Gastmahl - Texte

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Loki
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Gastmahl - Texte

Beitrag von Loki »

Hier nochmal für Interessierte die ausgegebenen Texte des "Gastmahl"-LAPRs.

Der besseren Lesbarkeit stelle ich sie abschnittsweise hier ins Netz. Auch glaube ich kaum, dass auf der Gastmahlseite noch groß jemand vorbeischaut.


Folgend nun der ausgehändigte Text von Freitagabend:
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Loki
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Beitrag von Loki »

Prophezeiung - Seite 1
Welch Schmach, welch Pein. Mit zittriger Hand führe ich die Feder. Welch Welten Ungemach übergoss sich meinem Geist? Woran ward ich erblindet? Doch der verflossenen Körner Sand nicht mehr nach oben zu pusten sind. Sie sind gefallen, Stück um Stück, als Zeichen unseres eigenen Welkens. Duster gar die Wolken ziehn am blutrot schwarzen Firmament. Der Flammen Ungeduld auch bald dieses Werk zum Opfer fällt.

Den Schlüssel zu halten und zu nutzen sind zwei verschiedend Ding. Auch die Kraft der eigenen Augen fangen ein, Moment für Moment, doch unklar bleibt das Bild, wenn der Sehende nicht aus dem Kelch der Erkenntnis zu trinken vermag. Ist des Ritters Fahne in der Ferne gar ein grünes, oder ziert ein dunkles Blau wehend Wappen? Freund oder Feind stehen sich gegenüber, der Blinde vermag sie nicht zu trennen. Falsche Auskunft durch erdiebten Harnisch. Der Bettler im Königsgewand erklimmt den Thron, das Wimmern ist noch Jahre später zu vernehmen.

So ist mir übel, mein Magen leer vom Brechen. Immer und immer wieder ermatten die Krämpfe meinen Körper, meine Hülle, mein Gefängnis des Geistes. Das Sehnen nach dem, was da Tod gerufen wird erklimmt den Gipfel. Ermahnende Stimmen halten noch zaghaft den Knöchel umklammert. Schallend leise flüsternd zuerst fertig zu schreiben was der Sanduhrlauf bei häufigem Wechsel zwischen Tag und Nacht dann verlangt, wenn Dunkelheit das Licht bezwingt. Tröpfelnd von des Feders Kiel schlägt Tinte auf das Pergament. Sanfte Hammerschläge des verzweifelten Schmiedes der Worte.

Starrend auf des Kerzen Schein, genährt von dem schwindenden Wachs, der Ernte der Bienen. Der Kopf zerbirst voll der Worte, die Hand still ruht an seinem Platz. Zu alt das Gefäß der Wahrheit ist, zu pergamenten schon die eigne Haut. Nicht Mut ists, welcher da noch diese Qual einfordert. Nicht Eifer oder Streben nach einem besseren Leben. Kein Taler, keine klirrende Münze wirft mich Nachtens aus dem Bett um zu schreiben diese Zeilen.

Blanker Terror, wilde Verzweiflung. Der Flammen Gesang von kohlender Haut. Der schwelgende Geruch der Tränen. Ein Kind singt wimmernd mit voller Stimme klagend das Loblied der Götter. Man wünscht es würde verstummen, doch diesen Tod könnte man nicht verzeihen. So soll es weiter verkünden was langsam die Adern entlang gekrochen kommt. Sich mit röchelndem Atem dem Herzen nähernd, pochend, pulsierend.

Mein Grab steht schon bereit. Mit eigener Kraft in den Fels getrieben. Soll mir ein Gefängnis sein und Schutz zugleich. Nicht vergewaltigt von der Fratze, nicht genommen mit besessenem Glied. Meine letzte Reise trete ich unversehrt an. Glänzend Rüstung flimmert im Abendrot. Befleckt durch eigenes Versagen. Der Streich der Zeit ist die späte Einsicht. Mit himmelsgleicher Kraft schlägt Erleuchtung über die eigenen Fehler das Hirn zu Brei. Des Übels Rost frist langsam Fleisch und Geist auf. Der Visionen Macht liegt nun tiefer als in jungen Jahren. Als ich sie brauchte waren sie mir fern, nun bin ich ihrer überdrüssig.

Die Leute sagen der Blick in die Zukunft sei eine Gabe. Ich spucke auf sie. Der Schlund tief und breit speit Gift und Tücke. Der Jugendräuber verweißt auf einsame Stunden. Nehmt hinfort mein drittes Auge, schneidet es heraus mit kaltem Stahl. Der Wunde Blut mir ein Wohlwollen soll sein. Doch was schwärm ich von alten Tagen, von längst geflossenem Regen? Ich lebte meine Jahre nun schau ich auf die Trümmer.

Was bringt die Zukunft, fragten sie mich. Schmerzende Augen, wenn ich sie schloss. Weinende Stimmen wenn ich lauschte. Und die Nase zog ein den Brei aus Luft und stickigem Schwefel. Unmut, Missfallen und schlechte Nachricht brachten Blicke in die wehende Zeit der oberen Sandkörner. Infantile Neugierde gemischt mit goldener Hoffnung, nur um zertreten zu werden von Zwischenweltlern.
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Loki
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Beitrag von Loki »

Prophezeiung - Seite 2
Genug geklagt? Nein. Denn zuerst soll die baldige Leserschaft erfahren, dass weder tapfrer Recke noch mutig Held den Schlüssel hier darniederschrieb. Gefallen mit buckligem Rücken, pustelig mit runzligen Narben. Weinend gar seiner Aufgabe, das Wort in doppeltem Sinne gebrauchend.

Meine Leserschaft. Welch Paradoxon sich hier auftut, wo nüchtern Grund Buchstabe für Buchstabe diktiert wende ich mich an meine Leserschaft. Sehe ich sie? Höre ich sie? Sind es wirklich die Schatten vermengt mit Nebel, Ungewissheit und dem Durst der Reue? Wenn ich wahr schreibe, so wird ein Barde spielen, Osric sein Name. Osric von Carsultyal. Auch elfische Ohren sehe ich in der Festmenge, Aredhel wird sie gerufen. Rauch, Nebel und der Sog der Zeit sind schwer zu lesen.

Tief atmend, mit schlaffen Muskeln hocke ich nun in meinem Sessel. Schlaff mit mattem Auge. Kraft und Anstrengung kostet jedes Blinzeln in die Zukunftswelt. Doch auf die feierliche Menge wartet eine Krankheit schwer. Es ist ein wirrer Pfad der Zukunft Lauf. Wird sie ausbrechen, weil ich davon berichte? Ja, denn die Idee dahinter stammt aus diesen
Zeilen. Wird sie ausbrechen, weil ich davon berichte? Nein, denn sie ist schon ausgebrochen. Der Ironie wird genüge getan, als da Sieche den Beginn der Suche markiert.

