1. Spielphilosophie Drachenhort contra Ostlande
Es war ein echtes Drachenhort-LARP, und insofern ist das Lob für die SL vollauf berechtigt. Der Plot war angelegt in der Annahme, alle SCs würden sich im Sinne einer positiven Lösung einbringen, danach waren Kämpfe und Rätsel ausgelegt. So waren alle unsere bisherigen Cons konzipiert, und die positive Resonanz zeigt, dass „unsere“ Spieler von diesem Grundkonzept auch nicht unbedingt abweichen möchten.
Das beißt sich natürlich erheblich mit dem Ostlande-Spielprinzip, wo – wie ich selbst verschiedentlich beobachten konnte - viel mehr Wert auf sehr individuelles Spiel gelegt wird, auch um den Preis, dass SC gegen SC steht – eine Idee, die dem Drachenhort bisher ziemlich fremd war, wobei man nach CC hätte vorgewarnt sein können. Das, was wir verächtlich als Con-Grillerei bezeichnen, kann dort durchaus als vollendetes Ambiente-Rollenspiel gelten.
Somit standen sich zwei sehr divergierende Spielideen gegenüber, die m.E. auch nicht durch noch so gutes Rollenspiel hätten überbrückt werden können.
2. Probleme bei der Plotanlage
Es ist verschiedentlich die Wortschöpfung „Weltrettungs-Con“ gefallen. Das war es in der Tat, denn die Konsequenzen, die eine feste Manifestation des Dämons in dieser Welt gefordert hätte (Verwüstung ganzer Landstriche etc.), wären allerdings sehr einschneidend gewesen. Das kollidiert aus der Rückschau natürlich alles etwas mit dem „Gastmahl“, wo ich selbst eine eher beschauliche Feierlichkeit, meinetwegen mit ein paar Intrigen und einem kleinen Scharmützel erwartet hätte, aber nicht ein so fortgesetztes Gemetzel (das war das kampflastigste Con, welches der Drachenhort je auf die Beine gestellt hat).
Streng genommen hätte konsequentes Rollenspiel in dieser Konstellation sogar bedeuten können bzw. müssen – und das ist ja auch IT andiskutiert worden - diesen verkackten (sorry) Ort schleunigst zu verlassen, denn keiner der „Gäste“ hatte doch eine wirkliche Motivation sich in diesen Familienzwist einzumischen – außer „guten“ bis „hellgrauen“ Charakteren, die sich der Dämonengeschichte angenommen hätten.
Zugegeben neigen wir Drachenhortler ja zu recht gewaltigen Plothintergründen – auch Herbstwind III wird sich noch mal in dieser Tradition bewegen (geht ja gar nicht anders, wenn die Sache einen runden logischen Abschluß wie geplant bekommen soll) – aber vielleicht wäre es doch überlegenswert, das Ganze mal etwas zurückzuschrauben.
Naja, und das Problem „Sonnenfinsternis“ wurde ja schon angesprochen – da waren wir bei „Luna Occulta“ schon deutlich authentischer, denn es war wirklich Neumond

3. SL+NSC vs. SC
Zum ersten Mal hatten wir auf einem Drachenhort-LARP einen ungefähren zahlenmäßigen Gleichstand zwischen SC und NSC. Das ist für die SL eine feine Sache, vor allem dann, wenn es um Kämpfe geht. Bisher musste man ja seine 7 NSCs immer punktemäßig recht hoch ansetzen, damit sie gegen die 15 SC wenigstens halbwegs eine kurze Weile bestehen konnten. Hier konnte die SL mal aus dem Vollen schöpfen, und die Fanaten in ihren festgefügten Marschblock und mit ihrem Kriegsgeschrei waren allerdings sehr beeindruckend. Die zweite Angriffswelle hätte man sich aber durchaus sparen können, denn die SCs waren doch ziemlich zusammengekloppt, weshalb hier nur der folgerichtige (ungeordnete) Rückzug stattfinden konnte. Ich selbst als SL habe ja auch schon dazu geneigt, dass man die SCs mal „so richtig ordentlich umhauen müsse“, um ihnen den Ernst der Lage zu verdeutlichen. So aber hatte diese zweite Welle einen fatalen demoralisierenden Effekt für den Abend-/Nacht-Kampf (mit den bekannten Folgen). Wenn ich das so schreibe, dann als generellen SL-Hinweis (auch für zukünftige SL), dass man bei dem Einsatz solcher Kampfszenarien immer ein gewisses Händchen haben sollte.
