal eine Hand voll sind heute Abend zugegen.
An einem Tisch sitzen drei Männer bei einem Becher Wein in ein angeregtes Gespräch vertieft. Ihre Kleidung läßt auf einen wohlhabenden Lebenswandel schließen, wenn sie auch aus verschiedenen Regionen zu stammen scheinen. Einer von ihnen trägt eine dunkelblaue Mütze aus Samt mit einer Pfauenfeder etwas schief auf seinem gepflegten Haupt, dessen auffälligstes Merkmal der ausladende, gezwirbelte Schnurrbart ist. Unter der samtenen Weste in dunkelblau, die sich über seinen deutlichen Bauchansatz spannt, kommt ein weißes Rüschenhemd zum Vorschein, wie man es derzeit im Lieblichen Feld mit Vorliebe trägt. Eine lederne Kniebundhose, weiße Strümpfe, schwarze Gamaschen über den Schuhen und zwei Goldringe runden das Bild eines horasischen Händlers ab.
Die beiden anderen scheinen weit weniger wohlhabend oder sie zeigen es zumindest nicht so deutlich. Der Herr gegenüber des Horasiers trägt seine langen Haare offen, dazu einen rauschenden Vollbart, ein beiges Leinenhemd, darüber eine lederne Weste mit kunstvoll aus Knochen geschnitzten Knöpfen. Die lederne Hose ist sicher weit praktischer als sie schön ist. Auch die festen Stiefel und das imposante Jagdmesser an seinem Gürtel lassen darauf schließen, dass seine bevorzugte Umgebung wohl weniger ein Vinsalter Bankenhaus oder ein Großmarkt ist, als vielmehr die freie Natur.
Der dritte Mann im Bunde schließlich ist hauptsächlich in Brauntöne gekleidet, wodurch das güldene Amulett eines Fuchskopfes an der Kette um seinen Hals ob des Kontrastes deutlich ins Auge springt. Seine Kleidung ist vornehm, jedoch nicht so übertrieben prunkvoll wie die des Horasiers. Er ist auch der einzige der drei, der Arianas Eintreten bemerkt und zu ihr aufsieht. Ein freundliches Lächeln legt sich auf seine Lippen und mit einem dezenten Nicken grüßt er sie, bevor er sich wieder dem Gespräch seiner Tischgenossen zuwendet.
An einem weiteren Tisch sitzt ein junges Paar, die Hände über den Tisch in einander gelegt und mit tiefen Blicken jeweils in den Augen des anderen versunken. Sie sprechen leise miteinander, aber auch ohne etwas zu verstehen, sind die Absichten der beiden Turteltauben für Ariana auf den ersten Blick ersichtlich. Sie wünschen mit Sicherheit keine Störung.
Ansonsten ist die Taverne leer, so dass Ariana die freie Platzwahl bleibt. Am Tisch der vornehmen Herren sind noch drei Plätze frei, beim Pärchen gar noch sechs. Zwei weitere Tische sind noch garnicht besetzt.
Gerade als Ariana sich umsieht, öffnet sich die Tür hinter dem kleinen Thresen und eine Frau betritt den Schankraum. Sie trägt ein einfaches Kleid und eine Schürze darüber. Die Haare hat sie kunstvoll zu einem Kranz um ihren Kopf geflochten. Als sie Ariana bemerkt, kommt sie freundlich lächelnd auf sie zu:
"Travia zum Gruße! Laßt Euch ansehen." Sie bleibt einige Schritt vor Ariana stehen und betrachtet sie von Kopf bis Fuß schmunzelnd. Dann fährt sie mit einem breiten Grinsen fort: "Der alte Halunke hat mir garnicht erzählt, dass er eine so schöne Tochter hat. Nunja, ich habe ihn ohnehin schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen. Seit er sein Geschäft vergrößert hat, verläßt er Corsola ja nur noch, um seine Weinhänge zu besuchen. Sagt, wie geht es Eurem Vater? Nein, wo bleiben meine Manieren, nehmt doch erst einmal Platz.", womit sie mit ausladender Geste den gesamten Schankraum einschließt und ohne Unterlaß fortfährt: "Ihr habt Glück gehabt, dass Ihr gerade jetzt kommt. Noch ein Viertel Stundenglas später und Ihr hättet es nicht mehr trocken geschafft. Aber auf den guten Raschid ist Verlaß, er hat Euren Vater noch nie enttäuscht, nicht wahr? Ich werde Euch erst einmal einen Becher Wein holen." Damit macht die Wirtin sich auch schon auf den Weg zur Küche und gerade, als Ariana Luft geholt hat, um etwas zu erwidern, fährt sie auch schon wieder fort: "Ihr habt sicher großen Hunger nach der Reise, ich werde Euch auch gleich etwas zu essen bereiten lassen.", womit sie erst einmal in der Küche verschwindet und Ariana verdutzt und etwas überrumpelt im Schankraum zurückläßt.
Zuletzt geändert von Sebastian am 30. Januar 2004, 05:03, insgesamt 3-mal geändert.
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Ariana saba-es-Sulef
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Verwechslung und Kassensturz

Beitrag von Ariana saba-es-Sulef »