Qualen als notwendige Erscheinung um zu erleuchten der Lösung Pfad. Verdreht und konstant scheinen die Bilder, flackernd vor Eifersucht, nicht selbst in vergangenen Tagen die Augen geöffnet zu haben. Wenig weiß ich und doch zuviel um mein Grab schon jetzt zu schließen. Ich muss weiter schreiben entgegen den plagenden Nachtmahren der Sinne. Ich weiche ab, verliere mich in Selbstmitleid. Gieße brennend Öl über die eigne Schulter wo ich doch der schreibend Hand noch bedarf. Säusle Tränen um meiner selbst in den Schlund der Arbeit, hoffend damit zu verstopfen was noch aussteht.

Ich komme wieder zurück, reiße mich am Riemen. Die Krankheit also. Eine Krankheit, tödlich der Verlauf, doch das ist Nebensache. So schnell wie sie gekommen, so schnell die Heilung. Doch ist auch Eile eine Tugend, mit der die Befallenen ausgestattet sein sollten. Nicht zögernd gar einer möglichen Gefahr. Sie ist da, lauernd auf ihren Ausbruch. Die Frage wird nur sein: Steht die Heilung dem sprengen der Ketten im Wege oder beflügelt es dies?

Ich bin kein Medikus, kein Heilkundiger. Ich beherrsche andere Gebiete, und doch habe ich nie etwas auch nur annährend als Geselle beenden können. Brückstücke, Fragmente des eigenen Daseins. Ich schweife ab. Ich bin kein Heiler. Ich weiß nur wie man diese Krankheit überwindet. Was vonnöten ist. Woher ich das weiß? Mit der Sicherheit wie ich weiß, dass diese Zeilen gelesen werden, mit der Gewissheit, dass sich Brüder die Hand geben, so sehe ich dass dir bevorstehende bereits beendet.

Ein Ritual soll sein Besserung der Symptome. Ich brauche das, was andere nicht sehen, um zu sehen was andere brauchen. So funktionieren Dinge. Ich weiß, was geschehen wird. Obskur das ich, in Funktion des Medikus, mit meinen Patienten sprechen soll, wo diese doch Jahrhunderte entfernt leiden. Nun denn, ich beginne mit dem Boden.

Ihr müsst da etwas mit dem Boden machen. Ein Kreis, nein, eine Spirale. Vom Zentrum ausgehend langsam gegen den Lauf der Sonne nach außen Bahnen ziehen. Fünf Schritt sollten reichen. Wie schon geschrieben, die Heilung ist nicht meine Welt, ich halte es da eher mit den Karten. Doch so wie ich die Bilder deute kann dadurch das Böse dieser Krankheit sich in den Kreisen verliehen.
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Loki
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Beitrag von Loki »

Prophezeiung - Seite 3
So, also wir haben Bahnen, eine einzige Bahn, ich darf hier nicht den Plural gebrauchen. Ich muss mich zusammenreisen. Der Regen draußen hat nicht die Farbe von Blut. Ich schreibe über ein Ritual, eines zur Heilung. Gesegneter Leser, es wird Euch besser ergehen. Eine Spirale, ein Labyrinth. Gut, das hätten wir.

Um diese Anordnung einer Linie kommt noch ein Kreis. Ich habe mir einige Zeit immer wieder diese drei Bilder angeschaut und bin mir sicher, der Kreis und die im Inneren liegende Spirale dürfen sich nicht berühren. Nicht in einem Korn.

Dann zeichnet noch weiter vom Zentrum entfernt, ein wenig hinter dem Kreis die Zeichen der vier Elemente. Das sollte es gewesen sein. Ja, ich bin mir sicher. Auch wenn ich nun, dem Leser mag dies nicht auffallen können, zwei Kerzen abbrennen gesehen habe, ist mir kein weiteres Detail aufgefallen. Dabei soll auf das Wasser die Luft folgen, auch die Luft das Feuer und auf das Feuer die Erde. Wasser, Luft, Feuer, Erde. So sollen die Zeichen stehen. Es ist alles, was ihr Zukünftigen tun müsst. Zumindest was den Boden anbelangt.

Gut, soweit der Boden. Ich bin diesmal recht glücklich hier in meiner Kammer zu sitzen. Siechend zwar, aber nicht hörend dass, was ihr singen werdet. Ich bin kein begeisterter Musikliebhaber und so muss ich mir nicht Eure Sprechchöre anhören.

Zuerst stelle sich der Ritualleiter in die Mitte. Genau auf den Punkt, wo die Spirale seinen Anfang nimmt und von wo sie sich nach außen kämpft. An diesem Punkte verweile der Ritualleiter die gesamte Dauer. Drei Gehilfen braucht er noch. Diese stellen sich auf drei der vier Elementarsymbole. Zuerst wird die Erde ausgelassen.

Dann wird noch ein Instrument gebraucht. Eines, das einen Ton, am besten dumpf und tief, gleich dem Schlag auf einer Trommel, ähnelt. Dieser fünfte Mann postiere sich in der Nähe des Rituals, ohne jedoch den Zeichen zu nahe zu kommen.

Wenn alles getan, wie hier geschrieben, so fanget an. Ich will, bevor ich die zu intonierende Texte aufführe noch zuerst ein paar Worte zum Ablauf verliehen. Es beginnt mit dem Schlagen einer Trommel. Einmal, dumpf, lang gezogen. Dann sollen die drei Wächter der Elemente ihren Vers aufsagen. Es ist jedes Mal derselbe Vers. Bei jedem Element, bei jedem Durchlauf. Ist dies geschehen hat ein weiterer Trommelschlag zu folgen. Dann beginnt der Ritualleiter mit der Lobpreisung des jeweils freien Elementes. Also zuerst das auf die Erde. Ist der damit fertig, so ertöne um ein weiteres Mal die Trommel. Darauf hin bewegen die die drei Wächter der Elemente dem Lauf der Sonne folgend weiter, so dass nun das Element Wasser unbesetzt bleibt. Dort angekommen schlage der Trommler bevor sie wieder den Vers aufsagen. Danach wieder ein Trommelschlag und der Ritualleiter lobpreist das Wasser. Und immer so fort, bis alle Elemente zweimal gepriesen wurden.

