Ich hatte dir ja schon zuvor mal eine Mail geschrieben und poste die hier einfach mal, da ich im folgenden darauf Bezug nehmen werde.
Naja, das wäre so die Vorgeschichte, die ich meiner Amazone in dieser Situation verpasst hätte. Es stellt sich nur die Frage, in wie fern du dir ähnliches vorstellen kannst, wie es dir gefällt und was du dir anders vorgestellt hast. Verstehe alles vorher gesagte lediglich als Vorschläge, die jedoch völlig unverbindlich sind.Ben hat geschrieben:Ihr habt schon viele Geschichten gehört. Geschichten von Heldentaten aus Ländern, deren Namen ihr nicht einmal kennt, Geschichten von Kämpfen und Siegen gegen Gegner, mit deren Namen euch eure Mütter vor etwa zwei Dutzend Jahren noch davon abhalten wollten, in die Wälder zu gehen. Geschichten von Erfolgen an der Stelle, wo Krieger, Ritter und Magier scheiterten. Geschichten von Drachen, Göttern und unbeschreiblichen Heldentum.
Damals als ihr noch klein wart, glaubtet ihr die Geschichten noch, hofftet diese Heldin zu treffen und ihre Auge einmal auf euch ruhen zu sehen. Doch als ihr älter wurdet und die Geschichten immer fantastischer, begannt ihr langsam zu lächeln, zu zweifeln und den Glauben an diese Geschichten zu verlieren.
Doch mit jedem Tritt der barfüßigen Frau auf dem blanken Stein vor euch bröckeln die Zweifeln von euch ab. Nicht mehr als ein dunkler Schatten vor der schwarzen Silhouette des abendlichen Waldes bleibt von ihr, und dennoch ist jede einzelne ihrer Bewegungen, die in ihrer Ruhe mit dem Schwanken der Bäume im sanften Frühlingswind, in ihrer Eleganz mit dem Tanz der besten tulamidischen Sharisad und in ihrer Geschwindigkeit mit einem rasenden Zyklon vergleichbar sind, in den letzten goldenen Sonnenstrahlen genau auszumachen. Die dunklen Konturen formen die rahjagefällige Rundungen und Kurven eines weiblichen Körpers – von dem hin- und wieder aufblitzenden Stahl der Rüstung mehr geschmückt und betont denn versteckt. Gleich einem Kreis aus silbrigem Feuer wird die Kämpferin von ihren wirbelnden Klingen umtanzt, in sich zusammenfallend und wieder auffachend wie ein tödliches Feuer. Doch all dieser Anblick ist nichts im Vergleich zu ihrem Haar. Die langen Strähnen wirken wie Flüsse aus Gold, wie eine leuchtende Aureole im güldenen Glanz der untergehenden Pariosscheibe.
Amazonen sind etwas anderes als einfach nur Leichtbekleidete Kriegerinnen. Diese Andersartigkeit begleitet sie von ihrer Kindheit an wohl wahrscheinlich ihr gesamtes Leben.
Als Tochter einer anderen Amazone werden sie auf einer der unzugänglichen Burgen fernab der Zivilisation geboren, versteckt in Gebirgen ohne Kontakt zur Außenwelt. Dort lernen sie im Verbund ihrer Schwestern das Kämpfen, das Einstehen für den Kodex des Bundes und die Prinzipien Rondras und die Disziplin gegenüber der Königin. Als Ausgleich erfahren sie einen Zusammenhalt wie er anderen Menschen fast immer verwehrt bleibt. Ihr entbehrungsreiches Leben, ihre wilde Zuneigung zu Rondra, tägliche Gottesdienste und Kampfesübungen stählern ihr Selbstbewusstsein und erlauben ihnen einen Zugang zu dem Göttlichen, wie ihn sonst nur Geweihte erfahren. Fast jede junge Amazone hat mehrmals in ihrem Leben die Kraft, Macht und Schönheit Rondras zu spüren vermocht, ihr Auge wohlwollend auf ihr ruhen gesehen und die familiäre Verbundenheit zu ihren Schwestern zu schätzen gelernt.
Dass Wissen um die Tatsache, dass diese Erfahrungen den meisten Menschen verwehrt bleiben, deren Geist durch Annehmlichkeiten der Zivilisation, Misstrauen, Neid und Zwietracht geschwächt worden ist, erfüllt sie mit jenem Stolz, der sie arrogant erscheinen lässt.
