Ludi Saxonici

Hjore lächelt weiter.

"Nun, werte Lilia, dass Du Dich bei der Hochzeit des Reichskanzlers mit der werten Dame Katharina zurückgehalten hättest, will ich nun nicht gerade behaupten..."

Lächelt etwas breiter.

"... Jedoch bis Du doch ansonsten eine anständige und zurückhaltende Dame, nicht wahr?"

Wenn Hjore keine Ohren hätte, würde sein Grinsen jetzt einmal um den Kopf herum gehen. Seine linke Hand ruht dabei auf Lilias rechter Schulter. Indes bringt der Wirt die Krüge.

"Nun dann, Freunde, lasst uns ein weiteres mal anstoßen, auf die Götter, auf die Reise, das Thorland und ... auf uns!"

Lilia grinst in ihren Bierkrug, wird rot und murmelt etwas wie

Der Reichskanzler hatte mich eingeladen...

Sie schaut Hjore mit immer noch leicht gerötetem Gesicht an und meint:

Natürlich bin ich zurückhaltend und anständig. Das ist das Problem!
Bei dir, werter Hjore, fallen durchgezechte Nächte nicht mehr auf...

Nun grinst sie ebenfalls breit.

Auf die Götter, auf das Thorland, auf die Reise, auf uns und den Sommer!

Osric hebt ebenfalls seinen Krug:

"Jawohl, auf die Götter! Und auf den ... naja, erst mal auf den Frühling, würde ich sagen, der Sommer kommt später dran. Und auf das Thorland. Und auf die hübschen Thorländer Mädchen natürlich!"

Osric prostet dabei Talea zu und nimmt einen tiefen Zug.

"Charmant wie immer, unser Osric!"

Talea prostet ihm fröhlich zu.

"Obwohl ich für meinen Teil noch nicht sicher bin, ob ich gleich ganz wieder ins Thorland zurückwill. Heimat hin oder her. Aber dort sind mir derzeit zu viele Märkte. Mein Vater käme nur wieder auf dumme Gedanken, mich mit irgendwelchen Söhnen von Gänsebauern zu verkuppeln. Das muss ich gerade nicht haben.
Außerdem ist das Thorland noch eine ganze Ecke durch die Einöde entfernt und in den Ostlanden ist momentan auch eine Menge los - jetzt wo die Marktsaison wieder losgeht. Mal schauen."

"Werte Talea, das kann ich gut verstehen, dass eine Dame wie Du nicht mit einem Gänsebauernsohn verheiratet werden will. Da pass mal lieber gut auf Dich auf, dass Du was besseres findest."

Mit einem Zwinkern hebt Hjore seinen Krug in Richtung Talea.

Lilia lauscht der Unterhaltung und trinkt ihr Bier.
Plötzlich erinnert sie sich an etwas, sie blickt nach unten und ein Schatten legt sich über ihr Gesicht.

Vater...

Ihr Flüstern ist für die anderen kaum hörbar.
Dann laufen Tränen über ihr Gesicht.

"Hej, hej, kein Grund zu weinen, meine Liebe."

Talea fasst Lilia sanft an den Schultern, blickt dem Mädchen tief in die Augen und nimmt es dann in fast mütterlicher Sanftmut in den Arm.

"Du bist unter Freunden, Lilia.", flüstert Talea tröstend. "Was ist mit deinem Vater? Was bekümmert dich so sehr? Man möchte ja meinen, die Sonne ginge morgen nicht wieder auf."

Lilia lehnt sich kurz an Talea, dann richtet sie sich auf und wischt sich die Tränen aus den Augen.

Danke...Es tut mir leid.

Mit einem Mal sitzt sie sehr gerade, den Kopf leicht nach unten geneigt und legt ihre Hände in den Schoß.
Sie erinnert sich, schaut dann auf und meint:

Um meine Tränen zu verstehen, müsst ihr wissen, was geschah...
Warum ich alleine in die Wildnis ging...
Das tun die Wenigsten ohne Grund.

Sie lächelt Hjore an.

Ich komme aus dem Land Rabenstein, genauer gesagt aus dessen Hautpstadt Barlinum. Dort residiert auch unser König.
Meine Familie...

Ihre Stimme stockt kurz, dann zwingt sich Lilia, weiter zu sprechen.

Meine Familie stand hoch in der Gunst unseres Herrschers und mein Vater war Tuchhändler. Er verkaufte die feinsten Stoffe an die Adligen und reichen Bürger der Stadt, sogar der Königshof stattete uns jeden Mond einen Besuch ab, um sich Brokat, Samt und Seide heraus zu suchen. Dann gab es immer ein prächtiges Gelage in der Halle unseres Wohnhauses.

Ich... hatte nie das Bedürfnis, zum Hof zu gehören, obwohl die Damen der Edlen mich anscheinend mochten und ich mich mit der Königin gut verstand, doch dann... dann tauchte ein Mann bei meinem Vater auf-

Erneut laufen zwei Tränen über Lilias Wangen, doch sie spricht unbeirrt weiter.

Er beschuldigte mich der Hurerei - vollkommen unberechtigt!
Nie hätte ich meinem Vater solche Schande gemacht, nie!
Nun, ihr kennt das sicherlich, der Skandal vebreitete sich in der Stadt, der König erfuhr davon und dieser... dieser MANN brachte auch noch einen Zeugen! Den Kerl hatte ich noch nie zuvor gesehen, doch er erzählte von zahlreichen Liebesnächten mit mir und noch so viele andere Lügen.

Lilia seufzt.