Ganz recht, jedes Element muss zweimal erwähnt werden erst dann kann der letzte große und zugleich erlösende Spruch vom Leiter aufgesagt werden. Dann ist das Ritual zu Ende und Erholung tritt ein.
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Beitrag von Loki »

Prophezeiung - Seite 4
Zuerst will ich die Zeilen niederschreiben, welche da die Elementenwächter aufzusagen haben:

Fatum, fatum iustum stultorum
Nobis sit propositum
Manus celer furiae
Nos, nos ac cupere

Nun will ich beschreiben die vier Lobspreisungen der Elemente:

Loblied des Wassers:

Es schimmert tief und klar
Manchmal auch recht sonderbar
Ist es ruhig oder rauscht mit Macht
Ob bei Tage, ob bei Nacht
Es spendet Heilung, Ruh und Kraft
Ist was man so nennt des Lebens Saft

Loblied der Luft:

Niemals zu fassen oder gar zu greifen
Dein Lied wird gespielt mit tausend Pfeifen
Wandelbar und Unbeständig
Gleich einem Artisten freihändig
Säuselst du wohin dir grade steht
Komme doch schon bald auf uns zugeweht

Loblied des Feuers:

Spendet Wärme und auch Licht
Prasselnd sich durch alles bricht
Was dir im Wege ist hat kein Bestand
Hinterlässt auch Chance dein Allbrand
So bist du Vernichter und Neuerer zugleich
Wir können nur staunen, in Demut bleich

Loblied der Erde:

Fest und kantig, ruppig alt
Stehst du für Dauer und Erhalt
Fest verwurzelt mit eigner Meinung
Widersetzt du dich manch albernen Erscheinung
Bietest Halt und sicheren Schutz
Nimmst uns auf ohne Eigennutz
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Beitrag von Loki »

Prophezeiung - Seite 5
Diese Zeilen nun den letzten Zauberspruch erzählen, auch das der Ritualleiter ihn verwende:

Jahre und Tage widmete ich dem Studium
Untersuchte alles von Tier bis zu Bakterium
Von Vögeln, Würmern und gar Dachsen
Notierte was die Pflanze braucht zum Wachsen

Warum der Wind durch die Lande zieht
Und mit welcher Kraft er vor der Erde flieht
Geschaut in welcher Tiefe das Metall gar liegt
Und wie man es an die Oberfläche kriegt

Ich hab dem Vogel die Flügel gestutzt
Mein Skalpell am Menschen auch genutzt
Und augenscheinlich untersucht
Was verleitet ihn zur Sucht

Habe mit Fernglas und Tabelle
Aufgeschrieben der Sternen Stelle
Habe des Mondes Lauf und Position skizziert
Geschaut wie er das Himmelszelt dekoriert

Genommen habe ich dem Licht seinen Schatten
Und mit mir selbst geführt gar lange Debatten
Wie man am besten Totem das Leben einhaucht
Und dabei die Jugend verpackt in Rauch

Ich habe so manches Experiment vollbracht
habe Unrecht gebogen und übers Gesetz gelacht
Kann so mancherlei wunderliche Dinge
Benutze dabei Hammer, Schere, Zwinge

Vieles was den Mensch vergart, vergrault
Was ihm widerlich erscheint, ja gar verfault
Dem habe ich mich mit allem Eifer zugewendet
War nicht von Angst und Vorsicht geblendet

Ich hab gelernt warum die Menschen an Geld glauben
Kann mit Leichtigkeit dieses für mich auch rauben
Ich kann Pest und Sieche annullieren
Kann selbige leicht auch selbst kreieren

Doch nun steht mir fern des Lebens Sinne
Auch ist mir nicht nach freundlich Minne
Ich will nun mit meinem Wissen handeln
Mit aller Macht ein Übel wandeln

Auf das der Lahme wieder kann gehen
Der Blinde wieder vermag zu sehen
Und lästig Krankheit nicht mehr blendet
Handeln auf das selbige sofort endet


Ich beschwöre die Macht der Heilung
Beabsichtige mit meiner Kraft die Teilung
Von was ist im Körper gesund und krank
Vernichten das was dem Patient im Wege stand

Ich beziehe nun der Natur Gewalt
Auf das meine Worte finden Halt
Im Kampf gegen die ausgestreckte tödlich Hand
Zu knüpfen um den Kranken ein gesundes Band

Mit aller Überzeugung schmettere ich aus meiner Kehl
Der Genesung zuträglich Befehl
Zu verschwinden in großer Eile
Wende ich an meine Kraft und heile

Soviel zu der Krankheit. Ihr solltet schon bald die heilende Wirkung spüren. Ich bin mit euch, auf das Euch nicht allzu sehr zusetzt, das Übel. Ich schreibe weiter, noch viele Seiten, doch an dieser Stelle jemand will verhindern die Einsicht weiterer Zeilen. Ich bin losgelöst vom Gang der Dinge, weiß doch dass Euch alles recht gut gelinge.
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Beitrag von Loki »

Grabkammer - Seite 1
So, es ist vollbracht. Mein Buch ist fertig geschrieben, die Tinte getrocknet. Ich blicke nun mit weniger Schmerz in die Zukunft, welche ich schon so oft sah. Gesehen in meinen Träumen, gespiegelt im Sonnenlicht, geflüstert vom Mond. Ich habe es gut postiert und frohen Mutes, dass es gefunden wird. Das letzte Pusselteil umschließe ich mit meiner Hand. Ich habe es mit in mein Grab genommen. Auch die Tür ist versiegelt, verschlossen. Die dunklen Kräfte sollen nicht eindringen und den Schlüssel zusammensetzen.

Seit drei Wochen nun hause ich bei leichtem Licht in meiner eigenen Grabkammer. Mein Verstand ward von Sorge mitgenommen. Ich hoffe, nein ich weiß, dass meine Prophezeiung zwar wirr geschrieben doch verstanden wird. Mit ihr werden Streiter den Dämon erneut in die Flucht schlagen können. Ich schreibe noch meine Geschichte hier auf und werde mich dann sterben legen. Mögen die Augen, welche die Zeilen entlangfahren einen Blick in die Vergangenheit werfen. Eine dunkle Zeit, voller Schmerz.

Mein Name ist Sörn Hellbrund. Wie viele andere auch, kam ich in die Waldmark des Geldes wegen. Seit meiner Kindheit schon wusste ich, dass ich eine Art zweiten Blick besahs. In schemenhaften und sprunghaften Bildern nahm ich Zukünftiges wahr. So auch meine eigene, bepackt und beladen mit Gold. Viele Frauen an meiner Seite und großem Ruhm. Ich sollte Recht behalten. Doch um welchen Preis.