Zuerst weiß sie wirklich nicht, was sie sagen soll – Kann man sie tatsächlich mit der Tochter eines Weinbauern verwechseln? Einen Augenblick schwankt Ariana zwischen Entrüstung und Belustigung, doch dann gewinnt ihr Humor die Oberhand. Mag die gute Frau sie doch halten für wen sie will, wenn sie wieder aus der Küche kommt, wird Ariana das Missverständnis schon aufklären – lieber noch als etwas zu essen wäre ihr jetzt allerdings ein Bad. Denn der Beleman im Rücken mag beim Wandern recht angenehm sein, doch trägt er einem selbst auf dem Kutschbock den Staub der Straße hinterher. Die Halbelfe bemerkt, wie sie ihr rechte Hand unbewusst an ihrer Kleidung abwischt – und macht daraus rasch ein Abklopfen des Staubes aus ihrem Umhang, während sie ihre Tasche auf dem Tresen ablegt und ihren Stab danebenlehnt. Sie blickt sich noch einmal genauer in der Gaststube um; das almadanische Kolorit hatte ihr schon als Kind sehr gefallen, es vermittelt gut diese Mischung aus Heißblütigkeit und Freundlichkeit, die dieses Volk auszeichnet. Erst jetzt, da sie in Punin ist, an ihrem selbstgesteckten ersten Ziel, bemerkt Ariana, wie sehr sie die Reise eigentlich trotz allen Unbills genossen hat. Sie fühlt sich müde, aber gut, frei. Seit zweieinhalb Wochen ist sie jetzt fast unterwegs, zweieinhalb Wochen, in denen sie ihr eigener Herr ist und sich weder von Jaraldo noch von einem der unzähligen lüsternen Ihr-Könnt-Euch-Nicht-Vorstellen-Wie-Sehr-Ich-Euch-Bewundere-Gecken auf der Nase hat herumtanzen lassen müssen. Beim Gedanken an zudringliches Publikum fällt ihr Blick auf den horasischen Händler; wenn sie eine Kämpferin wäre, würde sie den offensichtlich wohlhabenden Dicken ja fragen, ob sie ihn für Sold begleiten soll, aber sie ist keine Kriegerin – Geld braucht sie trotzdem. Sie wendet den Blick von der zusammengewürfelten Gesellschaft am Tisch ab und durchwühlt kurz ihre Geldkatze. Drei Goldstücke blinken noch darin, und vielleicht zwei Dutzend kleinerer Münzen. Für einen sorglosen Lebensabend wird das nicht ausreichen, deshalb würde sie sich etwas einfallen lassen müssen. Seufzend zieht sie die Börse wieder zu und verstaut sie unter ihrem Gewand. Zuerst und ohne jeden weiteren Aufschub möchte sie jetzt ein Bad, und wenn sie sich dazu nackt in den Hinterhof stellen und auf den Regen warten muss. So bleibt sie an den Tresen gelehnt stehen und wartet auf die Rückkehr der Wirtin, um sie zunächst um ein Zimmer, einen Zuber und ein Glas Wasser zu bitten, das Missverständnis aufzuklären und sich dann erst einmal frischzumachen. Gewaschen, gekämmt und mit sauberer Kleidung redet es sich einfach besser.
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Bereits kurze Zeit später taucht die Wirtin wieder auf, in der Hand einen Krug Wein und einen irdenen Becher. Beides stellt sie lächelnd vor Ariana auf den Thresen. "Hier, nehmt nur. Das geht natürlich auf's Haus! Wenn Euer Herr Vater sich schon nicht von mir bewirten läßt, dann soll es wenigstens seiner Tochter in unserem Hause an nichts fehlen..."
Höflich und amüsiert klärt Ariana schließlich das Mißverständnis der Wirtin in wenigen Worten auf. Sofort schießt der guten Frau das Blut ins Gesicht und schamvoll senkt sie den Blick, um kleinlaut zur Entschuldigung anzusetzen: "Bitte verzeiht vielmals, junge Maid. Es lag mir fern, Euch zu nahe zu treten. Es ist wohl wirklich schon zu lange her, dass der alte Herr El'Salvada sich aus Corsola hierher bemüht hat, um unser bescheidenes Haus mit seinem Besuch zu beehren. Meine Erinnerung an ihn muss in all den Jahren so sehr verblaßt sein, dass ich ihn nun in Eurem Gesichte wieder zu erkennen glaubte. Jedenfalls so, wie man eben den Vater im Gesicht seiner Tochter wieder erkennt. Verzeiht."
Nach einem Moment der peinlichen Stille dringt schallendes Gelächter vom Tisch der drei Herren herüber, was die Wirtin zum Anlass nimmt, Ariana etwas Wein in den Becher zu schenken. Auch die drei Männer prosten sich gegenseitig zu und nehmen einen tiefen Schluck, ehe sie sich weiter ihrem Gespräch widmen. Offenbar hatte ihr Gelächter weder Ariana noch der Wirtin gegolten. Auf der Ariana abgewandten Seite trägt der Dicke offensichtlich eine schlanke Klinge, die vom Thresen aus zu sehen ist, wie sie hinter dem Horasier über die Sitzbank ragt.
"Hier, der Wein soll selbstredend dennoch der Eure sein. Laßt mich bitte meinen Fehler wieder gut machen und Euch in meinem Hause bewirten wie es die Herrin Travia gebietet, solange Ihr in Punin verweilt."
Damit wischt sie ihre Hände an der Schürze ab. Es wirkt eher wie eine beiläufige Geste der Verlegenheit, als dass sie tatsächlich Schmutz an den Fingern hätte.
"Ich werde sofort ein Zimmer für Euch richten und auch einen Zuber bereiten lassen. Habt bitte einen Moment Geduld. Nehmt doch solange etwas Wein und Brot.", womit sie aus einem hölzernen Kasten unter dem Thresen einen in saubere Leinen geschlagenen Laib frischen Brots hervorholt und ebenfalls auf den Thresen legt. Mit einem verlegenen Lächeln schaut die Frau Ariana noch einmal kurz an, bevor sie sich abwendet und eilig die Treppe hinauf steigt. Auf halbem Weg hört Ariana sie bereits nach einer Magd rufen und ihr auftragen, einen Zuber mit warmem Wasser zu bereiten.