Schließlich stand mein Vater kurz davor, sein Gesicht zu verlieren und dazu noch die Anerkennung des Königs.
Er konnte meine Unschuld nicht beweisen und jagte mich schließlich aus der Stadt, um sein Ansehen zu bewahren.

Sie verstummt und starrt auf ihre Hände, die sich um den Saum ihrer Tunika geklammert haben.

Vorsichtig greift Hjore mit seiner linken nach Lilias rechter Hand, sieht die junge Frau mit warmen und verständnisvollen Augen an, und nicht ohne ihre Aufmerksamkeit ihm gegenüber abzuwarten, holt er ein wenig Luft um dann leise zu sprechen.

"Hast Du eine Ahnung, was dahinterstecken könnte? Ich vermute, es kann sich nur um Neid und Argwohn handeln."

Bedächtig spricht er weiter.

"Du sagst, Du hast diesen Zeugen noch nie zuvor gesehen, oder meinst Du den Mann, der Dich verleumdet hat, oder beide?"

Hjore hält kurz inne und streichelt mit der freien rechten Hand die frischen Tränen aus Lilias Gesicht.

"Nun beruhige Dich ein wenig, wenn Du möchtest, begleite ich Dich nach draußen, damit Du nicht ganz alleine bist, während du Deine Gedanken vielleicht an frischer Luft neu ordnen kannst. Wie Talea schon sagte: Du bist unter Freunden."

Nach diesen Worten wartet Hjore geduldig auf eine Antwort seitens Lilia, ihre Hand sanft umschlossen.

(OT: Nu gehts los! )

Lilia erwidert Hjores Blick, ihre Hand schließt sich um seine und sie spricht, ohne ihre Augen abzuwenden:

Natürlich war jemand auf die Stellung meines Vaters eifersüchtig! Neider gibt es immer...

Ihre Augen weiten sich, als Hjore ihre Tränen weg wischt. Sie lächelt ein wenig.

Ich kannte weder den Lügner, der mich anschwärzte, noch den vermeintlichen Zeugen.
Aber letztendlich ist es doch egal. Selbst wenn ich wüsste, wer sie sind, würde mein Vater mich nicht mehr aufnehmen, selbst wenn...
Nein.
Ich will nicht mehr nach Hause zurück, nicht nach dem, was geschah.

Noch immer schaut sie Hjore lächelnd an.

Nicht mehr...

Nein, ich will nicht nach draußen. Wer weiß, was dann mit meinem Bier passiert.

Ihr zaghaftes Lächeln wird breiter.

"Was sollte denn mit Eurem Bier passieren? Hjore wäre doch mit draußen!"

Osric bricht in dröhnendes Gelächter aus, offensichtlich sehr begeistert von seinem eigenen Witz.

"Aber im Ernst. Vielleicht sollten wir ja mal in Eure Gegend reisen und mal auf unsere Weise mit diesem ... Zeugen reden."

Lilia trinkt einen Schluck und grinst Osric zu.

Wir haben unsere erste Reise noch nicht hinter uns gebracht und schon sprecht ihr von einer neuen?
Mein Vater meinte immer, das würde Unglück bringen... Nein nein, ich will erst mal ein wenig Gras über die Sache wachsen lassen.
Außerdem bin ich auf das Thorland gespannt.

(OT: Rabenstein gibt es, da müssten wir uns eine Veranstaltung in Brandenburg suchen, wenn wir das irgendwann verwirklichen wollen... und ich müsste mit der SL reden.)

Hjore grinst zu Osric rüber.

"Jetzt tut er wieder so, als ob er wesentlich weniger tränke als ich."

Wird wieder ernst.

"Aber er hat recht. Wenn Du das möchtest, könnten wir uns mal um diesen Zeugen samt dem Konspirateur, oder wie das heißt, kümmern. Auch wenn ich an Deiner Stelle ebenso nicht zurück in die alte Heimat wöllte, so wäre es doch sicher eine Genugtuung für Dich, wenn diese Verbrecher ihrer gerechten Strafe zugeführt würden. Und wenn die Obrigkeit sich da nicht drum kümmert, was in solchen Fällen leider viel zu häufig der Fall ist, obwohl sogar das Königshaus bei Euch Kunde war, dann... Also, wenn es sich mal ergeben sollte...
Aber naja, das musst Du selbst entscheiden. Wo genau liegt eigentlich Rabenstein?"

Lilia schaut zwischen Osric und Hjore hin und her.

Wie auch immer... Äh...

Ist ein wenig verwirrt, sammelt sich und meint dann:

Rabenstein liegt unter Akron, neben Beilstein... also, ich glaube, südwestlich von Bjelawa... wenn ich mich an die Karte erinnere.

Und irgendwann kommt sicherlich die Zeit der Rache und auch der passende Moment, aber zur Zeit hab ich einen neuen Platz gefunden und will einfach nur vergessen. Eigentlich ist unsere Reise viel zu schön, um an solche dunklen Zeiten zu denken.

Sie lächelt Hjore warm an.

Hjore erwidert Lilias Lächeln.

"Ich denke, Du hast völlig Recht. Wir werden uns eine schöne Zeit machen. Ich muss nur im Thorland für zwanzig Tage anheuern, hab's der Schöntucher ja versprochen. Aber vielleicht kann ich das noch eine Weile rauszögern. Muss mal mit ihr reden, wenn wir da sind."

Hjore setzt den Krug an die Lippen und schielt dabei weiter in Richtung Lilia.

"Köstlich. Freund Wird, noch 'ne Runde für unseren Tisch! Und für den Zwischenrufer da hinten auch noch eins. Wer so wahre Kommentare von sich gibt, der soll belohnt werden, hähä."