Spielverhalten auf unseren Cons

[Katharina E.Uranowa]

Guten Morgen zusammen,

auch auf die Gefahr hin, dass ich mich in die Nesseln setze. Ich war am letzten Wochenende auf einem Con in der Nähe von Coburg (KelÈssuf II).

Die Story in Kurzfassung: Die verschwundene Stadt KelÉssuf sollte gefunden werden, dazu gab es eine Ausgrabungsstätte (Dungeon) mit vielen verschlossenen Türen, einem Alchemielabor und sonstigen Dingen. Beaufsichtigt wurde die Ausgrabung vom Truchseß und seinen Leuten.

In den Wäldern gab es Rebellen, die dem Lager das Leben schwermachten, dann stellte sich raus, dass der Anführer der Rebellen der Sohn des Grafen war, den der Truchseß ermorden ließ, um an das Lehen zu kommen....

Darum gehts aber nicht.Was ich meine, ist folgendes: 24 Stunden IT meinte 24 Stunden IT. Von Freitag auf Samstag gab es Plänkelangriffe und Meuchler der Rebellenfraktion, die bis früh um 6 Uhr (!!) das Spielerlager heimsuchten. Um 8 Uhr gabs dann Frühstück, und es ging nahtlos weiter. In der Nacht von Samstag auf Sonntag, als wir den Grafensohn im Spielerlager versteckt hielten und das Auslieferungsultimatum des Truchseß ignorierten, gab es Angriffe seiner Leute. Die ganze Nacht durch.

Damit Ihr wisst, wer die Gegner waren:
http://picasaweb.google.com/munichrepor ... 8727571922

http://picasaweb.google.com/munichrepor ... 6227611378

Von denen gab es ungefähr vierzig. Die meisten in Platte und mit Schild.

Jetzt zu dem, was mir auffiel: Wir hatten einen enormen Spass auf dem Con, aber wir waren die ganze Zeit damit beschäftigt, zu überleben. Die Taverne wurde zum Frühstücken besucht, und danach größtenteils verbarrikadiert und als Lazarett genutzt. In unserem Lager (Schwingenstein/Galladoorn, Gilde der Drachenreiter) gab es während des Wochenendes nicht eine Bierflasche, die aufgemacht wurde. Auch in den anderen Lagern wurde nicht getrunken und gefeiert und gesungen, sondern Wache gehalten und sich seiner Haut erwehrt. Wer allein durchs Lager ging, lief Gefahr, nicht weit zu kommen. Wenn man mal eine Stunde Ruhe hatte, war man heilfroh, sich mal setzen zu können. Die Spieler waren gezwungen, durch Rollenspiel Einigkeit im Lager zu halten, sonst hätte es uns alle erwischt. Wir haben zwischen den einzelnen Gruppen Absprachen gehalten, Wachpläne ausgearbeitet, Strategien besprochen.

Bei den Cons, die ich aus unserer Region kenne, ist die Taverne seit dem Morgen voll und bleibt es auch. Jeden Abend wird gefeiert und gesungen und getrunken, bis man nicht mehr grade stehen kann.

Ich will niemandem den Spass am Singen nehmen, und ich trinke auch gern mal einen Schuck; aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass auf unseren Cons Alkohol und Musik an erster Stelle stehen. Und ich habe den Eindruck, dass für einige in der Region Larp bedeutet, sich gewandet in einer netten Stimmung zusammenzufinden, um IT eine Art Party abzuhalten. Schaut mal in den Conkritiken nach, da finden sich ständig Bemerkungen darüber, wie gut das Essen war, wie schön man gefeiert hat und welche Lieder gesungen wurden.

Ist für Euch Larp nicht mehr als Feiern, Essen und Trinken?

[Osric von Carsultyal]

Da würde ich mal frei mit Friedrich dem Großen antworten: es möge ein jeder nach seiner Façon glücklich werden - ganz und insbesondere wenn es um die Gestaltung der in aller Regel recht knappen Freizeit geht.

[Captain]

Ja sicher. Nur vermute ich, daß die allermeisten die Alternative vermutlich gar nicht kennen und daher 'seine Façon' auf höchst eingeschränkte Weise auswählt. Mir geht auch schon seit einer Weile im Kopf herum, daß sowohl Spiel- als auch Gewandungsniveau in unseren Breiten im Allgemeinen auf einem recht niedrigen Stand sind. Es gibt hier fast nur Discount-Larps. Und da sehe ich es ähnlich wie Theresa: Wollt ihr denn wirklich alle nicht wenigstens mal versuchen über den Tellerrand zu schauen? Ich mein, der Versuch schadet ja nix und wenn man dann feststellt, es ist eher doch nix für mich kann man ja immer noch das mit der Façon geltend machen.