Kaum ein Viertel Stundenglas später erscheint die Hausherrin bereits wieder auf der Treppe und bittet Ariana nach oben. Dort weist sie ihr eines der vier Zimmer, die vom schmalen Gang abgehen. Es ist nicht besonders geräumig, aber durchaus einladend eingerichtet mit einem weichen Federbett, einem kleinem Schreibtisch mit Stuhl am Fenster, einer Garderobe und einer Kommode, auf der eine kupferne Waschschüssel, ein Stück Seife und ein Handspiegel liegt. Außerdem befindet sich neben dem Bett ein kleines Nachttischchen mit einer Kerze und darunter ein Nachttopf aus Kupfer. Ein etwas abgetretener Teppich und eine große Karaffe mit frischem Wasser neben der Kommode vervollständigen die Einrichtung.
"Es ist das beste Zimmer, das ich Euch anbieten kann. Ich hoffe, es genügt Euren Ansprüchen. Euer Bad wird bald fertig sein und wenn Ihr sonst noch einen Wunsch habt, so zögert nicht, damit an mich heran zu treten."
Ariana hat noch garnicht ganz das Zimmer begutachtet, als die Wirtin sich auch schon wieder zum gehen wendet.
Gerade erhellt ein weiterer Blitz die Szenerie vor dem Fenster und damit den fantastischen Ausblick auf die Stadt zu Füßen des Hügels, auf dem das Gasthaus errichtet wurde. Bei Tage und gutem Wetter ist dieses Zimmer gewiß allein schon des Ausblicks wegen ein halbes Vermögen wert.

Nachdem Ariana sich gerade provisorisch eingerichtet hat, Gesicht und Hände mit frischem Wasser gewaschen hat und noch immer in Gedanken der seltsamen Verwechslung nachhängt, klopft es bereits wieder an der Tür und die Stimme einer jungen Frau, wohl der Magd, verkündet, dass das Bad fertig sei. Und tatsächlich: Im Waschraum hinter der Küche, die Ariana durchqueren muss, steht zwischen einem Berg Schmutzwäsche, einem Bottich mit Waschbrett und einem Regal mit sauber gefalteten Leinen ein großer Badezuber, der bereits einladend nach allerlei Badezusätzen duftet. Offenbar hat sich die Wirtin wirklich nicht lumpen lassen und sogar etwas ihres teuersten Parfums geopfert, um ihren Fauxpas vergessen zu machen.
Ariana wird selbstredend allein gelassen, nachdem die Wirtin ihr noch ein Stück Seife und ein Leinentuch zum trocknen zurechtlegt.

Und so kann sie nun das herrliche, warme Bad genießen, während von draußen inzwischen starker Regen gegen die Wand klopft und gedämpft das Donnergrollen zu hören ist.
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Ariana saba-es-Sulef
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Beitrag von Ariana saba-es-Sulef »