Wie soll ich dies einem erklären? Es ist, als müsste ich einem Blinden, der seit seiner Geburt nichts als Schwärze empfunden hat erklären, was Rot ist oder in wie weit sich Grün von Blau unterscheidet. Es sind schnelle Bildfolgen. Ähnlich wie Gedankenblitze durchzucken sie den Geist. Mal ist ein Verlauf klarer, andere sind kompliziert und hängen an sehr vielen Faktoren. Die Zukunft steht fest, doch ist sie heimtückisch. Sie gibt ihren Verlauf nur widerwillig preis.

Die Bilder alleine zu sehen ist nur der erste Schritt um wahr über kommende Zeit sprechen zu können. Viel wichtiger ist ihre Deutung. Bei einigen Ereignissen ist es ein Einfaches die Kurven entlangzufahren und das Tatsächliche zu finden. Andere Vorfälle sind kompliziert, es gibt viele verschiedene Symbole. Es ist wirklich schwer zu erklären. Ich könnte wohl die gesamte Kammer mit Schrift versehen und könnte doch nur eine wage Vermutung über diesen Sinn ablegen.

Ich belasse es dabei und halte fest, dass ich der Interpretation anfangs mit jugendlichem Leichtsinn entgegengetreten bin. Ich war mir meiner Sache immer sicher, meinte die Symbolik richtig verstanden zu haben. So auch bei den Hinweisen, die mich in die Waldmark brachten. Ich würde reich, berühmt und von den Frauen geliebt werden. Jedoch hatte ich die vielen dunklen Flecken übersehen.

Ich will nicht mit meiner Kindheit den Leser langweilen; auch kein Reisebericht soll hier die Wände zieren. Kurz und gut gesagt kam ich als junger Mann in die Waldmark. Schnell zog es mich in die Stadt Falsche Sechs. Das Glückspiel bescherte mir einen recht angenehmen Lebensstil, meiner Gabe sei Dank. Ich mochte dabei das Würfeln nicht, es war zu kurzfristig und daher kaum geeignet um wirklich gute Ergebnisse vorhersehen zu können. Ich spielte Karten. Und meine Geschichte soll auch mit einem Kartenspiel beginnen.

Es war einer der vielen Tage in einer der vielen Tavernen in Falsche Sechs. Kennt man eine, kennt man alle. Ich weiß noch genau: Es war schon spät und ich gedachte mich zu Ruh zu legen. Mit diesem Gedanken strich ich meinen abendlichen Gewinn ein und wand mich der Treppe, meinem Nachtlager zu. Ich scherte mich nicht um die Flüche und Beschimpfung der Verlierer. Sie hätten halt nicht ihr Geld in diesem so herrlichem Spiel einsetzten sollen. Ich schritt mit dem Gewissen die Treppe empor, auch die nächsten Wochen geldlich sehr gut leben zu können.
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Beitrag von Loki »

Grabkammer - Seite 2
Oben angekommen, kramte ich meinen Zimmerschlüssel hervor. Doch als ich gerade im Begriff war die Türe zu öffnen durchzuckte eine Vision meine Wahrnehmung. Ein wenig verwirrt betrat ich erstmal mein Zimmer und lehnt mich von innen gegen die Tür. Ich hatte soeben meinen Nachbarn gesehen. Er schlief, oder besser: er würde in einigen Stunden dort schlafen. Jedoch wenn er das täte, so würde er nicht wieder erwachen. Warum wusste ich nicht, doch hatte dieser Mensch sich Feinde gemacht, welche nun nach seinem Leben trachteten. Hin und wieder sah ich den Tod von Personen voraus. Im Allgemeinen, will lauten bisher immer, habe ich dies für mich behalten und mich aus der Angelegenheit heraus gehalten. Mord ist mir zuwider, damit will ich nichts zu tun haben. Nur allzu leicht könnte das verhinderte Verbrechen auf mich zurückfallen. Ja, hin und wider bereitet die Zukunft einem einen solchen Scherz. Und wenn ich mein Leben betrachten möchte, nun da ich im Sterben liege, will ich meinen, dass ich auch damals in jener Nacht nicht hätte in des Todes Werk eingreifen sollen.

Ich sah also den Mord im Nachbarszimmer. Doch da war noch etwas. Einige Bilder trugen auch mein Antlitz. Ich dachte angestrengt nach und versuchte immer wieder die gerade bekommene Eingebung zu verstehen. Es war eine lange Bildfolge gewesen. Sehr lang im Vergleich zu anderen Vorhersehungen. Das beunruhigte mich. Ebenso die Mannigfaltigkeit der verschiedenen Symbole, Andeutungen von Möglichkeiten und zukünftigen Ereignissen. Ich sah zum Beispiel eine Stadt brennen, konnte aber nicht sehen welche. Ich sah grausamste Morde ohne jedoch einen Ahnung zu haben, in welchem Zusammenhang zum Rest diese stehen würden. Ich sah Gold, Ruhm und Ehre. Am Ende schob sich Dunkelheit vor die Sonne.

Ich wusste dass dies einer der wenigen Momente im Leben war, wo man sich für einen Weg entscheiden musste. Ich konnte so weiter machen wie bisher. Mit Glücksspiel mein Lebensunterhalt verdingen oder aber ich würde diesem baldigem Toten zu weiteren Lebensjahren verhelfen. Mir fehlte jedoch das Pusselstück, die Antwort nach dem Warum. Es waren viele Bilder, ohne erkennbare Linie. In jugendlicher Überzeugung, dass ich das Rätsel rechtzeitig entschlüsseln würde und fest daran glaubend, dass jede Sekunde der Eile gerade wichtiger sei, als das Sinnieren über eventuelle Gräueltaten klopfte ich an die Tür nebenan.

Er hatte auf jeden Fall Kenntnis von seinen Häschern gehabt, öffnete doch ein vorsichtig und mit Messer bewaffneter Mensch mir die Türe. Ich wollte sofort losreden, waren doch seine Mörder schon auf dem Wege, aber meine Stimme stockte. Wie glaubwürdig ist es schon, wenn des Nachtens ein Fremder vor der Türe steht, ein Glücksspieler, und einem erzählt, man würde gleich im Schlafe erdolcht? Ich stotterte ein wenig und war zugegen ziemlich nervös. Vielleicht auch ein wenig eingeschüchtert ob der Narbe im Gesicht und die irgendwie düstere Ausstrahlung meines Gegenübers. Ich bin, so muss der Leser wissen, kein Mann des Kampfes. Meine Gabe hatte mir bisher immer geholfen, solchen Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Schon oft lies ich die Gelegenheit auf ein Spielchen bleiben, weil mich mein sechster Sinn warnte, dass der Ärger über Verlust bei meinen Spielgefährten zu Handgreiflichkeiten führen würde.