[Katharina E.Uranowa]

Ich hätte dann auch noch was zum Thema "geschlossen auftretende Gruppen auf Cons, denen man als einzelner Spieler nichts entgegensetzen kann" ....nochmal zur Erinnerung, die in rot- weiß, die alles aufmischen und alles niedermachen, sind die NSC...und das war auch nicht die Endschlacht, sondern nur ein einzelner Kampf am Samstag Mittag.

http://www.youtube.com/watch?v=2etT60sGVgU

[Osric von Carsultyal]

Ich hätte dann auch noch was zum Thema "geschlossen auftretende Gruppen auf Cons, denen man als einzelner Spieler nichts entgegensetzen kann" ........ die alles aufmischen und alles niedermachen, .... NSC ....

Hatten wir auch schon - Gastmahl - endete in ziemlichem Frust, wenn ich mich recht erinnere.

[Katharina E.Uranowa]

@ Osric... warum das denn?

Wir Spieler haben von den NSC hier am Wochenende ziemlich auf die Fr.... bekommen; wir wurden bei der Endschlacht am Sonntag Morgen schmählich vom Platz gefegt, weil wir nicht genug Leute für eine ordentliche Schildreihe hatten, sondern größtenteils nur leichtgerüstete Kämpfer... ich sehe nicht, wo da das Problem ist. Niemand von denen, mit denen ich am Wochende dort war, hat sich da drüber beschwert.

Und es ist ein unbeschreiblich geniales Gefühl, wenn man eine solche Übermacht wie auf dem Video auf sich zukommen sieht, genau weiß, dass man hier nur verlieren kann und nach einem Blick auf den linken und rechten Nachbarn trotzdem stehenbleibt.

Wenn dann der Paladin seine verletzten Gefährten allein gegen vier Leute verteidigt, bis die ihn langsam in die Knie prügeln, und wenn die Heiler auf dem Schlachtfeld versuchen, die Leute vor dem Verbluten zu retten, während ihnen die Pfeile um die Ohren schwirren....

...das geht doch nicht ums Gewinnen, es geht um Spass und Rollenspiel, und dazu gehören nun mal auch IT- gefährliche Schlachten...und es gehört dazu, dass man die Taverne verlässt, mal eine Mahlzeit versäumt und es auch mal schafft, länger nüchtern zu bleiben.

[Talea]

Katharina, ich kann dich gut verstehen.
Auch wenn ich alles andere als traurig bin, wenn ich auf dem Larp dazu komme, Musik zu machen mit den geschätzten Musikerkollegen und einem feierfreudigen Tavernenpublikum (Alles andere wäre für eine Bardin wohl auch sehr verwunderlich! *g*), freue ich mich immer, wenn wir auf einer Con tatsächlich mal so sehr beschäftigt sind, uns aus der Schusslinie zuhalten, dass an ruhige Tavernenstunden einfach nicht zu denken ist. Wenn alle SCs sich zusammenraufen und eigenständigfür ein gemeinsames Ziel koordiniern müssen, wertet das für mich persönlich ein Larp enorm auf und macht für mich das Larp auch zu einem Gutteil erst aus.
Aber gut, da hat Howie wohl recht: Es gibt fast so viele Vorstellungen von Larp, wie es Larper gibt. Und nicht alle stehen auf schlaflose Nächte und Nachtwache schieben. Daran wird sich in der Zukunft wohl auch wenig ändern lassen, fürchte ich. Ich nehme es meist, wie es kommt, und versuche dann, das Beste für mich draus zu machen aus einer Con (Auch der Charakter verlebt ja mal ein paar ruhigere Tage. Dann war das eben mal wieder ein solcher...), bzw. ich besuche verstärkt Larps, von denen ich schon im Vorfeld weiß, dass sie eben genau diese Schiene fahren, die mich so begeistert. Nachteil, ja, die sind dann leider nicht alle in Sachsen. Ein paar schon, aber längst nicht alle. Bevor jetzt von irgendwem ein "Dann organisert doch mal so eines in Sachsen." kommt: Ich glaube, es ist gar nicht mal so, dass es zu wenige Orgas in Sachsen gibt, denen z.B. ein hoher Ambientestandard sehr am Herzen liegt. Aber schon die - ja durchaus aktuelle - heiße Diskussion darum, wie hoch man als Orga die Ambiente- und 24h-intime-Anforderungen an die Spieler setzen darf, zeigt für mich ganz gut, wie schwierig es ist, unter der heimischen Spielerschaft solche Standards einzuführen. Da müssen wohl erst ein paar Vorurteile gegenüber der "Machbarkeit" solcher Cons aus dem Weg geräumt werden bei vielen der Spieler. Ich hoffe, die zukünftigen Cons in dem Bereich helfen da ein wenig.

Grüße,
Vivienne

[Katharina E.Uranowa]

@Talea; ich stimme Dir voll und ganz zu.

Und ich finde auch, dass auf jeden Con mindestens ein guter Barde gehört.

Ich habe auch nichts gegen Ambiente, im Gegenteil. Es ist schön, mal zusammenzusitzen.

Es geht mir auch nicht darum, hier ein Pro und Contra dahingehend aufzumachen, wie wichtig Schlachten oder Meuchler sind.

Ich bin auch nicht gegen Alkohol auf Larps; ich habe mich auch schon mal unter den Tisch gesoffen auf einem Con.