Ariana fühlt sich hervorragend. Genießerisch liegt sie mit geschlossenen Augen im Zuber, riecht die duftende, heiße Wasser und lauscht verträumt dem Prasseln des Regens. Hin und wieder nimmt sie einen Schluck des guten Almadaner Roten, den sie mitgenommen hat. Ariana muss an ihre kupferne Badewanne in Vinsalt denken; zwar war diese größer, aber irgendwie kommt sie ihr jetzt im Nachhinein fast nicht mehr so schön vor wie dieser einfache Holzbottich, nicht bereitet von einer ihrer drei Hausdienerinnen, sondern von einer freundlichen Wirtin, die ihr den Gefallen aus Gastfreundschaft tut und nicht, weil sie dafür zehn Goldstücke im Monat bekommt. Es ist lange her, dass sie in einem Zuber gebadet hat; sie erinnert sich, wie sie als Kind mit ihrem Vater durch die Lande zog. Fast döst sie ein wenig ein, während sie Eindrücke aus ihrer Kindheit und ihrer Karriere im Horasreich an sich vorbeiziehen sieht – mit einer Mischung aus wehmüiger Trauer und hoffnungsvollem Blick in die ungewisse Zukunft...
Als das Wasser langsam abkühlt, drängt sie die alten Erinnerungen beiseite und schlägt die Augen auf. Draußen grollt immer noch der Donner, und der Regen hämmert gegen die Hauswand. Ihr Weinbecher ist leer, und bevor ihre Haut falten wirft, steht die Halbelfe seufzend auf, lässt das Wasser von ihrem Körper rinnen und steigt aus dem Bottich. Sie schlingt sich das breite Leinentuch um den Körper und blickt sich suchend um, bis sie merkt, dass sie weder ihre Kämme und Haarbürsten noch ihre Maniküre- oder Schminketuis mitgebracht hat. Es ist nicht das erste Mal, dass ihr das passiert, aber langsam sollte sie es eigentlich wissen... sie verdreht die Augen zur Decke , faltet ihre staubigen Kleider zusammen und legt sie mit ihren Stiefeln neben das Waschbrett, auf dass die Wirtin sie morgen ausbürsten möge. Leichten Schrittes geht sie durch die Küche, ist in Gedanken schon bei ihrer Körperpflege auf dem Zimmer, als ihr siedendheiß der Gedanke kommt, dass sie schon wieder etwas vergessen hat – aber da hat sie schon den Vorhang zur Gaststube aufgezogen und den ersten Schritt in den Schankraum gemacht. Und als sie die Blicke der drei Männer sieht, fällt ihr auch schlagartig ein, was es ist.
Sie ist nicht mehr in ihrer Villa in Vinsalt, und ihr Ankleideraum liegt auch nicht gleich neben dem Bad. Ebensowenig ist sie allein in ihrem Haus, wenn sie es wünscht. Aber auch das passiert ihr nicht zum ersten Mal. Trotzdem schilt sie sich im Stillen eine vergessliche Närrin, als sie die eiserne, gefühlskalte Gesicht der Hela-Horas (oh, sie erinnert sich noch gut an den Großen Monolog, als die Kaiserin beschließt, die Erzdämonen zu beschwören... es war vielleicht ihre absolute Sternstunde gewesen) aufsetzt und ohne auf die sprachlosen Blicke der drei Männer, die sie mit offenen Mündern anstarren, oder den der Wirtin zu achten, nur mit dem ihr knapp übers Knie reichenden, feuchten Leinentuch bekleidet und ohne eine Miene zu verziehen, elegant und leichtfüßig hinter dem Tresen hervortritt und die Treppe hinaufsteigt – wie eine jede wunderschöne, klatschnasse Halbelfe mit schrittlangem, blauschwarzem Haar das tun würde, die normalste Sache der Welt...
In ihrem Zimmer legt sie zunächst den Riegel vor die Tür und wirft dann mit einem ärgerlichen Zischen das Leintuch über den Stuhl. Hätte sie entsetzt den Vorhang wieder zuziehen und ihre schmutzige Kleidung wieder anziehen sollen, um nach oben zu gehen? Auch das hatte sie schon einmal gemacht, und der Abend im Gasthaus war ihr von brüllendem Gelächter und anzüglichen Witzen verdorben worden. Nein, lieber gute Miene zum bösen Spiel machen, und wie sie es gelernt hatte, eine Maske aufziehen und selbstbewusst das Ruder in die Hand nehmen.
Langsam verraucht ihr Zorn auf sich selbst, als sie sich um ihre Körperpflege kümmert. Sie hat die Kerze vom Nachttisch auf den Tisch vor dem Fenster gestellt und bewundert das schöne Gewitter, während sie ihr langes Haar bürstet. Nach Mani- und Pediküre legt sie sich sehr dezent etwas Schminke auf und schlüpft in ihre tiefblaue Robe mit den silbernen, arkanen Stickereien. Obwohl sie vor dem Bad zwei Scheiben Brot zum Wein gegessen hat, verspürt sie immer noch Hunger.
Sie wird hinuntergehen und die Wirtin nach etwas zu Essen fragen, und sich anschließend vielleicht noch etwas mit den drei Männern unterhalten, die sie so angestarrt hatten, als sie aus dem Bad kam – oder auch mit dem Fuhrmann „ihres Vaters“, wenn er noch hier war.
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Ariana tritt gerade frisch gebadet, parfümiert und gekleidet wieder die Treppe hinab, als ihr ein nass-kalter Lufthauch aus Richtung der Tür entgegen weht. Dort steht eine triefend nasse, schlanke Gestalt in einen schweren Reitermantel gehüllt und schlägt soeben die Kapuze zurück. Darunter kommt das Gesicht einer jungen Frau zum Vorschein, deren rechte Wange von einer (in Arianas Augen) deutlichen Narbe gezeichnet ist.

Beide Frauen lassen kurz ihren Blick durch die Schankstube gleiten. Der dicke, reich gekleidete Horasier sieht gerade mit einem feisten Grinsen zu Ariana. Sein Nachbar mit dem Fuchsamulett bemerkt dies offenbar und stößt dem Horasier recht unsanft seinen Ellbogen zwischen die Rippen, worauf dieser sich grummelnd wieder seiner Manieren entsinnt. Der langhaarige und vollbärtige Jäger dagegen hat seinen Kopf gedreht und blickt über die rechte Schulter zur Tür, wo er Sharina angesichtig wird.
Die beiden Turteltäubchen an einem der hinteren Tische scheinen so sehr in einander vertieft zu sein, dass sie von all dem garnichts mitbekommen. Der junge Mann streicht gerade zärtlich über die Hände seiner Angebeteten, während diese ihm mit verliebtem Glanz tief in die Augen schaut.
Unmittelbar neben der Eingangstür sitzt ein Mann in einfacher Kleidung, fast schon Lumpen, an einem Tisch. Er schaut gerade von einem Teller mit Brot und Käse auf und blickt abwechselnd zu Ariana und Sharina. Ariana erkennt ihn zweifelsfrei als den Fuhrmann "ihres Vaters".
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Ariana saba-es-Sulef
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Beitrag von Ariana saba-es-Sulef »

Die Halbelfe mustert die neu angekommene Frau von Kopf bis Fuß, dann tritt sie kurz an den Tresen heran. „Frau Wirtin, wenn Ihr die Freundlichkeit hättet, mir noch eine Kleinigkeit zu essen zu bereiten, wäre ich Euch sehr dankbar.“ Sie lächelt freundlich, die Wirtin nickt ihr ein „Selbstverständlich“ zu, und Ariana schreitet elegant durch den Schankraum. Im Vorbeigehen nickt sie der Frau im Reitermantel freundlich zu – „Die Götter zum Gruße!“ - und bewegt sich weiter auf Raschid zu, als sie von der Frau im Reitermantel angehalten wird.
Zuletzt geändert von Ariana saba-es-Sulef am 1. September 2003, 20:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Sharina Myriad
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Beitrag von Sharina Myriad »

Sharina betritt die Schankstube. Sie schaut sich um, kann jedoch keine bekannten Gesichter entdecken. Während sie noch überlegt, ob sie hier bleiben oder wieder gehen soll, wird ihr Blick von einer gutaussehenden Halbelfe gefesselt, die sie eindringlich mustert. "Bin ich denn so interessant für Euch?" fragt Sharina mit einem leicht spöttischen Unterton.
Hilf mir, meine Weisheit als auch mein Herz zu schärfen, auf dass ich Recht von Unrecht unterscheiden kann.
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Ariana saba-es-Sulef
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Beitrag von Ariana saba-es-Sulef »