Generell haben sich für mich schon frühere Beobachtungen bestätigt, wonach eine Horde NSC, die von der SL eh zu Tode vorgesehen ist, dazu neigt, viel selbstverständlicher und offener (und auch härter) in einen Kampf zu gehen, während die SC doch deutlich mehr abwägen, was zu tun wäre. Insofern halte ich die Einlassungen über „Suizid-Elfen“ etc. ziemlich abwegig.
Das ist aber sicher auch spiel-system-bedingt, denn wer nach Dragonsys eine Regeneration hat, kann nicht verbluten und ist somit bei null Rest-TP immer noch im Spiel. Das mag den DKWD(D)K-Verfechtern natürlich nicht passen, aber wenn nach DS gespielt wird, dann ist das so. Und da es zum mehr oder weniger guten Ton gehört, gegenüber einem SC keinen Todesstoß zu setzen (Ausnahmen bestätigen die Regel), ergibt sich daraus natürlich eine etwas andere Spielweise als beim DKWD(D)K – ist halt etwas higher fantasy.
Weiters waren die NSCs im Abendkampf für meinen Geschmack deutlich überpowert. Wir hatten das Problem ja schon diskutiert, dass die Flächenzauber eigentlich die SCs nur von den Zelten hätten wegbringen sollen, um einen Kampf im Lager mit eingetretenen Zeltwänden zu vermeiden. Eine grundsätzlich sehr vernünftige Idee – nur sollte sich die Frage stellen, wie viel Moral bei den SCs nach Feuerwand, Eisregen, Erdbeben & Co. noch bleibt – die natürliche weil menschliche Reaktion wäre eigentlich eher die Flucht in die Wälder gewesen. Auch dass in dem abendlichen Trupp noch etliche Magier waren, die mit Mentalen Nägeln und Blindheit etc. um sich warfen, hätte nicht sein müssen – Bogenschützen hin oder her.
Schließlich zum Thema NSC – da man so viele hatte, hätte man vielleicht auf mehr Festrollen-NSC setzen können, hätte das „Gastmahl“ mit einem kleinen „Hofstaat“ des Barons sicher authentischer gemacht.
4. Individuelles Rollenspiel - ein paar ganz persönliche Anmerkungen
Es sind ja einige recht herbe Worte an die SL gerichtet worden, im Sinne von „besucht erst mal 20 andere Cons, bevor Ihr wieder selbst SL macht“. Man muß sich schon sehr Mühe geben, daraus nicht eine gewisse Überheblichkeit herauszulesen. Wie ich eingangs schrieb, prallten hier eher sehr gegensätzliche Spielkonzepte aufeinander, als dass man der SL hier ihre Unerfahrenheit vorwerfen kann (zumal ja auch unter den NSCs ein paar „alte Hasen“ waren – schließlich war das „Gastmahl“ neben einigen LARP-Tavernen das 9. größere Drachenhort-Con). Vielmehr ließe sich der Spieß auch umdrehen, und man könnte unseren ostländischen Freunden eine bessere Anpassung an unser Spielsystem anempfehlen. Ich selbst passe mich ja auch anderen Spielgepflogenheiten an, wenn ich etwa zu einem RaanaCon fahre. Liebe Ostländer, das ist keineswegs böse gemeint – ich denke, Ihr wisst, wie gerne ich mit Euch unterwegs bin – aber im Sinne der Gerechtigkeit wollte ich das schon mal so anmerken.
