Ankunft aus den Wassern

[Loki]

Es ist kalt. Schon längere Zeit sinken die Temperaturen immer weiter. Nun hat es den Altarschreiber Artiles dahingerafft. Ein guter Mann, sein Verlust wird schwer wiegen. Seine persönlichen Aufzeichnungen verraten einiges von der Stimmung an Bord. In seinen letzten Bemerkungen heißt es dann auch:
„Nun schon mehrere Wochen diese Kälte. Ich kann mich nicht an einen einzigen Tag erinnern, wo es solch unwarmes Wetter gegeben hätte. Die Reise ist wahrlich eine große Probe Shadis. Selbst das Unterdeck mit seinen Schlafsälen ist kein Ort der Wärme mehr. Unter unserer heimischen Sonne ist dies ein Ort im Schiff, wo das alleinige Betreten schon Schweiß aus den Poren treten lässt. Doch nun ist selbst dort keine aufwärmende Erholung mehr zu finden. Nachdem die Reise nun immer fort andauert, dachten alle das Wasser unser größtes Problem darstellen würde. Dank den Magiern fällt dies allerdings kaum ins Gewicht. Schlimmer ist die unsägliche Kälte, welche nach und nach allen Lebenswillen erstarren lässt.“
Ja, diese geschriebenen Worte enthalten große Wahrheit. Artiles war ein älterer Mann, doch Schuld an seinem Tod war sicherlich die Kälte. Krankheit verbreitet sie und befiehlt immer mehr Recken zu Shadi.
Nun ist seit drei Tagen auch noch Nebel hinzugekommen. Die Sicht nehmend legt er sich wie ein frostiger Geist auf den Körper, flüstert Lähmung und raubt den Willen, den Mut. Die Fahrt könnte kaum noch schlechter werden. Zwei der ursprünglich sechs Schiffe hat der Sturm genommen. Wie viele wird der Nebel sich holen?
Da ertönt ein dumpfer Ruf. Weit entfernt, kaum hörbar hier am Unterheck. „Land“. Verhört? Spielt die Sehnsucht einen Streich? Wenig später wird die Tür aufgerissen. Ja, Land soll gesichtet worden sein. Sofort wird an Deck gestolpert. Vorne am Bug werden die Augen angestrengt. Zuerst ist nur das graue Etwas von Nebel zu erkennen. Doch dann, langsam schiebt eine Ebene den Schleifer hinfort. Ja, Land. Tatsächlich.
Eine flache Küste wird sichtbar. Als Gewächs nur hohes Gras, keine Bäume weit und breit zu sehen, keine bunten Blüten zu erkennen. Nur Gras im flachen Land. Dennoch, Shadi hat Land geschenkt. Shadi hat uns nicht vergessen….