Die schöne Halbelfe bleibt vor der Frau mit der Narbe stehen, blickt sie mit ihren bernsteingoldenen Augen an und spricht mit kühler (aber sehr angenehmer) Stimme in hörbarem horasischen Dialekt: „Falls Ihr es als unhöflich empfunden habt, dass ich Eurer Erscheinung gewahr wurde, bitte ich Euch um Verzeihung.“ Dann lächelt sie und fährt in versöhnlicherem Tonfall fort: „Mein Name ist Ariana.“ Die dazugehörige Mischung aus Knicks und Verbeugung scheint Sharina höchst en vogue für das Horasreich, aber hier wirkt die Geste mehr exotisch und fast ein wenig geckenhaft. „Wir können uns gern ein wenig unterhalten, wenn Ihr Eure nassen Klamotten abgelegt habt, aber vorerst verzeiht, wenn ich Euch bitte beiseitezutreten, ich würde mich gerne etwas mit dem Mann unterhalten, dem ich es zu verdanken habe, dass ich nicht wie ein begossener Pudel hier angekommen bin.“ Ihre Augen blitzen amüsiert (oder spöttisch? Sharina ist sich nicht sicher.), dann schlängelt sie sich an der Kriegerin vorbei und setzt sich zu dem Fuhrmann Raschid an den Tisch.
Sie blickt ihn an und grinst. „Ihr glaubt nicht, was mir gerade passiert ist, Raschid.“ Sie schildert ihre Verwechslung durch die Wirtin, und ein breites Feixen tritt ins Gesicht des Fuhrmanns. „Da Ihr mich schon den ganzen Tag so hervorragend unterhalten habt… wenn es Euch nichts ausmacht, erzählt mir doch noch ein wenig von Punin und der Umgebung; Ihr kommt doch als Fuhrmann viel herum. Ist in letzter Zeit irgend etwas Aufregendes in der Gegend passiert?“ Sie wird unterbrochen, als die Wirtin einen Krug Rotwein, einen irdenen Becher und eine zweite Platte mit Brot, etwas Gemüse, Käse und sogar einigen Scheiben Schinken bringt und ihr einen guten Appetit wünscht. Ariana bedankt sich und macht sich hungrig über die kalte Mahlzeit her. Sie schaut sich zunächst suchend nach einer Gabel um, besinnt sich dann und balanciert dann je eine Scheibe Käse und Schinken vorsichtig mit dem Messer auf das helle Brot. Sie kaut, schluckt und fragt den Fuhrmann dann weiter: „Habt Ihr auf euren Fahrten zufällig einmal einen Mann namens Seyshaban al-Alam getroffen? Er ist ein… nun, magischer Unterhaltungskünstler und zieht jedes Jahr den Yaquir entlang.“ Während sie nocheinmal herzhaft in ihr belegtes Brot beisst, hat Raschid endlich Zeit zu antworten.
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Noch während er sich vor Lachen den Bauch hält, erwidert Raschid: "Nein, nein. Köstlich! Dabei hat mein alter Herr gar keine so schöne Tochter wie Euch."

Langsam beruhigt er sich wieder und nimmt einen Schluck aus seinem Becher.

"Punin? Nunja, ich bin zwar der Fuhrmann des alten El'Salvada, aber er schickt mich nur recht selten nach Punin. Ich kenne nicht viel von der Stadt.
Den Tempel des Raben habt Ihr sicher schon gesehen, ihm gegenüber steht das Bethaus der jungen Göttin. Ein seltsamer Kontrast, aber so sind sie, die Almadaner. Auch die anderen der Zwölfe besitzen Tempel in der Stadt, nur einen Tempel des grimmigen Firun habe ich noch nicht gesehen.
Selbst ein Bethaus dieses Wüstengottes gibt es hier angeblich, aber damit habe ich nichts zu schaffen!
Außerdem haben sich die gelehrten Herrn Magier hier eine recht seltsame Schule gebaut. Schaut Euch allein schon die Form an, wer baut denn so ein Haus? Obwohl mir der Turm recht eindrucksvoll erscheint. Ob man von dort oben die Feste Alveran sehen kann?
Im Westen steht glaube ich eine Kriegerschule oder eine Arena, jedenfalls höre ich häufig Schwerter klirren, wenn ich dort vorbei fahre und der Wind vom Yaquir hinauf bläst.
Sogar ein Theater soll Punin haben, die Yaquirbühne. Aber wer hat schon für so etwas die Zeit und das Gold? Wohl nur die Reichen aus Oberpunin und vom Goldacker, die sitzen schließlich auf ihrem Gold und lassen uns dafür schuften."

Wieder nimmt Raschid einen Schluck aus seinem Becher.

"Seyshaban al-Alam? Nein, verzeiht, den Namen habe ich noch nie gehört. Ich bin jedoch auch kein ausgesprochener Freund der Magie. Zuviel Unheil kann damit angerichtet werden, denkt nur an den Krieg gegen den schwarzen Borbarad. Noch heute halten die Dämonen angeblich den ganzen Osten des Landes in ihrem eisigen Griff, sagt man."

Raschid schaudert und schlägt mit der rechten Hand ein Schutzzeichen Praios' wider finstere Mächte, bevor er erneut einen Schluck aus seinem Becher nimmt und enttäuscht feststellt, dass dieser inzwischen leer ist. Er holt eine kleine Geldkatze hervor und leert sie auf dem Tisch, um den Inhalt zu zählen. Es kommen nur wenige Kreuzer zum Vorschein, die kaum für einen Becher Wein reichen, dazu einige schöne Flusskiesel, ein verrosteter Schlüssel und eine milchige Glasscherbe.