Ich stand also da, erzählte meine Vorahnung und kam mir vor, als hätte ich eine Narrenkappe auf dem Kopf. Als ich meinen kurzen Bericht abgeschlossen hatte stellte er einige Fragen. Nicht woher ich dies wüsste, oder warum ich mir meiner Sache so sicher sei. Nein, er erkundigte sich nach dem genauen Tathergang. Wie viele Attentäter es sein, wie sie eindringen würden, wo sie ständen. Ich konnte seinen Wissensdurst stillen. Dann schickte er mich in mein Zimmer, bedankte sich kurz und stellte mir am nächsten Morgen eine Belohnung in Aussicht, falls ich Wahrheit kundgetan hätte.
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Beitrag von Loki »

Grabkammer - Seite 3
So wartete ich unruhig auf meinem Bette sitzend. Plötzlich ertönte Lärm durch die Wand. Gerangel, etwas plumpste zu Boden. Sicherlich erwehrte sich das Opfer seiner Täter. Es dauerte nicht lange, als wieder Ruhe eintrat. Dann vernahm ich Schritt auf dem Gang, die genau vor meiner Tür zum Stehen kamen. Es klopfte kurz. Ich war mir unsicher, wollte die Tür nicht öffnen. Doch ich tat es dennoch. Schweren Herzens schlich ich langsam das plötzlich sehr groß vorkommende Zimmer entlang. Mein Herz schlug deutlich hörbar, mein Atem fiel schwer wie Blei nach dem Verlassen meines Mundes zu Boden, solche Sorgen hatte ich ihm mitgegeben. Etwas hinter der Tür schien zu kratzen oder zu krabbeln. Noch einen Schritt der Türe näher. Etwas knisterte. Wieder einen Fuß vor den anderen gesetzt.

Dann wurde die Tür zerschmettert. Ich sah das Grauen. Eine Wesenheit, widernatürlich und grässlich. Dieses Ding des Abgrundes ließ keinen Raum für andere Gedanken als an Furcht, Schrecken und Unterwerfung. Auf dem Boden standen vier Kinder, nackt mit dunkelgrauer Haut, gleich so als wären es Leichen. Sie wimmerten fortwährend und schwarzes Blut floss dabei aus ihren Mündern herab. Ihr aufgeblähter Bauch war mit roten Pusteln übersäht, jedes so groß wie Türknauf. Hin und wieder platzte eine Kapsel auf und eine Welle Eiter schwappte mit üblen Gestank hervor. Mit ihren kleinen Armen waren sie mit einem Schild aus Knochen verwachsen, den sie über ihren Köpfen trugen. Darauf befand sich ein Torso aus verbrannter Haut. Ohne Füße, nur Stummel hockten auf dem skelettigen Boden. Aus den Armen wuchsen Haare, welche wie Tentakel durch die Luft zuckten, suchend nach einem Opfer. Direkt auf den Schultern, ohne Hals dazwischen war der Kopf. Es war mein Nachbar.

Ich hatte eine Bestie vor dem Tode gerettet. Es ist somit alles meine Schuld. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschenken, ohne nachzudenken sprang ich mit der letzten mir noch verbliebenen Kraft aus dem Fenster.

Heute weiß ich, was ich damals gesehen habe. Heute ist mir bekannt, welch Schrecken ich über diese Gegend brachte, indem ich dieses Ding vor seinem Tod gewarnt habe. Es war ein Kundschafter. Eine Dienerkreatur eines großen Übels. Es sollte für seinen dunklen Meister in der Waldmark die Augen offen halten und von möglicher Beute berichten. Und wie lohnenswert diese Gegend doch ist. Lasterhaftes Verhalten überall. Glückspiel, käufliche Liebe, Suff, Streit und die allgegenwärtige Gier nach Gold und Macht. Ein wahrer Palast für einen Dämon. Hier konnte er nicht nur in Blut baden sondern auch nach Herzenslust die Leute verführen, langsam quälend in die Verzweiflung führen. Ja sogar eine Anhängerschaft aufbauen. Willige Diener zu seinem finsteren Altar.

Wäre sein Kundschafter, jenes Scheusal das ich in jener Nacht gesehen hatte, gestorben, wäre die Kunde von diesem Land wohl niemals an die Ohren des nimmersatten Grauens gekommen. So bin ich Schuld der Tragödie welche sich später noch ereignen sollte.

Doch damals wusste ich all diese Dinge noch nicht. Ich wollte nur fort aus der Stadt, weg von diesem Unhold. So reiste ich Hals über Kopf ab. Ich verließ Falsche Sechs ohne Ziel. Versuchte ich die Zukunft zu sehen schwirrten immer wieder schreckensvolle Bilder unzähliger Verbrechen vor meinem Geiste. Ich kam mir hilflos vor. Wie ein Blinder, tapsend in Dunkelheit. Ich gab mich einer Kraft hin, die ich zuvor noch nicht kennen gelernt hatte: Dem Zufall.

Ich ließ mich einfach treiben. Reiste mal gen Süden, mal gen Norden. Meine Reisekasse schwand zunehmend, doch ich ignorierte dies zuerst. Meine bisherige Einnahmequelle, das Kartenspiel, war mir fremd geworden. Ohne meine Sicht der Zukunft verlor ich mehr, als ich gewann. Ich ließ es bleiben.

So kam ich eines unbestimmten Tages in ein bedeutungsloses Dorf. Meine einstmals prächtigen Kleider waren nur noch bessere Lumpen. Selbst meinen Geldbeutel hatte ich verkauft. Kurz am Rande geistlich zu brechen, traf ich nun in einem Kaff irgendwo in der Wildnis zwei meiner späteren Gefährten. Die beiden Söldner verdingten sich als Schutz für einen kleinen Händlertross Krautkundiger. Ich lernte sie in der einzigen dreckigen Taverne kennen, die dieses Gebiet wohl kannte.
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Beitrag von Loki »

Grabkammer - Seite 4
Mit feurigen Augen erzählten sie mir von ihren Plänen. Jung waren sie noch und wollten selbstredend im großen Abenteuer zu Reichtum kommen. Wie konnte es anderes sein, wollten sie nach diesem Auftrag in den Amkamm ziehen. Das Zwergengold hatte uns doch alle auf die eine oder andere Weise in seinen Bann gezogen.