Amazonen sind etwas wie eine religiöse Vereinigung, die sich dem gemeinsamen Kampf gegen das Böse verschrieben hat. Dies heißt jedoch keinesfalls, dass Amazonen unbedingt als Menschenfreunde auftreten, haben sie doch aus der Vergangenheit gelernt, dass viel Böses und Zwietracht gerade aus diesen Reihen kommt und fühlen sie sich auch nicht für alle kleinen Probleme der einfachen Bevölkerung verantwortlich. Erst durch Aylas Mutter Yppolita verbesserte sich das vorher lediglich durch Arroganz geprägte Verhältnis der Amazonen zu den anderen Völkern, und dennoch ist ihr Verhalten anderen Kämpferinnen, Frauen, Kämpfern und Männern (in dieser Reihenfolge) von mehr und mehr Arroganz geprägt.
Im allgemeinen Stadtbild fallen Amazonen auf – Geschichten von ihnen haben die meisten schon einmal gehört, doch gesehen hat wohl kaum jemand eine dieser imposanten Kämpferinnen. So dass sie in einigen Dörfern in ihrer Fremdheit fast wie Elfen empfunden werden (in diesem Punkt habe ich wohl auch einen starken Fehler gemacht).
Das oben gesagte trifft wohl auf jede Amazone zu – je nachdem, wie sie genau gekleidet ist, wohl mehr oder weniger – doch gerade Ayla erscheint vielen sicher wie die Inkarnation Rondras selbst – oder zumindest von jemandem ähnlichen (wie etwa ihre heilig gesprochene Mutter). Ihr herausragendes Aussehen, ihr Auftreten (d.h. ihre Erfahrung, die man ihr ansehen wird), ihr eindrucksvolles Pferd, ihre prunkvollen Waffen, ihr geschulter Blick, ihre prächtige Rüstung und nicht zuletzt die legendenumwobenen Farben ihrer Rüstung werden Gespräche verstummen lassen und schon nach wenigen Augenblicken jeden in der Stadt wissen lassen, WER da gerade angekommen ist (okok, ich übertreibe etwas, aber nicht viel).
Als nächstes stellt sich lediglich die Frage, was dabei in Aylas Kopf vorgeht… Wie selbstbewusst ist sie, in wie fern versucht sie, die Erwartungen zu erfüllen, wer ist sie?
Wichtig ist auf jeden Fall die Frage nach ihrem Verhältnis zu ihrer Mutter. Hat sie Schwierigkeiten mit dem Vergleich mit ihr oder freut sie sich, mit ihr verglichen zu werden? Ist sie stolz auf sie oder verdammt sie sie für all die Aufmerksamkeit gegenüber ihrer Herkunft und nicht gegenüber ihrer eigenen Taten? Eine weitere Frage ist, wie lange sie von ihrem Verhältnis zu ihr wusste: Wie wäre es, wenn Ayla bei ihrer Geburt von ihrer Mutter getrennt in den Drachensteinen aufwuchs. Wie gesagt zählen Familienbanden mMn nicht so viel bei den Amazonen, da sie eine fest aufeinander eingeschworene Gemeinschaft bilden. Yppolita wusste wahrscheinlich (oder ahnte zumindest) von den umwälzenden Ereignissen und durch Aylas ältere Schwester Gilia war die Thronfolge eigentlich gesichert. Auch wusste Yppolita von dem schlechten Einfluss der Macht auf Menschen, dem sicher auch Amazonen nicht vollends gefeilt sind. Weiterhin hätte sie genau das gewollt, was Ayla nun will – dass sich ihre Tochter aufgrund ihrer eigenen Taten und nicht aufgrund ihrer Herkunft einen Namen macht – denn der Name in Aventurien zählt wenig, was zählt, sind die Taten, die eine Amazone an Rondras Tafel (=das Paradies) kommen lassen. So wäre es nur verständlich, wenn Yppolita ihre Tochter in die Hände ihrer Schwestern in die Drachensteine gegeben hätte, wo Stillschweigen über Aylas wahre Herkunft gehalten worden wäre, so dass diese sich frei entfalten kann.
Die junge Ayla wäre sicher dennoch aufgefallen – ihr Aussehen und ihre Talente werden (unwissende) Kinder sicher schon das ein- oder andere Mal Vergleiche zu Yppolita ziehen lassen, die Ayla selbstverständlich mit Stolz gefüllt hätten (oder wieso nicht?).
Wenn es nach mir ginge hätte Ayla erst sehr kurz vor dem Tod Yppolitas von ihrer wahren Identität erfahren (und war auch sicher saure „Wieso erfahre ich erst jetzt davon! Wieso hast du mich all die Jahre belogen!“ – Ich habe übrigens besagtes Abenteuer, könnte es dir ausleihen oder wir spielen es mal alleine oder mit irgendwem anders, ganz wie du willst) Wäre es mein Char, wäre Ayla bis zu diesem Tage das Selbstbewusstsein in Person gewesen, wahrscheinlich angehimmelt von zahlreichen ihrer Schwestern (die zT Gerüchte gehört hatten oder Vermutungen hatten) und in allen Amazonendisziplinen überragend. Diese neue Erfahrung hätte eine Welt zusammen brechen lassen (sie fühlt sich betrogen, hintergangen und fürchtet vlt. (das hängt von dir ab) zu Unrecht, doch nichts erreicht zu haben sondern dass allein ihr Name gearbeitet hat.