Seufzend wiederholt Raschid murmelnd: "...die sitzen schließlich auf ihrem Gold und lassen uns dafür schuften."
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Ariana saba-es-Sulef
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Beitrag von Ariana saba-es-Sulef »

Ariana schmunzelt, als Raschid die Yaquirbühne erwähnt. Sie kann sich noch gut an den alten Herrn Shadif erinnern, er war damals bei der Premiere von Gothanos „Efferdaya auf Tenos“ zu Gast in Vinsalt gewesen; der charmante Grauhaarige hatte Pamina Barucca überschwänglich gratuliert und ihr eine große Zukunft vorausgesagt. Versonnen lächelt sie, dann horcht sie wieder auf, als der Fuhrmann den Namen ihres Vaters erwähnt. Sie ist leicht enttäuscht, hat sich aber auch keine großen Hoffnungen gemacht. Raschids furchtsame Einstellung zur Magie hätte sie noch vor zehn Jahren absolut nicht verstanden, aber während ihrer Zeit im Horasreich hatte sie natürlich auch genug von dem großen Krieg im Osten mitbekommen. Der Aventurische Bote war voll gewesen von Schreckensmeldungen, und die Horasier hatten sich für ihre Verhältnisse sehr teilnahmsvoll gezeigt. Nach dem Fall von Warunk war sogar die Staatsoper aus Pietät für einen Tag geschlossen worden, und der Krieg war natürlich *das* Thema bei Diners, Empfängen und Logentreffen gewesen. Aber letztlich blieb das grausame Geschehen weit entfernt auf der anderen Seite des Kontinents, so dass (zumindest soviel Ariana mitbekommen hatte) das Leben im Horasreich trotz allem seinen gewohnten Gang weiterging.
Kurz überlegt sie, ob sie Raschid mit einer kleinen Demonstration von seiner negativen Einstellung zur Magie abkehren soll, dann überlegt sie es sich aber anders.
Sie wird von einer heftigen Welle von Mitgefühl für den Mann ergriffen. Ihr Magen verkrampft sich; sie kannte dieses Gefühl bisher nicht. Nur an ein einziges Mal kann sie sich erinnern, als sie wahres und tiefes Mitleid empfand – vor dreizehn Jahren, als sie mit ihrem Vater durch ihren Geburtsort Brig-Lo zog, hatte sie einen alten Hund an einer Straßenecke gesehen, der mit einem schwerverletzten Bein elendiglich heulend in der Gosse lag; sie war vom Wagen ihres Vaters gesprungen, hatte sich neben das Tier gekniet, das ihr die Hände ableckte und herzerweichend winselte, als ihr Vater hinter sie trat und ihr etwas von der Unbarmherzigkeit der Natur, dem Lauf der Dinge und dem Tod als Bestandteil des Lebens zu erklären versuchte, aber sie hatte ihn mit tränenüberströmtem Gesicht angefleht, dem armen Hund zu helfen, und ihr Vater hatte seufzend wohl beschlossen, dass das für ein achtjähriges Mädchen noch nicht zu verstehen sei und hatte kraft seiner Magie die Wunde des Tieres verschlossen. Der Hund war aufgesprungen, hatte gebellt vor Freude, Arianas Gesicht abgeleckt und war ihr zwei Tage lang hinterhergelaufen, dann war er eines Nachts verschwunden. Sie war traurig gewesen, aber sie hatte sich gesagt, dass dem Tier geholfen worden war und es jetzt schon allein durchkommen würde.
Mit einem dicken Knoten im Hals sieht sie, wie der Fuhrmann murmelnd seine paar Kupfermünzen zusammenkratzt. Ein unangenehmes Brennen will ihr in Augen und Nase steigen, als sie ihre schlanke Hand auf die seine legt und, nachdem sie das leichte Zittern in ihrer Stimme unterdrückt, zu ihm spricht: „Lasst Eure Münzen stecken, Raschid. Das Wenigste, was ich für Euch tun kann, ist, Euch heute die Zeche zu bezahlen.“ Der Fuhrmann blickt ungläubig zu ihr auf, und sie schenkt ihm aus ihrem eigenen Krug Wein nach. „Schließlich habt Ihr mir mehrere Stunden Fußmarsch und eine unfreiwillige Dusche erspart.“ Sie lächelt ihn an, er blickt ihr ungläubig in die Augen. Sie prostet ihm zu, und unterbricht ihn, als er sich bedanken will; „Dankt mir nicht. Genießt einfach den Abend und lobt Rahja für den guten Wein.“
Ein Geistesblitz durchzuckt sie. Sie will diesem Mann etwas Gutes tun, weil er ihr leid tut – er arbeitet viel und wird offenbar nur schlecht dafür bezahlt. Er ist Fuhrmann. Und Ariana ist inzwischen zu der Ansicht gelangt, dass sie doch jemandem gern ihre Geschichte erzählen würde. So fährt sie fort, bevor Raschid etwas erwidern kann. „Aber sagt, würdet Ihr mir einen Gefallen tun? Wenn Ihr auf Eurer nächsten Fahrt von Corsola aus gen Efferd aufbrecht, könntet Ihr, wenn Ihr Eure Ladung weggebracht habt, noch ein Stück weiterfahren und für jemandem einen Brief von mir geben? Ihr müsstet in Vinsalt einen Mann namens Vitelli suchen, er ist wahrscheinlich in der Oper zu finden. Ich würde euch fünf Silberstücke geben, wenn Ihr das für mich tun könntet.“
So schlägt sie zwei Fliegen mit einer Klappe, denkt sie zufrieden bei sich. Raschid ist geholfen, er sieht die prächtige Kaiserstadt, und sie kann ihre Briefe an ihre alten Freund Vitelli und ihre Mäzenin Weyringer schicken und ihnen die ganze Geschichte mit ihrem plötzlichem Verschwinden erklären. Sie nimmt noch einen Schluck Wein und lauscht Raschids Antwort.
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Beitrag von Sebastian »

"Oh, nur zu gerne würde ich Euch diesen Gefallen tun. Nicht nur angesichts Eures großzügigen Angebots. Doch von Corsola nach Vinsalt sind es bestimmt noch einmal elf oder zwölf Tage. Ich weiß nicht, ob mein Herr El'Salvada so lange auf meine Dienste verzichten kann."