Aber:
Ich gehe seit vielen Jahren bundesweit auf Cons, und nirgends ist der Alkoholkonsum gefühlt so groß wie auf den sächsischen Larpveranstaltungen (ich nehme das DF und das Mythodea mal raus aus der Wertung). Ich habe es bisher nur in Sachsen erlebt, dass die Leute schon am Vormittag in der Taverne sitzen und sich ein Bier aufmachen. Ich habe es auch nur in Sachsen erlebt, dass die Leute sich am Freitag Abend gegen 23 Uhr schon so zugeschossen haben, dass kein richtiger Plot mehr möglich ist. Nur in Sachsen habe ich mal von einer SL gehört:"Nee, lass das mal lieber, die sind alle zu betrunken, das gibt dann nur Stunk."

Warum ist das so?

[krümelmonster]

der 'standard' von sächsischen cons ist doch nun schon länger kein geheimnis... und anscheinend ist das ja auch von der mehrheit so gewollt (und auch gruppenauftreten wird anders gesehen)!
um so besser katharina, dann bleiben auf den anderen cons mehr plätze für die, die es so wollen

edit: ich glaube aber auch nicht, dass es an der orga liegt, sondern an den besuchern... aber wie gesagt, es ist anscheinend von den besuchern so gewünscht!

[Osric von Carsultyal]

....
Warum ist das so?

Ich würde die Frage mal umdrehen wollen: wo ist das Problem?

[Captain]

... und anscheinend ist das ja auch von der mehrheit so gewollt

na und genau das bezweifel ich eigentlich. Vielleicht glauben die meisten nur, daß das von der Mehrheit so gewollt wird.

[Katharina E.Uranowa]

....
Warum ist das so?

Ich würde die Frage mal umdrehen wollen: wo ist das Problem?

Das Problem (zumindest für mich) ist folgendes:

Larp ist für mich mehr als ein geselliges Beisammensitzen mit Bier und Gesang. Ich gehe auf Cons, um zu spielen, vor allem aber, um spannende, gefährliche, lustige oder mich zu Tränen rührende Situationen zu erleben.

Ich will Action, Spiel mit anderen Charakteren, ich will im Wald versteckt liegen, während zehn Meter entfernt die feindlichen Truppen vorbeilaufen, ich will heroische, dämliche, schöne und hässliche Situationen mit anderen Leuten erleben.

Wenn alle relaxt ums Feuer sitzen und die Flasche kreisen lassen, hat das zwar was von Kostümlandheimfahrt, IT- Situationen, an die man noch tagelang nach dem Con mit einer Gänsehaut denkt, hat man da aber eher selten. Wenn es in der Taverne außerdem noch so laut ist, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht (oft genug erlebt in Sachsen), ist noch nicht mal mehr Ambiente- oder Charakterspiel möglich.

DAS ist das Problem. Wenn alle singen und saufen, hat man weniger vernünftiges Rollenspiel, das einem im Gedächtnis bleibt.

Wenn ich Party machen will, gehe ich in die Disko. Wenn ich auf einen Con fahre, will ich spielen.

[Osric von Carsultyal]

....

Wenn ich Party machen will, gehe ich in die Disko. Wenn ich auf einen Con fahre, will ich spielen.

Und nochmal: wo ist das Problem? Laß doch die Leute am Feuer ihre Party machen und erlebe trotzdem Deine Abenteuer. Meine Erfahrung ist, daß für Plotjäger immer genug Plot da ist. Jeder ist völlig frei in seiner Entscheidung, nachts in den Wald zu gehen, statt am Lagerfeuer zu sitzen.

Und "spielen" kann ich IMMER, ich werde halt das spielen, was die Situation hergibt. Ich persönlich brauche keinen komplexen Plot, um trotzdem voll im Spiel aufzugehen, ich habe mich noch nie auf einem Con gelangweilt. Vielleicht liegt ja da eher das Problem, mit welcher Erwartungshaltung der Spieler in so eine Veranstaltung rein geht.

[Katharina E.Uranowa]

@Osric:

Willst Du mich nicht verstehen? Es geht hier nicht um Ambiente oder Plotdichte, sondern ich habe einfach nur mal nachgefragt, warum so viele sächsische Larper auf einen Con gehen und dort nichts Besseres mit sich anzufangen wissen als sich vollaufen lassen (am besten von früh an). Ich halte das für ein Armutszeugnis, wenn ohne Alkohol nichts mehr geht.

[Osric von Carsultyal]

...warum so viele sächsische Larper auf einen Con gehen und dort nichts Besseres mit sich anzufangen wissen als sich vollaufen lassen (am besten von früh an). Ich halte das für ein Armutszeugnis, wenn ohne Alkohol nichts mehr geht.

Eigentlich sind wir doch regelmäßig auf den gleichen Veranstaltungen. Es ist mir völlig schleierhaft, wo Du diese Beobachtungen gemacht hast. Wer das hier liest, der muß glauben, "in Sachsen" wäre LARP gleich ganztägiger Frühschoppen, und alle machten mit. Eine solche Wahrnehmung kann ich absolut nicht bestätigen. Nenn doch bitte mal ein konkretes Beispiel zu Deiner obigen Aussage.