Ayla wäre zu diesem Zeitpunkt etwa 20 (glaube ich), vielleicht etwas älter. Sie hätte kaum Erfahrungen gemacht und wäre demnach in dem Alter, sich ihre jungen Hörner abzustoßen. Die Erfahrung, dass die große Yppolita ihre Mutter ist und deren Tod nur wenige Tage darauf ist ein zerrüttelndes Ereignis. Jung-Ayla hatte sicher mit Vorwürfen zu kämpfen. (Das Verhältnis zu Gilia zu diesem Zeitpunkt bedarf einiger Überlegungen, doch auch Gilia war – siehe „das zerbrochene Rad – Dämmerung“ – verstört und floh von zu Hause, vielleicht haben sich die Schwestern zerstritten oder beschlossen, jeder für sich das Land zu durchstreifen).
So könnte sie also in die Welt hinausgezogen sein. Möglichkeiten wäre, dass sie zu einer der beiden verbliebenen Burgen – Keshal Rondra im Rashtulswall – aufbrach, vielleicht einfach nur in der Hoffnung, Frieden zu finden, vielleicht um die Amazonen zu einen (als ich früher mal darüber nachdachte, schickte Yppolita sie dahin, um eben dieses zu tun), vielleicht um Buße zu tun oder um die dortige Krone einzufordern (wie gesagt, sie war jung). Auf dem Weg in den Süden könnte sie Kontakt mit Novadis gehabt haben (welcher Art auch immer, in erster Linie aber wohl auf Säbelreichweite) aber auch erste amouröse Abenteuer erlebt haben. Vielleicht könnte man sie wirklich als „gefallenen Engel“ bezeichnen (ähnlich wie Gilia im besagten Buch – wirklich ganz lesenswert )
Nun ja, nach einigen Jahren des Abenteuererlebens (vielleicht hat sie sich auch schon mit den schwarzen Landen bekannt gemacht oder erste Kontakte zu Adelsschichten verschiedener Reiche geknüpft) hat sie irgendwann wieder ihren Frieden gefunden – zumindest grob. Ich würde hierzu entweder ein Gespräch mit Gilia vorschlagen (evtl. nach der Schlacht auf den Vallusanischen Weiden, wo Gilia den Karmoth tötete, siehe „das zerbr…“) oder besagten Pilgerzug nach Keshal Rondra, das heißt, dass ihr Frieden eher spiritueller Natur war. Denkbar wäre auch der Frieden einer Beziehung oder dergleichen, doch das fände ich einer Amazonenprinzessin unangebracht (denn dann würde sie wohl kaum wieder auf Abenteuer ziehen).
Was sie im Anschluss getan hat wäre noch zu überlegen, eine weitere schöne Geschichte könnte man um die Perfektionierung ihres Kampfstils stricken (wo hat sie gelernt, bei Gilia? Bei der anderen Königin von Keshal Rondra, welche ein wenig konservativer und „wilder“ ist als Yppolita es war)
Eigentlich schade, dass all diese Entwicklungen eigentlich „vorher“ passiert sind, weil sie genau das sind, was gigantisch viel Spaß macht (oder zumindest mir vor einigen Jahren an meinem Charakter Spaß gemacht hat), weil sie nicht so fest gefügt und langweilig sind… aber Ayla ist ja keineswegs ein vollgeschriebenes Buch… was die letzten Jahre ihres Lebens angeht, fällt uns sicher auch noch einiges ein, was dem folgenden ein wenig mehr Leben einhauchen wird.
Bisher hatte ich den Eindruck, dass du nicht so große Lust hast, eine unerschrockene, perfekte doch unpersönlich-arrogante Kämpferin zu spielen, dir würde vermutlich eher etwas Menschenverbundeneres liegen, toleranter, einfühlsamer, vielleicht mit einem weniger starken Anspruch nach Perfektion, sowohl von sich als auch von anderen ausgehend.
Bisher bin ich die Vorgeschichte mehr auf Grundlage des Konfliktes Erwartungen-und-Ansehen-aufgrund-ihrer-Herkunft vs. Selbstwertgefühl-und-Ansehen-aufgrund-eigener-Taten angegangen. Wichtigste Person der Vorgeschichte war somit die nun verstorbene Yppolita, Aylas Mutter. Die Tatsache, dass diese nun Tod sorgt unmittelbar für eine melancholische Komponente in dem Gebräu, welches Aylas Charakter darstellt - falls du verstehst was ich meine.