Etwas verlegen nimmt er einen Schluck Wein, beißt herzhaft von einem Stück Käse ab und fährt fort, noch bevor er alles geschluckt hat: "Möglicherweise hat mein Herr wieder eine Lieferung für Oberfels bereit. Dann könnte ich Euer Schreiben wenigstens bis an die Grenze mitnehmen und es dort einem Botenreiter überantworten. Das kann ich aber nicht mit Gewißheit sagen."

Ein Zwischenruf des Horasiers unterbricht ihn, der offenbar an die beiden Damen Sharina und Ariana gerichtet ist, jedoch laut genug schallt, dass man ihn im ganzen Schankraum nicht überhören kann. Der vornehm gekleidete Herr hat sich erhoben und seine rote Nase verrät, dass er wohl schon etwas tiefer in den Weinbecher geschaut hat. Dennoch ist er aber offensichtlich noch Herr seiner selbst, steht sicher und spricht sehr gewählt: "Sei es mir gestattet, die beiden liebreizenden Damen zu einem Schluck von Rahjas Bestem an meinen Tisch zu laden?"
Dabei sieht er die beiden Frauen abwechselnd lächelnd an und beschreibt eine einladende Geste über seinen Tisch.
"Laßt mich Euch von der Gesellschaft dieses faulen Tagelöhners befreien, M'ladies, bevor er Euch unziemlich behandelt oder gar zudringlich wird, wie man es ja von diesem Gesinde gewohnt ist." Dabei ist sein Blick eindeutig auf Raschid gerichtet, der verlegen seinen Kopf senkt und sich erhebt.

Fast lautlos murmelt Raschid zu Ariana: "Ich... ich gehe dann wohl besser. Ich werde morgen zu Sonnenaufgang aufbrechen. Gebt Euer Schreiben einfach der Wirtin, wenn Ihr es mir anvertrauen wollt."
So wendet er sich zum Gehen in Richtung Tür.
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Ariana saba-es-Sulef
Taschendrache
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Beitrag von Ariana saba-es-Sulef »

Ariana erhebt sich, innerlich mehr als erbost über den Horasier, der den netten Fuhrmann einen faulen Tagelöhner schimpft. So dreht sie ruckartig den Kopf und sieht dem Dicken mit eiskaltem Blick in die Augen. Gerade noch kann sie den Impuls unterdrücken, ihm mit einer scharfen Antwort über den Mund zu fahren, dann besinnt sie sich auf ihre Manieren und Schauspielkunst und lächelt. Ihre Augen aber bleiben kalt wie Stahl, als sie ihm mit seidenweicher Stimme leise entgegnet: „Gewiss mein Herr wäre es mir eine Freude, Eure Einladung anzunehmen – Gestattet nur, dass ich meinen Freund“ – sie betont das Wort so deutlich, dass es der Händler auch noch durch die röteste Weinwolke hören muss – „noch kurz verabschiede.“
Sie legt Raschid die Hand auf die Schulter und flüstert ihm leise zu: „Habt vielen, vielen Dank für alles. Ich werde den Brief morgen der Wirtin geben. Ich wünsche Euch eine gute Nacht, möge Boron Euren Schlaf segnen.“
Raschid nickt, dreht sich ohne ein weiteres Wort um und geht in Richtung Tür.
Ariana dreht sich mit wehenden Ärmeln um und schreitet auf den Tisch der Männer zu. Dort mustert sie die drei noch einmal eingehend und mit ernstem Gesicht, dann setzt sie sich gewandt auf den Stuhl, den der Dicke ihr zurechtrückt.
Noch bevor einer der Männer etwas sagen kann, dreht sie sich mit den Worten „Ich habe meinen Becher stehen lassen“ auf dem Stuhl um und blickt zu dem Tisch am anderen Ende des Schankraumes, wo ihr Trinkgefäß steht. Dann sieht sie den Händler mit Augenaufschlag von unten an und meint mit honigsüßer Stimme: „Wenn Ihr so freundlich sein könntet...?“
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Sebastian
Purpurwurm
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Beitrag von Sebastian »

Die linke Hand galant hinter dem Rücken verschränkt, rückt der Horasier Ariana und auch Sharina den Stuhl zurecht und bietet ihnen mit einer leicht angedeuteten Verbeugung seine Hand an, während sie Platz nehmen. Als Ariana ihn auf ihr Mißgeschick aufmerksam macht, lächelt er freundlich: "Aber natürlich, meine Teuerste. Schließlich habe ich im Gegensatz zu Eurem Freund ja Manieren gelernt." Unverkennbar spricht auch er das Wort Freund betont hart aus.
Sodann geht er Arianas Weinbecher holen, stellt ihn vor ihr auf den Tisch, einen weiteren vor Sharina und gießt beiden dunkelroten Wein aus der Karaffe auf seinem Tisch ein. "Wohl bekomm's, meine Lieben!"
Mit diesen Worten hebt er seinen Becher und prostet beiden zu. Auch die anderen beiden Herren heben ihre Becher und prosten den beiden Frauen zu.