Dennoch ging ich mit ihnen. Ihre Namen waren Henrik Großfeld und Richard Nachtmeier. Vielleicht sollte ich die Geschichten überspringen, welche und da in den Amkamm führten. Ja, ich denke dies ist weise und ich will nur von den Teilen berichten, welche da mit dem Dämon in Kontakt stehen.

Wir zogen also durch den Amkamm. Hier und da begegneten wir anderen Abenteurern, doch auch diese Geschichte sind im Vergleich zu späteren Ereignissen unbedeutend und ihrer Art gibt es mehr als Sandkörner am Strand. Zu erwähnen bliebe noch, dass sich unserer Truppe noch Leopold Ruhstein angesellte. Ein Magiekundiger Geselle, der uns immer wieder mit einigen seiner Kunststücke beeindruckte.

Eines Tages dann kamen wir an ein Dorf vorbei. Zumindest sollte es mal eines gewesen sein. Die meisten Hütten waren nur noch kohlende Asche. Lediglich die Taverne stand unberührt in diesem ehemaligen Flammenherd. Es stank, Leichen lagen verbrannt auf den Straßen. Was uns jedoch beunruhigte war wie sie dort lagen. Einig hatten Waffen in den Händen. Wir vermuteten erst einen Überfall, doch sie hatten die Waffen gegen sich selbst erhoben.

Uns stockte bei dieser Feststellung der Atem. Was ward hier geschehen? Welches Übel hatte dieses Dorf heimgesucht? Während meine Weggefährten noch die Gegend erkundigten, nach Lebenden suchten und wir uns langsam der Taverne näherten stieg eine dunkle Ahnung in mir auf. Jahre hatte ich mein inneres Auge geschlossen gehalten. Hatte es nicht gewagt wieder in den Schlund des Grauens zu schauen. Doch nun rang ich mit mir selbst. Ein Pochen im Kopfe fing an. Klopfte erst leicht gegen mein Bewusstsein. Dann wurde es allmählich stärker, baute sich aus zu Hammerschlägen. Es schmerzte, tat weh. Ich fiel auf die Knie, kämpfte dagegen an, wollte die Bilder nicht sehen.

Doch dann öffnete sich lange verschlossen Tür. Nicht eingerostet oder gar quietschend. Nein mit einem Male sprang das Schloss offen und gab lang eingesperrtes mit einem Knall frei. Bilder strömten durch meinen Kopf. Einige hatte ich schon vor Jahren gesehen, in jener Nacht. Das brennende Dorf, die schwelenden Körper. Ich schrie. Unaufhaltsam bohrten sich die Bilder tiefer, ließen mich sehen, was hier nur wenige Stunden zuvor vorgefallen ward.

Schreckliches hatte sich ereignet. Ein Monster hatte sich hier niedergelassen. Das Grauen. Ekelhafte Fratze. Pockenhafte Klauen, siechenbewerte Zähne. Augen tausend gequälter Seelen. Gekleidet mit der Haut seiner unzähligen Opfer.
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Beitrag von Loki »

Grabkammer - Seite 5
Der Bote hatte erfolgreich berichten können, von Sünd und Machtbegehren dieser Gegend. Ich hatte es soweit kommen lassen. Ich mit meiner eigenen Gier nach Ruhm und Gold. Nun war sein Meister hier, hatte die Waldmark gefunden. Und boshaft erfreut über die Möglichkeiten hier hatte das Dunkel sein Werk begonnen. Hatte einen Fuß auf die Erde gesetzt und dabei alles Umland vernichtet.

Und nun hauste es in der Taverne, sich noch labend an den Jüngsten dieser Siedlung. Grässlichkeit verbarg sich am Ort wo sonst Heiterkeit als Gast verkehrt. Der Schankraum beherbergte nun Blut und Menschenfleisch auf der Speisekarte.

Ich ward gefesselt in einem Strom aus Bildern. Meine eigene Vision ließ mich Verborgenes sehen, Vergangenheit und Zukunft überlagernd erkennend. Doch für die Gegenwart verschloss sich mein Auge. So erwachte ich später in einem Waldstück. Mir waren nur Sekunden vergangen, doch meine Begleiter lagen erschöpft auf dem Boden. Nacht Atem ringend, blutend, verwundet.

Heute weiß ich, dass ich in Trance gefallen ward. Man erzählte mir, wie ich noch warnend Schreie aussandte. Dafür waren sie mir dankbar, zogen sie doch noch rechtzeitig ihre Waffen blank, bevor aus dem Boden dämonische Schergen direkt unter ihren Füßen hervorbrachen. Der Dämon war noch hungrig in seinem ewig anhaltenden Durst.

In den Kampf hatten noch zwei weitere zufällig daherkommende Wandergesellen eingegriffen. Karl Lerbach war ein Priester, sein Kamerad Heinrich Unterbaum ein Alchemist. Zusammen gelang die Flucht, wobei sie meinen leblos wirkenden Körper mitgeschleppt haben.

Nun versorgten sie ihre Wunden in aller Stille. Zu tief hatte der Schock sich in den Geist geschnitten. Wer einmal in den Schlund schaut, wird widerwillig verschluckt. Man fällt und erreicht doch nie den Boden. Man stürzt ohne zu fallen.

Wir beschlossen so schnell wie möglich die Gegend zu verlassen. Nach einer kurzen Ruh marschierten wir durch den Wald in einiger Entfernung zur Straße. Erst später begaben wir uns auf den öffentlichen Weg. Nach einer gewissen Zeit kehrte ein wenig Normalität zurück. Nicht jedoch bei mir. Das Pochen war noch nicht ganz verschwunden. Irgendetwas in mir riet zur Vorsicht.

Wir kamen in ein Dorf, welches wir erst zuvor verlassen hatten. Dies rief schon einige fragende Blicke hervor. Wir erkundigten uns ein wenig über das nun nicht mehr existente Dorf, erfuhren jedoch nicht wirklich Verwertbares. Wir legten und zu Ruh.

Am nächsten Morgen machten wir uns frisch und wollten frühstücken. Als wir jedoch zu Tische saßen geschah draußen etwas Merkwürdiges. Ein Dorfbewohner schritt zuerst die Straße auf und ab. Dies fiel zuerst nicht auf, doch mit einem Male erkannte ich, dass er sich dabei bei jeder Durchquerung den Arm aufritzte. Ich weiß meine Begleiter auf dieses eigenartige Verhalten hin.