Eine andere Ansatzmöglichkeit wäre die, die ich auch schon mit meinem Magier gewählt habe: Der Konflikt zwischen Stolz, Ehrgeiz, Erwartungen und der Idee der eigenen Vorherbestimmung auf der einen sowie Geborgenheit, Ruhe, ein einfaches Leben und Liebe auf der anderen Seite. Im Gegensatz zu dem Konflikt bei Irwald, der in erster Linie in ihm stattfand, eher ein Interessen- bzw. Rollenkonflikt war könnte aber müsste das bei Ayla nicht das gleiche sein.
Behalten wir die Vorgeschichte in ihrer jetzigen Gestalt erst einmal so bei, wie sie ist. Wir befinden uns an dem Zeitpunkt nach Yppolitas Tod, Kurkum liegt in Trümmern, Ayla reist fort - wohin? Egal, einfach weg. Vermutlich treibt es sie nach Süden, im Osten ist der Feind und für ein Märtyrium fehlt ihr zu diesem Zeitpunkt vermutlich einfach der Mut, mit dem Norden verbindet sie viele Verbindungen, nämlich all die ihrer Kindheit, ein neues Leben ist also vor allem im Süden zu suchen (Mit anderen Argumenten könnte man aber auch eine Reise nach Westen oder eben doch Norden begründen... ach wie schön). Sie durchquert den Rashtullswall (das größte Gebirge des Kontinents, Heimat wilder Bergvölker) und gelangt in die Khom-Wüste. Im Gefecht tötet sie allein einen Haufen Novadis, stellt sich Löwen im Zweikampf in der Hoffnung, so Rondras Aufmerksamkeit zu bekommen und tut andere Dinge, die dem Geist einer verwirrten, wütenden und ziellosen Frau entstammen können. Schließlich traut sie sich zu viel zu, reist in die Wüste, gerät evtl. in einen Sandsturm und verirrt sich auf jeden Fall. Fehldendes Wasser und die Wüstensonne geben ihr den Rest, sie bricht zusammen.
Als Ayla wieder erwacht, findet sie sich in dem gemütlichen Lehmbau eines Novadis in einer Wüstenoase. Der Mann ("Typ: Freundlicher, gepflegter, gutaussehender, toleranter Wüstensohn") pflegt sie, unterhält sich mit ihr und die beiden verlieben sich. Ayla verbringt einige schöne und erfüllte Monate in der Oase, in denen sie erstmals richtige Ruhe findet (keine Wettkämpfe, Kriegszüge, Gottesdienste, übertriebener Gehorsam). Es ist das perfekte Leben für sie, ggf. bekommt sie sogar ein Kind.
Nur was treibt sie dort weg? Möglichkeiten:
- Ein Streit mit der folgenden Entscheidung, mitsamt der Tochter / ohne den Sohn zurück zu den Amazonen zu reisen (Ayla schuldet dem Orden zwei Töchter, kann aber den Sohn nicht gebrauchen) - die beiden (Ayla und der Novadi) trennen sich als Freunde
- Andere Novadis oder Ferkinas (die wilden Bergbewohner) überfallen die Oase und töten ihren Freund (ihren Freund und das Kind/ Ayla kann diese retten) - dies würde aber den weiterne Tod eines geliebten Menschen darstellen
- Ayla hat eine Eingebung, Vision, einen Traum oder einfach nur die innere Sicherheit, dass dieses Leben, so schön es auch ist, nicht ihres ist. Sie verabschiedet sich von ihrem Mann um ihrer Bestimmung zu folgen, verspricht ihm jedoch ein Wiedersehen
- Ayla bekommt ein schlechtes Gewissen, sich mit einem "Ungläubigen" eingelassen zu haben und flieht mit Tochter/ohne Sohn
- Nach Novadischer Sitte nimmt sich ihr Mann eine weitere Frau, was für Ayla undenkbar ist, sie tötet ihn/verlässt ihn.
- Rachefeldzug, um all die Toten zu rächen, die das Leben bisher für sie bereit hielt
- Eine Suche nach ihrer Besitmmung
- Eine Rückkehr zu ihren Schwestern
- Ein Kampf gegen das Böse und für die Schönheit auf der Welt
Wie auch immer, denk einfach mal drüber nach und schrieb, was dir am besten gefällt. Vielleicht wäre es auch hilfreich, einfach einige Szenen kurz anzuspielen, eine aus ihrer Kindheit, die Szene mit ihrer Mutter, ...
Bis gleich *hoffentlich*
Ben