Nachdem er einen Schluck Wein genommen hat, setzt auch der Horasier sich wieder.
"Gestattet, dass ich mich Euch vorstelle. Ich bin Esquirio Khadan Laurecio ay Montazzi, Kaiserlicher Commerzienrat Ihrer Majestät und Besitzer einiger bescheidener Weingüter bei Vinsalt, Belhanka und entlang des Yaquiro."
Er deutet auf den Herrn mit dem Fuchsamulett: "Dies ist mein unverbesserlicher, alter Freund Mondino Castellani, der stets nur in den Tag hinein lebt, obwohl er mit seinem Verstand bereits ein beträchtliches Vermögen sein eigen nennen könnte."
Seine Hand wandert zu dem bärtigen und langhaarigen Herrn, der aus der Nähe betrachtet die beiden anderen um fast einen Kopf überragt und im Gegensatz zu deren wohlgenährten und -gerundeten Körpern von kräftiger und trainierter Statur ist. "Dies wiederum ist Connar ui Niamad, ein Jäger und Kundschafter aus dem albernischen, mit dem wir eigentlich nichts weiter zu schaffen haben, sieht man einmal davon ab, dass das Schicksal uns die letzten Stunden des Wegs nach Punin teilen ließ. Bekäme er öfter die Zähne auseinander, könnte man vielleicht sogar etwas mit ihm anfangen."
Der Horasier scheint dies als Scherz verstanden zu haben, denn ein breites Grinsen liegt auf seinen Lippen, doch der Albernier zieht seine Augenbrauen zusammen und straft ihn mit einem mißbilligenden Blick.

"Aber sagt, meine Lieben. Dürfen wir auch die Euren werten Namen erfahren?", fährt der Horasier an die beiden Frauen gewandt fort. Dann fügt er in Arianas Richtung noch hinzu: "Mich dünkt gar, ich hätte Euch schon einmal irgendwo gesehen."
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Ariana saba-es-Sulef
Taschendrache
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Beitrag von Ariana saba-es-Sulef »

Eine Gänsehaut läuft über Arianas Rücken, und ihr Herz verkrampft sich kurz und schmerzhaft; sie fühlt sich irgendwie ertappt – kann es tatsächlich sein, dass der dicke Esquirio sie bei einigen Auftritten gesehen hat? Die Halbelfe hält das für mehr als nur möglich. Außerdem sieht er aus wie der typische Pfeffersack mit zuviel Gold in den Taschen, der gern Angebote für Stellen als Mätresse unterbreitet, was ihr den Mann nicht sympathischer macht. Ihre prägende moralische Erziehung hat sie bei ihrem Vater auf den Landstraßen erhalten, und mit der frivolen horasischen Kultur hatte sie sich zwar gut abgefunden, aber sie war nie ein vollwertiger Teil davon gewesen. Aber Ariana reißt sich zusammen, setzt ein freundliches Gesicht auf und kann es sich nicht verkneifen, mit einer Zeile aus dem Großen Monolog der Hela-Horas aus „Bosparan“ zu antworten: „Ihr glaubt mich zu kennen, doch ich will euch zeigen / Dass euer blinder Blick mag nicht eine einzelne Faser meines Seins erfassen.“ Sofort schilt sie sich eine Närrin, Phex so auf die Probe zu stellen, räuspert sich und fährt fort: „Ich liebe das Theater; vielleicht sind wir uns bei einer Aufführung in Vinsalt einmal begegnet...? Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern; Eure,“ sie blickt ihm in die Augen und macht eine kaum merkliche Pause, „beeindruckende Erscheinung wäre mir sicher im Gedächtnis geblieben.“ Sie klimpert kokett mit den Wimpern, und ihr Lächeln könnte man sowohl als freundlich wie auch als spöttisch ansehen. Innerlich beruhigt sie sich wieder etwas und dankt Hesinde für die Schauspielkurse.
Sie blickt nacheinander die anderen Gestalten in der Runde an, begonnen bei dem grinsenden Herrn Castellani; ihr scheint, dessen wacher Geist hat wohl verstanden, was sie sagen wollte und ist auch noch nicht so von Rahjas Gaben benebelt wie der des Esquirios. War der Mann mit dem Fuchsamulett nicht auch der Einzige, der sie freundlich gegrüßt hat, als sie das Gasthaus betrat? Sicher, erinnert sie sich. Sie schenkt ihm ein freundliches Lächeln.
An dem Albernier bleibt ihr Blick einen Moment hängen; eine beeindruckende Erscheinung, in der Tat. So jemanden hätte sie gern unter offenem Himmel an ihrer Seite, er kommt in der freien Natur wohl unvergleichlich besser zurecht als sie. Nur ein Bad könnte er mal wieder vertragen. Auch ihn blickt sie ernst, aber freundlich an und nickt ihm zu.
Als letztes fällt ihr Blick auf Sharina. Sie prostet ihr zu. „Mein Name ist Ariana saba-es-Sulef. Ich bin wie Herr Castellani hier momentan auch ohne Ziel und Zweck unterwegs.“
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Sharina Myriad
Drachenei
Drachenei
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Registriert: 26. August 2003, 20:27

Beitrag von Sharina Myriad »

Sharina zieht ob der aufdringlichen Art des Horasiers eine Augenbraue hoch, nimmt aber den gebotenen Weinbecher an und begibt sich an den Tisch der Männer. Mit einem leichten Kopfnicken in die Runde stellt sie sich vor: "Sharina Myriad". Sie setzt sie sich in die Nähe des Alberniers und hört sich still die Unterhaltung zwischen dem Esquirio und Ariana an.
Nach einiger Zeit spricht sie den neben ihr Sitzenden an: "Was brachte Euch dazu, mit diesen Männern zu reisen?"
Hilf mir, meine Weisheit als auch mein Herz zu schärfen, auf dass ich Recht von Unrecht unterscheiden kann.
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