Doch ehe wir auch nur von unserem Stuhl hätten aufstehen können kam ein Zweiter angerannt, mit einer Mistforke in seinen Händen. Ohne einen Schrei, als wäre es hier ganz alltäglich, spieß er den Wanderer auf.

Dies bekamen nun auch einige in der Wirtsstube mit. Teilweise reagierten sie panisch, schrieen oder wurden blas vor Terror. Also ein normales Verhalten angesichts des teuflischen Mordes.
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Loki
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Grabkammer - Seite 6
Andere jedoch blieben ruhig und gelassen. Sie nahmen kurz Notiz und wendeten sich dann wieder ihrer vorherigen Tätigkeit zu. Uns wurde schon ein wenig mulmig. Ich war verstört, unsicher. Ich rang mit mir. Ich wollte wissen, was passieren würde, war neugierig ob der Zukunft. Ich hatte um mein eigen Leben plötzlich Angst. Ich schob die Furcht vor der eigenen Gabe beiseite und wagte einen Blick in die Zukunft.

Ich sah ähnliche Bilder hier geschehen, wie sie sich Tags zuvor abgespielt hatten. Die Fänge des Dämons waren weit reichender als wir dachten. Seine dunkle Aura bewegte sich schneller, als wir reisen konnten. Ich sah wieder all das Blut, all die Flammen. Immer realer wurde die Vision, der Blick in die Zukunft. Ich konnte plötzlich riechen, ja sogar schmecken was die kommende Zeit parat hielt.

Ich teilte dies meinen Kameraden mit. Besser gesagt: Ich wollte dies tun. Jedoch ward ich wieder Opfer meiner Neugierde geworden. Mein Zeitbewusstsein muss rapide langsamer laufen, wenn ich diese Blicke riskiere.

Ich lag auf dem Boden. Hinter mir stiegen rauchend Flammensäulen empor. Ein nahes Ächzen von einem Leichnam, welcher da mit den Händen auf mich zu kroch. Ich erhob mich, wollte forteilen, da sah ich den Kampf meiner Genossen.

Sie erhoben ihre Schwerter und Schilde gegen ein grauenvolles Wesen. Der Unterleib ward der eine Schlange mit grünen Schuppen. Die Adern pulsierten darunter wie Feuer, rotloderndes Blut. Der Schlangenschwanz endet in einer gewaltigen Fischflosse mit eisernen Spitzen. Immer wieder zischelte diese Waffe gleich einer Sense auf seine Gegner zu. Der Oberkörper ward von menschlicher Form. Doch die Haut, wenn man es so sagen kann, bildeten unzählige Gesichter. Augenpaar an Augenpaar, Mund neben Mund, Gesicht neben Gesicht. Selbst die vier Arme waren ein Gebilde aus Köpfen, aneinandergereiht und festgehalten durch Strick und Faden. Wie ein Kleidungsstück genäht. Alle diese Gesichter schrieen und spuckten Schimpf. In jeder Hand hielt es ein Schwert aus Zähnen. Tausende normalgroßer menschlicher Zähne, aneinandergekettet zu einer Waffe.

Fragt mich nicht wie, doch wir schafften die Flucht. Wieder zogen wir uns in den Wald zurück. Einige Bauern hatten wir dem Inferno und der Dunkelheit entreißen können. Keiner vermochte ein Wort zu sagen. Wir zogen drei Tage durch die Wildnis. Ohne Hunger, ohne Durst. Auch an Schlaf mochte keiner denken. Erst am vierten Tage brachen wir vollständig ermattet zusammen.

Der kleine Tross stieß am siebenten Tag wieder auf eine verwüstete Ortschaft. Es gab kein Entrinnen. Man kann der Hölle nicht davon laufen. Man kann ihr nur den Gefallen tun und es versuchen. Zeit schinden und dabei geistige Qualen erleiden, sengende Erinnerungen schmerzend spüren. Nicht an den Morgen denken können, furchtvoll der Ereignisse die da harren.

Doch was sagte ich? Man kann nicht die morgige Sonne aufgehen sehen? Ich? Nein, ich weiß was ich kann und ich muss nun endlich erwachsen werden, meine kindlichen Vorstellung verdrängen und handeln wie es sich zu handeln gebührt.
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Loki
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Beitrag von Loki »

Grabkammer - Seite 7
So ersann ich mich meiner letzten Kräfte. Verschob die Furcht, die schrecklichen Bilder. Ich zog mich zurück, alles war abgesprochen. Wache stand der Rest, im Bewusstsein das es lange dauern könnte. Ich lag mich auf den Boden und gab mich meiner inneren Sicht hin.

Schmerzen, sofort direkt und in voller Härte schlugen auf meinen Kopf ein. Meine Glieder wurden zerrissen, mein Leib mit roher Gewalt aufgeschlitzt. Feuer, Gestank und allerlei Kreaturen der Finsternis. Immer widerlicher werdend, je länger ich in der heißen Suppe den Zukunftslauf versuchte zu lesen. Lange lag ich wohl an diesem Fleck im Wald, doch als ich erwachte hatte ich es gesehen.

Nun wusste ich, wie man die Wolke der Vernichtung, der urtümlichen Zerstörung Kraft, aufhalten könnte. Ich hatte es gesehen und war lange genug inmitten des Meeres aus Schmerz und Qual abgetaucht um auch die Erkenntnis über die Herstellung zu erlangen.

Die Lösung war oder besser ist ein Artefakt. Sechs Teile sollen es sein, ein jeder von uns eines tragend. Sechs Teile um zu brechen der Dämonen Macht, zu versiegeln seine Pranken hinter festen Gittern. Sechs Splitter, gefügt zu einem, um zu vertreiben Dunkelheit und Düsternis.

Nach einem erholendem Mal und einer segenreichen Nacht ohne Träume teilte ich dies meinen Gefährten mit. Wir redeten lange. Über Gefahren und Risiken sprachen wir, auch über den Versuch einer einfachen Flucht. Doch schlussendlich waren wir uns einig, dieses Wagnis einzugehen. Sie vertrauten mir und meinem Auge. Wir machten uns daran die Zutaten zu sammeln.

Ich nahm bei der Erstellung wahr, wie schwer der Unterschied wiegt, einen Pfad nur zu kennen oder ihn tatsächlich zu beschreiten. Hatte ich mit einer Woche gerechnet, wurden es zwei. Waren diese rum dachte ich an einen Monat. Fünf vergingen am Ende, und wir sahen so manches Leid.