Das bringt mich direkt zur Überschrift. Zurecht ist angemerkt worden, dass Nebenplots relativ rar waren, wo sich Nicht-Kämpfer-Charaktere hätten austummeln können. Somit waren die SCs sehr schnell vordergründig auf den Kampf festgelegt. Nun ist mir natürlich klar, dass ein Waldläufer (wenn ich die Truppe um Aminiel richtig deute) nicht der Char ist, der sich gegen einen anmarschierenden Schildwall in die erste Reihe stellt. Muß er auch nicht, wurde auch zu keinem Zeitpunkt von ihm erwartet. Im Gegenteil hat die Truppe angesichts ihrer bunten Zusammengewürfeltheit intuitiv genau richtig gehandelt, nämlich plänkelnd die gegnerische Formation aufzubrechen und im Einzelkampf zu besiegen. Das hat am Nachmittag dreimal funktioniert, der 2. Fanatenwelle wurde ganz folgerichtig ausgewichen. Um so weniger will mir allerdings in den Kopf, warum das am Abend nicht mehr funktioniert hat! Immerhin hatte man sich ja sogar dahin gehend zusammengerauft, dass ein einheitliches Kommando die Sache sogar noch deutlich verbessern würde (dabei ist es jetzt völlig gegenstandslos, ob anstelle von Osric jemand anderes per Acclamation auf den Schild gehoben worden wäre). Daß dann aber umgehend der eben gefasste Entschluß ausgehebelt wurde, indem sich die Bogenschützen absetzten, hat mich schon sehr geärgert. Daß man ungern bei zunehmender Dunkelheit seine Pfeile irgendwohin verschießen wollte, dafür habe ich durchaus Verständnis – vielmehr habe ich ja OT ausdrücklich gefragt „Habt Ihr damit Probleme?“ Die Antwort war ein „Nein“, und damit waren für mich als „Interims-Hauptmann“ die Bogenschützen auch verfügbar. Nachdem klar war, dass wir vorgehen müssten, um weiteren Flächenzaubern zu entgehen, hätte ich auf jeden Fall erwartet, dass die Bogenschützen, wenn meinetwegen auch in der 3. Reihe, mit vorgehen würden. Sich rechts ins Rapsfeld zu schlagen, dazu wäre weiß Gott immer noch genug Zeit gewesen – aber bei den Zelten zu bleiben, das war schon ziemlich übel! Selbst ohne Benutzung der Bögen sind diese Leute doch immer noch kampfstark, weil schnell und gut bewaffnet, sodaß wir diesen Abendkampf klar für uns hätten entscheiden können, wenn sie mit in Linie gewesen wären. So endete dieses Gefecht in dem bekannten Desaster. Folgerichtig hat Osric auch anschließend das Kommando niedergelegt, denn das bischen Taktik, was sich mit so einem inhomogenen und ungeübten Haufen (ungeübt in Bezug auf die Gruppe als Truppenkörper, nicht auf die Fähigkeiten des Einzelnen) überhaupt umsetzen lässt, ist sofort im Arsch, wenn sich ein Teil der Leute den Absprachen entzieht. Insofern war die Kampagne für Osric sehr lehrreich, denn wenn er mal wieder ein solches Kommando übernehmen sollte, dann nur in ausdrücklicher Verbindung mit ihm zustehender Militärgerichtsbarkeit – Deserteure werden üblicherweise gehängt...

Naja, und die Leute aus Mehir waren ja nun ganz abseitig. So wie mir berichtet wurde, hätten die auch problemlos SCs umgebracht, wenn entsprechende NSCs auf gewisse Vorschläge eingegangen wären. Da wären wir wieder bei den sehr unterschiedlichen Spielkonzepten. Ich denke, alle Nicht-Ostländer haben für den Fall gelernt, wenn ihnen wieder mal ein Mehiri über den Weg läuft....

Epilog
Ach ja, ich könnte noch so einiges schreiben, aber ich denke, für heute reicht es erst mal. Und immer dran denken: all das Geschriebene soll der allgemeinen Verbesserung unseres gemeinsamen Hobbys dienen!!