Fünf Monate brauchten wir um die Zutaten für das Artefakt und seine Erstellung zu sammeln. Eine Zeit voll mit grausamen Bildern. Voll des Todes, des Siechtums und der Verzweiflung. Der gesamte Amkamm schon schien dem Dämon anheim gefallen. Man hörte hin und wieder des Nachtens sein dunkles Lachen, Donnerschlägen gleich. Ein Lachen welches die Erde zittern ließ.

Angeschlagen, des Suchens müde rafften wir uns auf, um zu erstellen das Artefakt. Wir sechs, in der vergangenen Zeit zusammen gewachsen. Als Gruppe gestärkt von dem was wir dulden mussten. Als Einheit, als ein Körper der sich lediglich entschlossen hatte, seine Kraft auf sechs Glieder zu verteilen handelten wir. Wir vollbrachten schlussendlich nach fünf langen Monaten das Werkzeug, welches der Dämon fürchten lernen sollte.

Ihn zu suchen war ein leichtes. Wir mussten immer nur dorthin gehen, wo es noch hässlicher wurde. Wir fanden ihn schnell. Ich könnte von der Tat groß erzählen. Berichten wie heroisch wir der Finsternis entgegentraten. Doch so war es nicht. Wir krochen in fast brennender Luft nach vorn. Die Häupter gesengt, die Haare schon dem Feuer überlassen. Unsere Waffen waren nicht anzufassen, die Rüstungen Gefängnisse der Qualen.
Wir standen an der Grenze zu seinem Reich und es war uns klar, wer hier Herr und Meister und wer nur Dreck war. Wir, lediglich Schmutz in dieser dämonisch perfekten Welt schlichen wie Insekten in der Stube herum und irrten von links nach rechts. Drehten uns im Kreis.
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Beitrag von Loki »

Grabkammer - Seite 8
Mein Antlitz ist immer noch von dieser Höllenglut gezeichnet. Keine Schönheit schreibt diese Zeilen. Auch keine Hand, die da noch kann groß etwas spüren. Der Preis unseres Triumphes war hoch. Doch wir hatten es geschafft. Hatten uns vor gekämpft und standen geschlossen zu Sechst um zu verbannen den Dämon, Bote von Unheil, König des Blutdurstes, Fürst der Knochen.

Ja, wir hatten es geschafft. Die Welt erholte sich. Und fast genauso schnell wie sich unser Erfolg in aller Winde herumsprach, wurden unsere Namen verkündet. Helden waren wir geworden, reich an Ruhm. Gold vieler Dankbarer und von Herrschern häuften sich vor uns auf. Wir hatten es geschafft. Wir waren am Ziel. Gezeichnet zwar und mit entstellten Körpern, doch wir waren Helden mit Gold und Ruhm. Wir waren das geworden, warum wir in den Amkamm gezogen waren. Nur auf einem anderen Wege und zu einem fürchterlichen Preis.

Bald schon trennten sich unsere Wege. Jeder nahm seinen Teil des Artefaktes mit und versuchte wieder einem Leben nachzugehen, welches man so als erstrebenswert erachtet. Auch ich ließ mich nieder. Mitten in der Wildnis, also an einem Ort ganz hier in der Nähe.

Ich war froh, dass alles vorbei war. Ich dachte nicht an das, was ich eigentlich schon gesehen hatte. Vergaß was ich wissen sollte, erkannte nicht, was ich erkennen sollte. So verging ein Jahr, als ich dann von der schrecklichen Kunde hörte.

Richard Nachtmeier war ein wenig komisch geworden. Komisch insofern, dass er als Begleiter wohl nicht einen tragischen Unfall von Leopold Ruhstein verhindern konnte. Auch war er wohl in der Nähe, als Karl Lerbach sich das Leben nahm.

Wenig später dann war die Gewissheit dar: Richard hatte gemordet. Er hatte einen langen Kumpanen und Mitstreiter Henrik Großfeld umgebracht. Ich fragte mich warum, wieso? Doch trug ich die Antwort um meinen Halse.

Er hatte nun vier Stücke unseres Artefaktes. Mir ward nicht wohl bei diesem Gedanken. Wieder schaute ich in die Zukunft. Ich erspare nun den Leser mit Details. Ich sah, dass sich Richard Nachtmeier zum Bösen gewandt hatte.

Er wandelte sich. Ich sah deutlich seine Aura. Es war nur noch wenig Menschliches in ihm. Bereitwillig nahm er den Dämon in sich auf, suchend nach vollkommener Macht. So trachtete er nun nach dem Ganzen, in der Hoffnung seinen Meister die Wiederkehr zu ermöglichen. Er wollte das Gefängnis zerstören und sich selbst einen großen Platz im flammenden Reich der Dämonen sichern.

Ich musste dies verhindern. Sein Plan konnte zwar nicht gelingen, zumindest nicht so wie er sich das vorstellte. Dennoch wäre es zu schmerzvoll für die Welt. Ich plante also mein eigenes Grab. Mein Gefängnis. Diese Wände die der Leser nun betrachtet. Ich schloss mich selbst ein, schützte die Türen mit all meiner Macht.

Zuerst hatte ich ein wankelmütiges Gewissen. Hatte ich mich selbst dem Tode hingegeben und dabei doch nur Hirngespenster gesehen? Lag ich falsch in meiner Folgerung? Ich öffnete die Türen und trat ins Freie. Ich musste mir Gewissheit verschaffen.
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Beitrag von Loki »

Grabkammer - Seite 9
Doch Richard Nachtmeier hatte nun auch Heinrich Unterbaum getötet. Sein Anblick war verschoben, sein rechter Arm mehr dunkele Klaue als Haut. Er suchte, wirklich er suchte nach mir. Mordend zog er durch die Gegend.

Ich schaute ein letztes Mal in die Zukunft. Und was ich sah ist weniger erfreulich. Der Dämon würde wiederkommen. Doch nicht jetzt oder gar morgen. Vorausgesetzt ich würde mein eigen Grab wieder von innen versiegeln. Erst eine Sonnenfinsternis und grausame Vorgänge, gesprochen von zwei falschen Brüdern, Vatermördern.

Ich schreibe nun meine letzten Zeilen in diesen Fels. Ich habe alles getan, was in meiner Macht stand. Ich habe ein Buch geschrieben, welches die kommenden Ereignisse enthält. Sicher platziert draußen, dort wo es erst falsche Hände bekommen.

Es ist schwer zu weit voraus zu sehen, doch die Zuversicht ist in mir. Gesegneter Leser, ich bedanke mich für deine Mühen. Du bist auf dem rechten Weg. Und wenn du irgendwann an diese Zeit denken solltest, so erinnere dich an mich.



An Sörn Hellbrund.
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